… ist für den heutigen Tag übriggeblieben – letzte Woche hatte ich Euch bereits Cèdre Atlas und Citron d’Erable vorgestellt, nun sind noch Figuier Ardent, Mandarine Glaciale und Sud Magnolia an der Reihe. Dieser Tage war es ja eher trübe, ich bin mir sicher, dass das Trio für bessere Laune sorgt – und in der kommenden Zeit perfekt zu den erwartungsgemäß wärmeren Temperaturen passen wird!
Figuier Ardent
Vorab: die Beschreibungen zu den Düften von Atelier Cologne werden immer … „blumiger“. Es sind Geschichten, damit ist das Label nicht alleine – Simone Andreoli macht das, Profumi del Forte lassen den „Chefparfümeur“ dafür wohl zu Wort kommen (oder legen ihm zumindest Worte in den Mund ;)). Jul et Mad erzählen ihre vermutlich eigene Geschichte, darüber hinaus gibt es noch viele weitere, die einzelne Augenblicke in ihren Duftbeschreibungen skizzieren, die wie aus dem Leben gegriffen wirken – oder eben aus einem Roman. Ich bin allerdings ein bisschen skeptisch nach den ersten Düften letzte Woche, ob ich den gedanklichen Sprung zwischen den sehr offenen Texten und dem jeweiligen Duft hinbekommen … wir werden sehen!
„He left without knowing if she received his letter. Undoubtedly, she would remember the place of their first rendez-vous. By the lake, their tree had grown tall over the years. Their initials, long ago carved by him, were dark and shiny against the old bark. At first sight, all those years melted away and their love sparked like the first moment, magical and secret.“
Ok, er ist also fort. Er ist gegangen und hat sie alleine zurückgelassen mit einem Brief. Kein Gespräch. Hat er sie verlassen? Er hat sie wohl verlassen. Warum? Das weiß man nicht, man weiß nur, dass er glaubt, dass sie ihr erstes Date noch im Kopf haben wird, die Gefühle im Herzen tragen. Dass sie sich erinnern wird an die Buchstaben, die er am Rande des Sees in die Baumrinde schnitzte, ihre Initialen, die nach all den Jahren immer noch sichtbar sind. Und dass diese ihre Liebe eben doch wieder funkeln könnte, funkelt, auf den ersten Blick, wie früher …
Weiß er überhaupt, was er will? … Egal. Atelier Cologne wussten es: erdige Feigenblätter, die im Wind einer salzigen Seebrise tanzen. Ein Feigling ist Figuier Ardent also, wie der Name schon sagt, der ungefähr soviel heißt wie glühender oder auch feuriger Feigenbaum.
Mit der Feurigkeit kann nur die ehemalige Leidenschaft gemeint gewesen sein, am Duft selbst ist nämlich gar nichts feurig 😉 Temperamentvoll im eigentlichen Sinne ist er auch nicht, assoziieren wir das doch normalerweise mit einer gewissen Schärfe, Würzigkeit und/oder Wärme, um nicht zu sagen: Hitze. Das findet sich alles nicht in Figuier Ardent. Er ist ein typischer Feigling, der allerdings einmal keine Kokos atmet (Danke!), sich dafür eher auf die grünen Seiten der Feige konzentriert. Will sagen: hier rauscht es auch ordentlich im (Feigen)Blätterwald, ein Quentchen Milchigkeit ist auch vorhanden sowie saubere Akzente dank Zedernholz. Figuier Ardent ist frisch und cremig, das macht sein Naturell aus. Die Frische bezieht er von Feigenfrüchten und -blättern, wobei hier eine Sauer-macht-lustig-Bergamotte noch mit hineinspielt. Eine Prise Pfeffer akzentuiert, Iris cremt, selten, aber wahr: dieses Mal nur äußerst verhalten pudrig. Und Tonka sorgt für sehr subtile Süße, die den leisen Sonnenstrahlen eines Frühlingstages gleicht in ihrer stillen Wärme.
Figuier Ardent ist somit ein Feigling für alle Fälle: Egal ob Männlein oder Weiblein, unabhängig von Tages- und Jahreszeit macht er eine gute Figur. Ein Immergeher. Logischerweise aber einer, der besser in die wärmeren Jahreszeiten passt – da stellt er im Vergleich zu seinen Gattungsgenossen ebenfalls keine Ausnahme dar.
Mandarine Glaciale
Eine geeiste Mandarine, ja? Das liest sich lecker – und die Story dazu?
„His telegrams came repeatedly and she persisted in ignoring them. He knew what she was capable of, but she refused to work his way. This time, despite herself, she gave in. The ultimate request: she must deliver his commissioned painting in person. The private plane would arrive in the morning. For the moment, she rode her horse freely along the river.“
… die weiß mich wenig zu entzücken. 50 Shades of Grey? Sorry, da bin ich raus. Auf mich wirkt es total klischeehaft – eine Frau weist die Offerten eines (geheimnisvollen) reichen Mannes permanent zurück, der ihr, die sie ganz offensichtlich gebildet ist und irgendwie im Kunsthandel involviert, nun ein Bild abkauft, ganz bestimmt ein wahnsinnig teures, und als einzige Bedingung möchte, dass sie es persönlich übergibt. Für diese Übergabe gibt es natürlich ein Privatflugzeig seinerseits und davor entspannt sich unsere erfolgreiche Frau noch in der Natur bei einem Ausritt, weil sie ja eigentlich total bodenständig ist, ein Freigeist und überhaupt sehen Frauen auf Pferden im Sonnenuntergang einfach toll aus.
