… auf jeden Fall: Es war viel zu ruhig um diese beiden Hersteller in den letzten Jahren. Sprich: Keine Neuerscheinungen – bis jetzt. Denn es sind zwei neue Düfte erschienen, die ich Euch nicht vorenthalten möchte hier im Blog.
Kennt Ihr die beiden Marken? Wenn nicht, wird es Zeit, meine Lieben! Eine kleine Zusammenfassung darf an dieser Stelle natürlich nicht fehlen.
If you are going to San Francisco … – don’t miss INeKE 😉
INeKE ist die Marke von Ineke Rühland, einer in San Francisco ansässigen Parfümeurin. Inekes Düfte orientieren sich mit ihren Namen an dem Alphabet, sie klappert mit den Anfangsbuchstaben derselben das Alphabet ab – sieht man mal von ihrer Anthology Collection ab. Inekes Düfte haben eine ganz eigene Sprache, ich finde sie ausnehmend schön und musste feststellen, dass wir im Blog die ersten Kreationen einmal noch rezensieren müssen. Bisher gibt es von Ineke an Düften – diverse davon auch hier besprochen, seht hier:
A wie After my own Heart: ein zarter, sanf aquatischer Fliederduft mit leisen Himbeernoten
B wie Balmy Days & Sundays: ein grün-grasiger Floraler mit leichten Chypreanklängen
C wie Chemical Bonding: ein Hesperidenduft mit Noten von Tee, Brombeere und Pfingstrose
D wie Derring-Do: ein (sich an die Männerwelt richtender) zitrisch-krautiger Fougèreduft
E wie Evening Edged in Gold: ein Florientale mit prächtigen Pflaumennoten
F wie Field Notes from Paris: eine herrliche Melange aus Orangenblüten, Honig, Bienenwachs und Salonnoten von Tabak und Leder
G wie Gilded Lily: ein olfaktorisches Shakespeare-Zitat in Form eines herrlichen, modernen Lilien-Chypres mit exotischen Fruchtnoten
H wie Hothouse Flower: eine aquarellartig anmutende, zarte und regennasse Gardenie mit Earl Grey und Feige
Idyllwild – eine Idylle abseits der Großstadt
Idyllwild – den Namen des Duftes kann man auch übersetzen, wenn man kein Englisch kann: von einer wilden Idylle ist die Rede und Ineke bezieht sich hierbei auf die gleichnamige Stadt, von der ich noch nie etwas gehört habe:
„„Für die Wanderer, die ihrem eigenen Kompass folgen.“
Ineke Rühlands „Idyllwild“ ist eine Hommage an die Naturwunder Kaliforniens. Ein Besuch in Idyllwild, einer kleinen Stadt in den kalifornischen Bergen mit dem allerschönsten Namen, war der Startpunkt dieser Duftkomposition. Destillate der Douglasie und der Gelb-Kiefer schenken dem Duft eine aromatische Frische.
Eine Autofahrt in die Weite Kaliforniens bringt weitere Elemente mit ins Spiel. Wild gesammelter Wermut von Big Sur und Zypressenöl aus Monterey greifen die Aromen auf, die durch das offene Autofenster hereinwehen, während man an der Küste entlangfährt. Rhabarbertee sorgt für eine unerwartete säuerliche Frische. Nagarmotha und Oud schenken dem Duft eine rauchige Lagerfeuernote. Eine einzigartige Kombination aus verschiedenen Moschussorten schafft einen unwiderstehlichen Duftausklang, den man einfach erleben muss.“
Die Ingredienzen: Kopfnote: Rhabarber, Grapefruit, Lavendel; Herznote: Zypresse, Tanne, Wermut; Basisnote: Kardamom, Hölzer, Adlerholz (Oud), Moschus.
Ich musste mich natürlich gleich auf die Suche begeben und recherchieren … Idyllwild hat eine Homepage, die, wie ich vermute, von einem eifrigen Bürger stammt, wie es häufig der Fall ist bei solch kleinen Örtchen. Beschrieben wird Idyllwild auf der Seite folgendermaßen:
„Idyllwild is nestled in the San Jacinto mountains. Set among tall pines, sweet smelling cedars and Legendary rocks. The town has kept its „small town“ atmosphere. Locally owned shops and restaurants are all you will find here. Come and experience the peace and quiet of Idyllwild. If you are ready to get away from the traffic jams, or the noisy city life, this is the town for you. Idyllwild has perfect day hikes for the quick weekend hike, as well as the high country for the longer „over night“ hiking journeys.“
Tripadvisor spuckt diverse Lodges und B&B-Pensionen aus, die Leute sind wohl alle angetan, vor allem wenn sie zum Wandern und Klettern hinkommen. Idyllwild hat wohl auch eine gar nicht mal kleine Kunstschule/-akademie. Schaut man weiter, erfährt man, dass Idyllwild und die beiden Nachbargemeinden Pine Cove und Fern Valley zusammengehören und als solches Idyllwild-Pine Cove heißen. Idyllwild, der größte Ort, hat keine 4000 Einwohner und wurde 1998 von John Villani in seinem Buch 100 Best Small Art Towns in America gelistet. Die erwähnte Kunstschule gehörte früher zur University of South California und ist Teil einer florierenden Kulturszene, zu der auch das jährlich stattfindende Musikfestival „Idyllwild Jazz in the Pines“ zählt. Das liest sich alles wirklich sehr nett, verlockend ist darüber sicherlich auch der Gegensatz im Winter: Selbst wenn in Idyllwind Schnee liegt in seinen angrenzenden Bergen, muss man nicht weit fahren, um in die Wärme der Wüste zu kommen. Big Foot treibt sich dort wohl auch herum – lest hier. Alles in allem liest sich das, als wäre es einen Trip wert. Oder vielleicht gar ein Platz, um dort zu leben? Immobilienmakler gibt es natürlich auch – wer gerne stöbert wie ich schaut hier mal rein 😉 Für Ineke ist die Route nach Idyllwild im übrigen gar nicht mal so kurz – knapp 500 Fahrtmeilen sagt mir Google Maps voraus und veranschlagt circa neun Stunden dafür. Ins Herz von Los Angeles sind es circa 100 Meilen, nach San Diego etwas weiter und von dort ist es dann nur noch einen Katzensprung nach Mexiko, um Idyllwild genau zu verorten.
