… sind heute unser Thema: Parfumerie Générales Suede Osmanthe und Huitième Arts Aqaysos.
Der schöne Schein – Suede Osmanthe 5.1
Die Italien- und Frankreichurlauber unter Euch werden sie kennen, man findet sich allerdings auch an vielen anderen Orten: Trompe-l’œil-Malereien. Wand- oder Deckenmalereien dieser Art sind künstlerische Illusionen, vermitteln Dreidimensionalität vor oder auch bauliche Merkmale, die sich dann bei näherer Betrachtung nicht als figürliche Steinmetzarbeit, sondern als perfekte optische Täuschung entpuppen. Daran fühlte ich mich erinnert, als ich die Kurzbeschreibung zu Pierre Gillaumes neuem Duft Suede Osmanthe 5.1 las – ein Osmanthusduft, der, Obacht, keinen Osmanthus enthält.
Nun ist das in der Parfumherstellung eigentlich nichts Neues, es wird allerdings selten zum Motto, zum inspirierenden Motiv erklärt. Viele Duftnoten sind Phantasienoten, das wird Euch schon aufgefallen sein, bestimmte Ingredienzen lassen sich nur (noch) synthetisch gewinnen oder nachstellen, andere gibt es schlichtweg als Essenz überhaupt gar nicht („Candy-Akkord“ oder ähnliches). Dennoch fällt mir auf Anhieb nur ein Düfte ein, der ein ähnliches duftendes Paradoxon darstellt: Barutis Nooud.
Guillaume hat sich, das erkennt man bereits an den Ingredienzen – Aldehyde und Schwarztee, Pfirsich, Wildleder, Moschus und Cashmeran -, schlauerweise zweier Noten bedient, die ganz wesentliche olfaktorische Facetten der Osmanthusblüte widerspiegeln: Pfirsich und Leder. Diejenigen unter Euch, die bereits das Vergnügen hatten, mehrere Osmanthusdüfte zu testen, werden mir zustimmen – meistens ist es eine der beiden Facetten, die in einem Duft betont wird. Hier finden wir gleich beide – das lässt unweigerlich an Osmanthus denken, zumindest in der Theorie. Die Praxis teste ich sofort – und ab auf die Haut mit dem asiatisch inspirierten Vergnügen!
… und dennoch duftet Suede Osmanthe 5.1 anders, als ich erwartet hätte – das liegt sehr wahrscheinlich an der enthaltenen Kombination aus Aldehyden und Cashmeran. Aldehyde werdet Ihr kennen, Chanel No. 5 revolutionierte damals die Parfumbranche mit einer Überdosis dreier Aldehyde. Cashmeran ist überaus vielseitig, kann moschusartig duften sowie holzig, aber auch fruchtig, kann darüber hinaus chyprierte Akkorde unterstreichen. Man findet es in Parfums genauso wie in Kosmetik und in Reinigungsprodukten. Bei Fragrantica könnt Ihr einen kurzen Artikel zu der Ingredienz nachlesen – seht hier.
Guillaume verspricht „kostbares Wildleder“, das von Pfirsich und Noten schwarzen Tees begleitet wird, eine „olfaktorische Osmanthusillusion“, der gerade durch seine Abwesenheit glänzt.
Ich kann heute und hier nicht glänzen an dieser Stelle, denn Suede Osmanthe 5.1 erschließt sich mir leider überhaupt nicht. Es ist eines der wenigen Male, möchte ich behaupten, dass ich mich so deppert fühle wie bei mancher Weinprobe als Hobby-Weingenießer: Ich vermag so gut wie keine versprochene Duftnote zu entdecken mit Ausnahme des Pfirsichs. Und den hätte ich vermutlich ohne vorheriger Kenntnis der Duftnoten vielleicht auch als Aprikose deklariert oder einfach mit dem Etikett Steinobst versehen.
Mehrfach habe ich getestet, auf der Haut und auf dem Streifen – was für mich bleibt ist eine modische Moschuswolke, ein Sauberling in bester Clean-Manier, der durch die Aldehyde eine zugegebenermaßen sehr moderne, subtile Fruchtigkeit besitzt. Einen Hauch Tee verströmt er, wenn man es weiß, ansonsten bleibt er für mich eine Tabula Rasa, ein unbeschriebenes Blatt, dessen Verheißungen und Verlockungen bei mir leider ins Leere zielen.
Wer die klassischen Düfte der Marke Clean mag und ein Fan von derlei Sauberlingen ist, der ist hiermit sicherlich richtig bedient. Geneigte Leser/innen wissen, dass ich nicht zu dieser Spezies gehöre – deshalb konnte Suede Osmanthe 5.1 bei mir nicht punkten, sorry.
Mysteriöses Kristall – Aqaysos
Mit Aqaysos widmet sich Guillaume einem Werkstoff, der meines Wissens noch nicht mit in Parfums in Verbindung gebracht wurde – zumindest kenne ich keinen Duft, der von ihm inspiriert wurde. Die Rede ist von Kristall:
„Aqaysos is a versatile and elusive olfactory proposal, inspired by the incisive, shiny and brilliant character of crystal. Pierre Guillaume plays resonances between the ingredients, to distort our perception as a prism diffracts the light …
Between fluidity, transparency and sensorial impact, Aqaysos is an explosion of rising and fruity notes, on the rhythmic pulsations of a woody vibration.“
Dafür hat man folgende Ingredienzen in den Flakon gebannt: Kopfnote: Limette; Koriander; Herznote: Schwarze Johannisbeere, Szechuanpfeffer; Basisnote: Hölzer, Moschus, Kakao.
Aqaysos zielt mit seinem markanten Äußeren sicherlich eher auf die Männerwelt, ist aber zu schön, um ihn allein dieser zu überlassen – es darf geteilt werden, meine gerne geteilt werden, meine Herren!
Irgendwo im Netz waren Vergleiche mit Creeds Aventus gefallen, die ich hier allerdings nur bedingt gelten lassen kann: Ja, Aqaysos hat auch eine deutliche Cassisnote. Ja, er hat auch ein Zitrusfrüchtchen im Kopf. Und ja, er zielt in eine ähnliche Richtung mit seiner fruchtig-aquatischen Kopfnote, die im Kontrast zu einer wärmeren Basis steht. Das war es aber auch schon. Ferner Verwandter, kein Klon.
Die säuerlich-fruchtigen, dunkel leuchtenden und saftigen Johannisbeeren harmonieren einmal mehr perfekt mit Hesperidenfrüchten, in diesem Falle Limette, die dem ganzen einen exotischen „Kick“ verleiht. Koriander und Pfeffer akzentuieren minzig-frisch und schärfend, während Kakaopuder aus den leckeren Untiefen der Basis lockt, die darüber hinaus von Hölzern getragen wird.
Das alles ist gleichermaßen frisch und fruchtig als auch sexy – ein moderner Immergeher, der Männlein als auch Weiblein schmeichelt. Und – er passt natürlich perfekt in die kommende Jahreszeit.
Ein schönes Wochenende meine Lieben und viele Grüße
Eure Ulrike
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