Götterdämmerung …

Odin NYOdin ist nicht nur der Name des nordischen Göttervaters, sondern auch derjenige eines New Yorker „Lifestylestores“, der so avantgardistische als auch hippe Marken wie 3.1. Philip Lim sowie Comme des Garçons führt – ausschließlich für Männer. Im Sortiment waren schon immer einige erlesene Duftwässerchen, nun legten Odin NY mit ihren eigenen drei Signaturedüften nach, die auf die schlichten Namen 01, 02 und 03 hören.

Die Flakons sind genormt genauso wie die Farbe der Düfte (!) – man entschied sich für klare Formen in schwarz und durchsichtig (Glas) und unterschiedliche Oberflächen (der Glasflakon, sein Deckel, die Umverpackung samt Prägedruck), um mehr haptisches Abenteuer zu erlauben, Interesse zu wecken. Und die Düfte selbst präsentieren sich in Bernsteinfarben. „Moderne Interpretationen“ von klassischen parfumhistorischen Traditionen sollen sie sein. Soweit so gut. Schauen wir uns doch einmal an, ob die Düfte, die als Maskottchen Odins Raben auf ihrer Verpackung tragen, dem Göttervater gerecht werden…

Odin 01 – Nomad. Dieser Geselle ist weniger wüst und einsam, als er es einem glauben lassen mag. Nomadentum gab/gibt es auf annähernd allen Kontinenten, es erinnert insofern ein bißchen an – jep, die Sinti und Roma, die auch schon mit Gypsy Water von Byredo ihren Hommage-Signature-Duft haben. Und natürlich an – die Gewürzroute, die Frau Giacobetti für Lubin mit Idole so überzeugend olfaktorisch umgesetzt hat. Mit diesen zwei gedanklichen Fingerzeigen spazieren wir auch schon in die richtige (Duft)Richtung: Man stelle sich den Nomaden vor wie eine Mischung aus beiden ohne den Rum und mit einem Spritzer von Satellites Padparadscha oder auch Byredos Baudelaire, der neugierig um die Ecke linst. Fruchtiger Wacholder, eine samtig-hölzerne Wärme von Zedernholz und Sandelholz samt satter vanillig-würziger Tonkabohne und Heliotrop. Eine Prise Pfeffer für die olfaktorische Kante und eine warme Moschusbasis – fertig ist er, der Nomade, der überall sein Zuhause dabei hat. Geht gut mit diesem Duft, der etwas sehr Vertrautes vermittelnd eine gute Zuflucht bietet.

Odin NYOdin 02 – Owari. Owari, das Ende. Von dort kommen auch die Ingredienzen, aus der Ferne: Nämlich der gleichnamigen japanischen Provinz. Eine seltene Mandarine ist es, die dem Duft den Namen gegeben hat. Dazu gesellen sich munter weitere Hesperidengesellen, namentlich Bergamotte und Grapefruit, während Neroli sanfte florale Akzente schafft. Pfeffer stiftet dezent-pikante Würze und die Basis mit Amyrisholz, Moschus und Ambra sorgt für einen weichen Untergrund mit einer subtilen Süße und leicht holzigen Anklängen. Kein Unikat und sicher auch nicht besonders originell, aber recht gelungen und sehr authentisch (was ja bei Hesperiden nicht immer der Fall ist…) – erinnert mich ein wenig an Sinfonia di Notes Écorce d’Orange und ähnliche gute Hesperiden mit einem Tick wärme dank Moschusbasis.

Odin 03 – Century. Hier weht einem der Pathos schon mit dem Namen entgegen. Anders als aber jener sowie die Ingredienzen – Silberbirke, Zypresse, Minze, Myrrhe, Patchouli, Moschus, Eichenmoos, Ambra – vielleicht vermuten lassen, handelt es sich hier um einen sehr eleganten, „smoothen“ Puristen, ein warmholziges Etwas, auf zivilisierte und sanfte Art und Weise rauchig dank des Vetivers, feinsüß durch Minze und Myrrhe, mit einer Ahnung Patchouli am fernen Horizont und einem ambriert-weichen Untergrund. Gleichermaßen komplex wie straight, für Männer und Frauen gleichermaßen tragbar. Schönes klares Understatement, intellektuell und mit beruhigender Ausstrahlung.

Insgesamt sehr ansprechende Linie, die fernab jeglicher typischer „Klamotten(geschäft)linien“ rangiert – was aber in Anbetracht der Labels des Stores auch nicht weiter verwunderlich ist.

Ein wunderschönes Wochenende wünscht Euch
Eure Ulrike.

Bildquelle: Odin der Göttervater via Wikicommons.

Neueste Kommentare

Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

6 Kommentare

  1. Margot
    20. Oktober 2010
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    Hallo liebe Ulrike,

    entgegen meinem momentanen Mantra: „Nein, ich bestelle keine Düfte und Nein, ich bestelle auch keine Proben“ habe ich mich doch hinreißen lassen und mir u.a. einen der ODIN Düfte zum Testen gegönnt. Meine Wahl fiel auf die No. 3/Century. Und ja, es ist ein understatement Duft. Klar, beruhigend, warmholzig und ja, tragbar für beiderlei Geschlecht. Am Anfang habe ich ein wenig gerätselt, an welche(n) Duft/Düfte er mich erinnert und ich weiß es jetzt! Er ist m.E. aus der Confetto/Lann Ael/PC 02 – Ecke. Karamellig, rauchig, holzig, warm. Aber lang NICHT so intensiv wie die anderen Kandidaten, einfach eleganter. Gefällt mir gut!

    LG, Margot

  2. Ulrike
    20. Oktober 2010
    Antworten

    Tjaja, mal schauen wie lange Dein Mantra hält liebe Almut – ich glaube noch nicht abschließend daran, zu gut kenne ich solche PHASEN 😉 😉
    Ich mag die ganze Serie recht gerne, hänge aber gerade heftig an Petrana und ringe mit mir…

    Liebe Grüße zurück,

    die Uli.

  3. Margot
    21. Oktober 2010
    Antworten

    Danke füe den neuen Namen 😀

    LG, Margot

  4. Stefan
    21. Oktober 2010
    Antworten

    Über Odin bin ich schon vor einem Jahr gestolpert … nun habt Ihr sie und ich ringe auch…, Du bist nicht alleine liebe Almut / Margot 😉

  5. Almut
    25. Oktober 2010
    Antworten

    ähöm, ich hab gar nichts gesagt und mein mantra sieht momentan auch ganz anders aus ;-))

    lg
    almut

  6. Ulrike
    26. Oktober 2010
    Antworten

    Uppsala *rotwerd*
    Sorry an beide Damen! Haben mich die vielen Düfte mal wieder be- und vernebelt 😉
    Aber ja Almut, dass Dein Mantra gerade ganz anders tickt glaube ich – vor allem auch, wenn Du erstmal den neuen Vetiver von L’Artisan unters Näschen bekommst 😉 Durftest Du schon?

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