„Idyllwild Snowy day“ by Shirley Binn via Flickr – CC BY 2.0
„Idyllwild Sign“ by m01229 via Flickr – CC BY-SA 2.0
„CA 243 – Palm to Pines Highway – Idyllwild California“ by m01229 via Flickr – CC BY-SA 2.0
Aber kommen wir zurück zu INeKEs Duft Idyllwild – ein olfaktorischer Ausflug ist der Duft vermutlich, interpretiert er doch nicht nur Idyllwild, sondern auch die Fahrt dorthin. Was gibt es denn da so zu entdecken hinsichtlich der Flora, was Eingang gefunden hat in INeKEs Duft? Ihre Duftbeschreibung nennt sie schon genauso wie das Textchen von der Internetseite Idyllwilds – die Gelbkiefer, auch Gold- oder Ponderosa-Kiefer genannt, Pinus ponderosa. Dazu kommt die Monterey-Zypresse, Cupressus macrocarpa, die größte kalifornische Zypressenart, die aufgrund ihres kleinen Verbreitungsgebiets (Monterey und Carmel-by-the-Sea) einen Schutzstatus genießt und aus der sich das sogenannte Longiborneol oder auch Juniperol gewinnen lässt, das einen mossig-grünen Duft verströmen soll. Auch unser Wermut hier ist eine spezielle Art – Artemisia californica, typisch für die Region.
Idyllwild beginnt mit dem Aroma der Nadeln von Nadelbäumen, dem typischen: Stellt Euch vor, Ihr zerreibt ein paar davon zwischen den Fingern – exakt dieser Duft strömt mir entgegen, sich alsbald mit zitrischen Noten vermischend. Es ist ganz offensichtlich Grapefruit, zitrisch-herb prickelnd und von der für sie so typischen saftigen Bitterkeit, die dynamisch wirkt und erfrischt. Hier mit Rhabarber zu kontrastieren ist eine geniale Idee, die beiden Früchtchen vertragen sich außerordentlich gut und harmonieren exzellent: Unser Rhabarber, mein melancholisches Lieblingsgemüse, betört mit seinem Duft, dem hier eine feine Süße innewohnt, die einen schönen Kontrast zu der bitteren Herbheit der Grapefruit und dem Nadelbaumnadelaroma (Ehrlich? Was für ein Wort …) bildet. Natürlich holzt es im weiteren Verlauf auch, und zwar trocken als auch feucht, was auf Sonne und Schatten hindeutet in meiner Phantasie, die sich an einem Bild der Landschaft abarbeitet, die Ineke als Vorlage geliefert hat für ihren Duft. Irgendwo im Hintergrund schaffen Nagarmotha und Oud Anklänge von Rauch, während Lavendel leise vor sich hin krautet. Und eine Note von Tee meine ich auch wahrzunehmen, von schwarzem, darüber hinaus moosige Anklänge.
Das Schöne an Idyllwild ist, dass INeKE immer schon ein Händchen für authentische Düfte hatte, für natürlich wirkende Duftmalereien, ähnlich wie es beispielsweise auch Lyn Harris kann – leise Inszenierungen, denen man genau zuhören sollte, damit sich einem ihre wundervolle Komplexität offenbart.
So ist es auch mit Idyllwild: Man kann über den Duft „hinwegfegen“, indem man ihn als „zitrisch-holzig“ klassifiziert, was einerseits zwar nicht völlig danebengeht, andererseits aber den Duft als Ganzes nicht zu erfassen vermag. Und damit fehlgeht. Idyllwild ist vieles – er wird als aromatischer Fougère klassifiziert von INeKE, ist allerdings weder ein „normaler“ Fougère noch ausschließlich für Herren geeignet. Seine Facetten sind vielfältig – zitrisch, grün, holzig, fruchtig (der Rhabarber, der tolle), krautig, dezent rauchig, hier ist vielleicht nicht für jeden, aber für viele etwas dabei.
Für Frühling und Sommer ist es ein toller Duft – für Männer wie Frauen, keine Frage. Und ich fühle mich bestätigt, habe ich doch noch nie etwas „Schlechtes“ von INeKE unter die Nase bekommen – Idyllwild hat mich ebenfalls nicht enttäuscht 🙂
Viele liebe Grüße
Eure Ulrike
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