Mit Perris Monte Carlo im Reich der Azteken

Perris Monte Carlo entführt uns heute mit Cacao Aztèque und Tubéreuse Absolue nach Mittelamerika oder genauer: Ins heutige Mexiko, in dem zwischen dem 14. und dem 16. Jahrhundert die Hochkultur der Azteken herrschte. Die Azteken zeichneten sich nicht nur durch die Vorliebe für lange, zungenbrecherähnliche Wörter und Namen aus. Ähnlich verschwenderisch wie mit Konsonanten und Vokalen ging das mittelamerikanische Volk mit Edelsteinen, Gold und Silber um, die in ihrem Herrschaftsgebiet in Hülle und Fülle zu finden waren. Aufgrund dieses großen Reichtums an Bodenschätzen hatten die Edelmetalle und Schmucksteine nur einen verhältnismäßig geringen Wert in der aztekischen Kultur.

Quetzalcoatl, der Gott des Windes

Statuen aus reinem Gold und reich verzierten Schmuck gab es im Überfluss. Wenig verwunderlich also, dass den Spaniern um Hernán Cortés nach ihrer Ankunft in Mittelamerika beinahe die Augen übergingen, als sie von dem indigenen Volk damit freigiebig und reich beschenkt wurden. Für die Azteken hatten dagegen Kakaobohnen einen deutlich höheren Wert als alles Gold und Silber. Die Samen der Kakaofrüchte wurden sogar als Zahlungsmittel verwendet. Gold trug im Aztekischen übrigens den Namen „teocuitlatl“ oder auf Deutsch „Kot der Götter“. Sehr schmeichelhaft! 😉

Perris Monte Carlo – Kakao der Azteken

Den wertvollen Kakaosamen widmet Perris Monte Carlo den Duft Cacao Aztèque. Diese nutzte das aztekische Volk nicht nur als Geld, sondern auch für Opfergaben bei rituellen Handlungen sowie zur Herstellung eines Gewürzgetränks, dem Vorläufer unserer heutigen heißen Schoki, der geschmacklich aber ganz anders, da eher bitter-herb ausfiel.

In ihrer Heimat Mittelamerikas gelegen, waren die Azteken unter den Ersten, die die Kakaobohne entdeckten und ihre einzigartigen Eigenschaften nutzten. Die Kakaobohne wurde als Geschenk von Quetzalcoatl, dem Gott des Wissens, betrachtet. Man glaubte daran, dass der Verzehr der Kakaobohne Kraft und Weisheit fördert und eine aphrodisierende Wirkung mit sich bringt.

Cacao Azteque ist ein unkonventioneller Duft. Eine berauschende Mischung mit Gewürzen, die einen luftigen Duft erzeugen, der die Sinne betört.

Dass der „Verzehr der Kakaobohne Kraft und Weisheit fördert“, diese Aussage unterschreibt sicherlich jeder Schokoholic blind. 😉 Die Duftnoten Schwarzer Pfeffer, Rosa Pfeffer, Kardamom, Rum, Orchidee, Tuberose, Pittosporum, Sandelholz, Kakao, Leder und Moschus verleiten mich allerdings zu der Annahme, dass sich Cacao Aztèque nicht an unseren modernen, zartschmelzenden Süßschokoladen orientiert, sondern vielmehr an dem mittelamerikanischen und würzig-herben Original der Azteken. Die Kreation stammt aus der Duftfeder von Mathieu Nardin, der auch schon für Annick Goutal, Houbigant, Xerjoff, Etro, Nobile 1942 und Reminiscence tätig war.

Cacao Aztèque offenbart zu Beginn die prickelnde Schärfe von Schwarzem und Rosa Pfeffer, die von der aromatischen Würze grünen Kardamoms unterstrichen wird. Ganz langsam tauchen zart-florale Noten auf, die die pfeffrige Würze des Auftakts besänftigen und wunderschön untermalen. Likörig-köstlicher Rum gesellt sich hinzu und schenkt Cacao Aztèque dezente Gourmandnoten. Zögerlich blickt die Tuberose um die olfaktorische Ecke. Ihre charakteristische Süße mit zarten Honignoten zeugt von ganz weißblüheruntypischer Leichtigkeit, zeigt aber dennoch Präsenz.

Trotz aller floralen Bemühungen verbleibt Cacao Aztèque insgesamt auf der eher herb-gewürzigen und vor allem trockenen Seite. Sandelholz und pudriger Moschus führen den bislang noch recht unschokoladigen Kakaoduft Richtung Duftausklang. Doch da! Gegen Ende des Duftverlaufs blitzt auf meiner Haut hier und da eine zarte, edelbittere und sehr dunkle Kakaonote auf, die mich schwer an den Duft des hierzulande üblicherweise zum Backen verwendeten Backkakaos erinnert. Ganz langsam und gemächlich klingt Cacao Aztèque mit sanft-weichen und pudrigen Holznoten aus.

Wer auf einen Schoko-Loco-Duft wie etwa Chabauds Lait et chocolat hofft, den muss ich leider enttäuschen. Perris Monte Carlo schenkt uns mit Cacao Aztèque auch keinen duftgewordenen Kinderschokoladenriegel. Nein, diese Kreation ist herb, transparent und doch ausdrucksstark – genau so präsentiert sich Cacao Aztèque. Floral, holzig, aromatisch und mit einer wunderschönen Gewürznote versehen. Ein erwachsener und eleganter Duft, der für Männlein und Weiblein gleichermaßen geschaffen wurde.

