… beschäftigen uns heute – ja, ganz genau! Vor nicht allzu langer Zeit sind sie in Bruchsal eingetrudelt, die Gärten von Chopard. Zum Haus Chopard brauche ich wohl nichts zu sagen, Juwelier und Uhrmacher seit 1860, im Luxussegment angesiedelt. Düfte gibt es von Chopard auch schon seit etlichen Jahren – ich nehme an, dass alles mit dem aussagekräftigen Happy Diamonds Mitte der Achtziger Jahre begann (im übrigen auch der Name einer Schmuckkollektion, ergo mehr als nur Motto bei Chopard), danach folgten diverse weitere Duftkreationen, von denen uns (oder zumindest mir) vor allem Cašmir (Michel Almairac) und Mira-Baï (Mark Buxton) im Kopf geblieben sind. Beide,können unbenommen als Klassiker angesehen werden, vor allem aber der zeitweise omnipräsente Cašmir, der sich noch heute zahlreicher Liebhaberinnen erfreut.
Jetzt gibt es Neuigkeiten aus der Duftecke des Hauses – und zwar gleich zwei Kollektionen, die mit jeweils vier Düften aufwarten: Gardens of Paradise und Gardens of the Tropics. Heute widmen wir uns den paradiesischen Gefilden, wie ich soeben beschlossen habe – die tropischen Gärten folgen alsbald.
Gardens of Paradise – Die märchenhafte Flora des Morgenlandes
Wirft man einen Blick auf die Seite von Chopard, braucht man einen Augenblick, um sich zu den Düften durchzuklicken beziehungsweise um diese überhaupt zu finden zwischen den vielen anderen Menüpunkten. Der Fokus liegt bei Chopard selbstredend auf Schmuck und Uhren, darüber hinaus gibt es aber mittlerweile jede Menge Accessoires, da gehen die Düfte schnell visuell verloren, schon alleine aufgrund der bloßen Quantität des Angebots. Was mir aber umgehend ins Auge sticht ist die Ankündigung, ab Juli diesen Jahres ausschließlich ethisches Gold zu verwenden – lest hier. Aus meiner Perspektive heraus kann ich nicht beurteilen, wie weit die Eigenverpflichtung der Firma geht, dafür kenne ich mich mit der Materie zu wenig aus. Auch weiß ich nicht, inwieweit das mittlerweile usus ist in der Branche. Das macht mich neugierig, woraufhin ich Google anwerfe …
Hier erfahre ich, dass Chopard schon länger ethisches Gold verwendet, wie unter anderem in diesem Artikel zu lesen ist: „In 2013, Chopard initiated The Journey to Sustainable Luxury project. This led to the Green Carpet Haute Joaillerie collection, featuring Fairmined gold and ethically sourced diamonds; and Palme Verte, a jewellery line in ethical gold, which was inspired by the design of the Palme d’Or trophy. The Fairmined-certified jewellery and watch luxury house has partnered with the South American NGO Alliance for Responsible Mining.“
Irgendwann Ende der Nuller Jahre fing es wohl an, die Nachfrage nach ethischem Gold sowie ethischen Edelsteinen. Ich vermute mal stark, dass diese auch durch den kommerziell sehr erfolgreichen Film Blood Diamond mit Leonardo di Caprio angeregt wurde – dieser wird auch genannt in einem weiteren, sehr aufschlussreichen Artikel der Elle, lest hier. Dort erfahren wir auch, dass Chopard in der Tat die erste High-End-Marke ihrer Zunft war, die ethisches Gold und ethische Juwelen verwendete, und zwar mit und in exakt jener, oben angesprochener Kollektion. Ein Vorreiter also – und was hat das jetzt mit den Düften zu tun?
Verantwortung und Nachhaltigkeit sind der rote Faden, denn sie werden auch in der Beschreibung der Gardens of Paradise Collection angesprochen, sind auch hier Leitmotiv:
„Eine kostbare Kollektion aus vier außergewöhnlichen Düften. Jeder dieser Düfte wurde mit einem natürlichen edlen Inhaltsstoff von bleibendem Charakter hergestellt. Die wertvollen Inhaltsstoffe aus Vetiver, Magnolie, Vanille und Neroli stammen aus nachhaltigen Quellen und werden mit grösstem Respekt vor Menschen und der Umwelt verarbeitet. Der erste Schritt auf einer Reise zu einem natürlichen und nachhaltigen Parfüm.“
Inspiriert wurden die Düfte von arabischen Gärten, in die sich der Parfumeur derselben verliebte – Alberto Morillas. Überflüssig zu erwähnen, kein Unbekannter – auf sein Konto gehen unter anderem Acqua di Giò samt diverser Flanker und Emporio Armani White for Her sowie Sensi, allesamt für Armani, Bulgari Man sowie Blu und Omnia samt … ja, genau, diverser Flanker, CK One und Truth für Calvin Klein, Rochas‘ Byzance, Marc Jacobs Daisy samt diverser Flanker, Essence von Narciso Rodriguez, Kenzos Flower samt Nebenblüten, Estée Lauders Intuition, Cartiers Le Baiser du Dragon, Murmure für Van Cleef & Arpels, Muglers Cologne, Hilfigers Tommy, um nur einige (!) seiner Mainstreamer-Kreationen zu nennen sowie unter anderem (!) Eau d’Italies Acqua Decima und Au Lac, Aqua di Parmas Acqua Colonia (der Ur-Duft), Good Girl Gone Bad sowie Musk Oud und Eternal Oud für by Kilian, Amouages Journey-Düfte, S-Perfume für S-Perfume (daraus ging A Lab On Fire hervor) und so weiter und so fort. Ich denke, für einen Überblick hat es gereicht 😉
Hier gibt es eine Best-of-Morillas-Liste der Fragrantica-Redakteure zu lesen. Und hier findet hier einige Interviews mit ihm, und zwar im Schweizer Blick, bei der PerfumeSociety, bei Fragroom, in der Welt und auf der Webseite des The National.