„An icy mandarin spiced with sweet ginger …“, eine geeiste Mandarine mit süßem Ingwer soll Mandarine Glaciale sein – und ich erkenne keinerlei Zusammenhang zum obigen Text. Macht nichts – außer Mandarine und Ingwer finden sich hier noch Bergamotte und Zitrone im Kopf, Jasmin und Petitgrain im Herzen als auch Vetiver, Eichenmoos und Ambra in der Basis.
Für Atelier Cologne ist das hier Heimspiel – ein Hesperidenduft, dass sie das können, haben sie schon sehr sehr oft unter Beweis gestellt, wie ich unter anderem letzte Woche erwähnte. Sie haben einige wirklich herausragende Hesperidendüfte im Sortiment, die allesamt komplett authentisch duften, Charakter haben und innovativ sind. Mandarine Glacial macht hier keine Ausnahme – und wird schon alleine deswegen diverse Freunde finden, weil präsente Mandarinennoten in Düften sehr selten anzutreffen sind, was im übrigen auch für den Ingwer gilt, auch wenn er mittlerweile etwas häufiger geworden ist. Wer also bisher L’Artisan Parfumeurs Mandarine Tout Simplement hinterhergelaufen ist, der zwar sehr schön ist, aber auch recht flüchtig – Mandarine Glaciale könnte eine Alternative sein (oder auch ein zweiter Duft im Regal ;)), wenn man Ingwer mag.
Um diese beiden Protagonisten dreht sich alles: Gekühlte Mandarine, saftig, süß, frisch, unbeschwert, beschwingt und heiter sowie Ingwer, würzig, trocken-fruchtig-holzig und von einer gewissen Schärfe, die ein wenig Wärme mitschwingen lässt. Ein paar cremig-liebliche Blümchen als Rahmen und eine Basis, die verhalten wärmt, salzt und grast – fertig. Vollkommen unisex, absolut authentisch wirkend und mit Sicherheit ein Duft, der die ganzen Mandarinen- und Ingwerliebhaber unter Euch verzücken wird!
Sud Magnolia
Unsere Magnolie ist der letzte Duft der Bon Voyage Collection – und ich scharre selbstredend ein wenig mit den „Hufen“, da mit Magnolie erneut eine Zutat zum Zuge kommt, bei der Nachfrage Angebot übersteigt auf dem Duftmarkt. Will sagen: Magnoliendüfte gibt es wenige, meines Erachtens nach viel zu wenige. Atelier Cologne präsentieren mit Sud Magnolia nun einen, dem folgende Geschichte als Beschreibung zugedacht wurde:
„They met every year, without fail, always at the same celebration. He caught sight of her in the crowd. Her mask was adorned with white feathers and magenta crystals. He enjoyed a moment watching her search for him, but not for long as he yearned to have her dancing in his arms again.“
Ein Maskenball, ein alljährlicher – oder sprechen wir von Karneval? Man weiß es nicht, sicher ist allerdings dass die beiden sich dort begegnen in schöner Regelmäßigkeit. Alle zwölf Monate ein einziges Mal. Ihre Maske ist geschmückt mit weißen Federn und magentafarbenen Kristallen. Er genießt es, ihr dabei zuzusehen, wie sie ihn sucht, wie ihre Augen über die Menge gleiten. Aber er kann sie nicht lange warten lassen, weil seine Sehnsucht zu groß ist, sie endlich in seinen Armen zu halten und mit ihr zu tanzen …
Nein, ich mag die Beschreibung schon wieder nicht. Derlei Liebesromane sind mir ein Graus und bei Maskenball muss ich an die Ferkeleien aus Stanley Kubricks umstrittenes Spätwerk Eyes Wide Shut denken (darin findet auf einem Schloss eine sexuelle Orgie statt, bei der alle Beteiligten, ganz offensichtlich Schöne und/oder Wohlhabende, maskiert sind).
„A rose magnolia coated with orange marmelade …“ soll es sein und ich ergänze: eine Rosen-Magnolien-Schönheit mit BLUTorangenmarmelade! Bitterorange, Pampelmuse und schwarze Johannisbeere sind als Kopfnote angegeben – und die nimmt man auch wahr. Allerdings ist es für mich weniger eine Bitter- als vielmehr eine Blutorange, die ich hier schnuppere. Passt perfekt, aber bitte, für die Zukunft – ich möchte erst einmal keine Düfte mehr mit Grapefruit/Pampelmuse und Cassis, liebes Atelier Cologne-Team! Drei von fünf Düften hatten diese tolle Kombination jetzt in dieser Kollektion, davor wurde sie durch Pomélo Paradis eingeführt und durch mindestens eine andere Kreation fortgeführt – das ist zuviel und fängt sonst alsbald an langweilig zu werden.
Blutorange, ein Hauch Cassis, saftig, subtil säuerlich und erfrischend, treffen auf wässrig-zarte Magnolien und eine fruchtig-samtige Rose. Die Basis trägt lediglich, sachter Moschus, ein paar Hölzchen, man sieht auf den ersten Blick, was man später auch erschnuppert – die Basis ist hier lediglich der Rahmen, bildet den Untergrund dieses malerischen Duftes.
Auch wenn mir der eine oder andere Mann in den Sinn kommt, der Sud Magnolia eventuell tragen könnte – sorry liebes Männervolk, eigentlich ist er für uns Weibis gemacht 🙂 Wer Düfte wie beispielsweise Hermès‘ Rose Ikebana oder Byredos Rose Noir mag, der wird mit Sud Magnolia in jedem Fall auch glücklich!
… und? Ist ein Must-Try für Euch dabei in der Bon Voyage Collection?
Viele liebe Grüße
Eure Ulrike
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