Perris Monte Carlo – Tubéreuse Absolue

Unser zweiter Mittelamerika-Protagonist aus dem Hause Perris Monte Carlo ist ein Spalter par excellence: Die Tuberose. Von vielen heiß geliebt, ob ihres narkotisch-betörenden Dufts, von ebenso vielen absolut verschmäht … aus dem gleichen Grund. Sie ist schon etwas ganz Besonderes, dieser weiße Nachtblüher, der nur in der tiefsten Dunkelheit seine zarten und strahlend weißen Blüten öffnet, um seinen unvergleichlichen Duft zu verströmen, der so leidenschftlich, sinnlich und überaus erotisch ist.

Die Tuberose findet man im Mittelamerika der Azteken, wo sie Omixochitl genannt wurde, was so viel wie „Knochenblume“ bedeutet. Dies beschreibt ihre weißen Blüten und zerbrechlichen wächsernen Blütenblätter.

Die Tuberose ist auch als „La belle dame sans merci – die schöne Frau ohne Gnade“ bekannt, ein dunkles, geheimnisvolles heißblütiges Geschöpf der Nacht, dessen gnadenlose Schönheit eine Leidenschaft entzündet und schließlich dein Herz bricht. Tuberosenabsolue besitzt ein kraftvolles und betörendes Aroma, das eine feurige Leidenschaft birgt.

Auch Tubéreuse Absolue aus dem Hause Perris Monte Carlo geht auf das Duftkonto von Mathieu Nardin. Dieser vereinte hierfür die Ingredienzien Bergamotte, Kardamom, Lavendel, Galbanum, Ginster, Jasmin, Tuberose, Vetiver und Moschus. Klingt spannend! Vor allem Kardamom freut mich sehr. Dessen tolle und charakteristische Gewürznoten wurden von Nardin ja auch schon in Cacao Aztèque wunderschön eingearbeitet. Doch nicht lang schnacken, Duft in Nacken, äh aufs Handgelenk und den Teststreifen. 😉

Tja, was soll ich sagen? What you see is what you get! Tubéreuse Absolue ist … Tuberose. Aber, und das muss ich als Person eingestehen, die Tuberosen sonst eher kritisch gegenübersteht, dieses Tuberöschen ist wirklich zauberhaft. Im Auftakt von spritzig-herber Bergamotte und grünlich-würzigem Kardamom umgarnt, strahlt die florale Schöne vom ersten Sprüher an als gäbe es kein Morgen. Doch trotz der durchaus vorhandenen Kraft und Präsenz bleibt dieser Weißblüherduft erstaunlich leicht, zart und grün.

Keine quietischigen Bubblegumnoten, keine erdrückend-süße Intensität, keine atemraubende Floraloffensive. Jasmin und Ginster verschmelzen im komplexen Duftgefüge, akzentuieren höchstens durch eine heuartige Süße. Im weiteren Verlauf entwickelt der Duft sehr saubere, ja seifige Noten, die allerdings nicht unangenehm auffallen. Schließlich wird Tubéreuse Absolue weicher und sanfter. Samtiger Moschuspuder und hell-holziger Vetiver geleiten die Tuberose auf ihr weiches und lang anhaltendes Bett aus zart-weichen Wohlfühlnoten.

Tubéreuse Absolue von Perris Monte Carlo ist ein Duft, vor dem ich ehrlich gesagt – zu Beginn und rein vom Namen her – ein bisschen Angst hatte. Doch völlig zu Unrecht. Diese Tuberose ist einfach nur bezaubernd schön. Präsent und dennoch transparent, erwachsen und sinnlich, erotisch und gleichzeitig doch irgendwie unschuldig. Tubéreuse Absolue ist ein wundervoller, grüner Blütenduft, den ich persönlich eher der Damenwelt zuordnen würde. Aber wer fragt mich schon? 😉

Damit verabschiede ich mich aus der Welt der Azteken und von Euch, liebe Leser. Ich wünsche Euch eine schöne Woche. Bis zum nächsten Mal!

Liebe Grüße,
Steffi

Neueste Kommentare

Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

2 Kommentare

  1. Margot
    23. Februar 2018
    Antworten

    Liebe Steffi, ich fand wieder einmal Zeit, hier ins Dufttagebuch zu schauen und bin gleich hier hängen geblieben 🙂
    Obwohl ich ein großer Fan von trockenen Kakaodüften bin, bin ich mit diesem Perris-Duft nicht wirklich warm geworden. Auch das Extrait davon hat mich nicht überzeugt. Ganz anders die Tuberose! Das war für mich jahrelang ein No-Go, so wie im Grunde alle anderen Weißblüher. Seit ca. 18 Monaten nähere ich mich ihr an und teste immer wieder mal den einen oder anderen 🙂
    Tubéreuse Absolue ist in der EdP Ausführung sehr gelungen, doch sogar ich als Skeptiker hat das Extrait voll vom Sockel gehauen! Üppig, intensiv und total betörend! Nichts um morgens damit in der Straßenbahn zu stehen und zur Arbeit zu fahren, Ohnmachtsanfälle garantiert 😀
    Aber wunder-, wunderschön!
    Liebe Grüße und ein schönes Wochenende euch allen,
    Margot

  2. 23. Februar 2018
    Antworten

    Liebe Margot,
    vielen Dank für Deinen Kommentar. 🙂
    Tubérose Absolue ist wirklich zauberhaft. Ich bin ja auch eher vorsichtig, was Tuberosendüfte angeht, aber dieser Weißblüher hat mich auf Anhieb voll überzeugt. Bisher habe ich nur das EdP getestet. Das Extrait muss ich mir auch bald mal unters Näschen halten.
    Dir auch ein schönes Wochenende und liebe Grüße,
    Steffi

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