Zu seiner Gardens of Paradise Collection lässt Morillas gegenüber der Vogue Folgendes verlauten:
“Nature and humans are at the center of our project,” he says. “In all the perfumes there are more than 25 ingredients, that are fully sustainable. What we mean by fully, is that behind each ingredient there is a project.” These projects range from social welfare by supporting small-scale communities to environmental conservation. “Our brief is to create beauty and to give beauty,” Morillas explains.
Ich habe auch einen Link zur Lancierungsparty gefunden – zu der nächsten komme ich sehr gerne, wenn ich eingeladen werde 😉 Jetzt lasst uns aber schnell in die paradiesischen Gärten eilen, meine Lieben!
Honigmond – Miel d’Arabie
Selbstverständlich hat Miel d’Arabie nicht wirklich was mit Honeymoon, den Flitterwochen zu tun, allerdings gefällt mir die Überschrift in dem Zusammenhang. Das Wörtchen Honig hat mich selbstredend gelockt, deshalb ist Miel d’Arabie als erstes dran – und, wer weiß, vielleicht eignet sich das Ziel, die Gegend, die Morillas dabei vor Augen hatte, ja auch für einen Liebesurlaub? Ich bin mir fast sicher …
„Refreshing and sensuous, notes of spices, tea infusions, pink pepper and sweet pomegranate are textured with the floral and balsamic aromas of an exceptional Provence honey extract. Noble and earthy patchouli, together with incense and cypress essential oils, further contrast and deepen this intriguing and unforgettable oriental scent.“
… ich muss schon sagen, dass mir der Flakon ausnehmend gut gefällt. Ich bin, geneigte Leser/innen werden es wissen, eigentlich weder Flakonsammler (sprich: ist mir eigentlich ziemlich egal, die Form) noch Liebhaber verzierter Schmuckverpackungen, aber dieser Entwurf ist wirklich außerordentlich schön. Da ich nur die Pröbchen in der Hand habe, musste ich im Büro nachfragen – die Flaschen sind wohl genauso wertig und luxuriös, wie sie auf den Fotos wirken.
Mit Miel d’Arabie startet die Kollektion genau richtig, um mich noch neugieriger zu machen, denn unser Auftakt hier ist in der Tat zum dahinschmelzen! Einerseits – Honig. Honig satt, betörend, süß, sinnlich. Und durchaus auch ein wenig von seiner Herkunft verratend, nämlich krautig oder besser kräuterig, er lässt Lavendelblüten erahnen und Thymian. Dazu trägt selbstredend auch die Zypresse aus der Basis bei in ihrer holzig-würzig-aromatischen Art. Hier haben wir den Gegenpol des Honigs: Seine kräuterigen Anleihen mitsamt der Zypresse führen hinüber zu den holzig-rauchigen Harzen, die in seiner Basis in geballter Mannschaft angetreten sind – Copahu-Balsam, Benzoeharz, Labdanum und Weihrauch sind gelistet und wissen durchaus, wie man sich präsentiert. Will sagen – man kann sie deutlich wahrnehmen. Trocken, zwischen Kühle und Wärme oszillierend, würzig, würzend und zivilisiert, aber wohlvernehmlich rauchig zeigen sie sich. Und dann, ja dann ist da noch ein gar herrliches Früchtchen, das in Düften viel zu selten eine prägnante Rolle spielt – ein Granatapfel, wundervoll saftig und sacht gepfeffert, der ganz vorzüglich mit den kühlen Weihrauchschwaden harmoniert, die ihn einhüllen, sowie dem verlockend-deliziösen Honig. Begleitet und bestärkt wird er von einer jungen, fruchtigen Rose, die samtig und frisch untermalt.
Insgesamt besitzt Miel d’Arabie einen ambivalenten Charakter: Das ewige Spiel von Licht und Schatten macht ihn aus, er ist gleichermaßen hell wie dunkel, warm und gleichermaßen kühl. Dem Naturell her ähnelt er somit beispielsweise Bigarade Concentrée von Frédéric Malle oder dem Signature von Aedes de Venustas – beide komplett andere Düfte, aber ebenfalls dieses chamäleonartige Wechseln zwischen den Helligkeitsstufen …
Miel d’Arabie ist innovativ, spannend und gleichwohl harmonisch – ich mag ihn. Und er hat mich überrascht: Entgegen dem, was man vielleicht angesichts seines Namens vermuten könnte, ist er sehr wohl auch und gerade für das männliche Geschlecht geeignet. Ich würde ihn als „unisex“ kategorisieren oder vielmehr als für Männlein als auch Weiblein gleichermaßen tragbar.
Ein schöner Einstieg – bald geht es weiter, bis dahin alles Liebe und einen schönen Feiertag
Eure Ulrike
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