… haben soeben Neulinge lanciert, die auf die Namen Promise und Jardin Secret hören und uns heute beschäftigen werden. Wie so oft fällt mir, wenn es Neuigkeiten von Marken gibt, dann auf … schon lange nichts mehr gehört, lange, zu lange nichts Neues mehr unter der Nase gehabt von dieser Manufaktur. So geht es mir heute auch – und ich bin gespannt, habe ich doch von beiden Marken einige Düfte hier in meinem persönlichen Portfolio …
Das höchste Gut – Promise
„Promise von Dominique Ropion ist die zweite Duftkreation in dieser Kollektion und zelebriert eines der stärksten zwischenmenschlichen Bande, nämlich sein Wort zu halten. Auf Reisen im Nahen Osten beobachtete Frédéric Malle, dass ein Versprechen zwischen zwei Menschen dem allerstrengsten Ehrenkodex unterliegt. Er selbst findet sich in diesem Grundsatz und allen ähnlich gearteten verbindlichen Prinzipien wieder. Seiner Meinung nach verbindet Menschen in der ganzen Welt, dass sie einander das Wort halten und sich Rechenschaft geben. Dieser Grundsatz liegt auch im Herzen von Editions de Parfums.“
Kopfnote: Rosa Pfeffer, Rosmarin, Apfel; Herznote: Bulgarische Rose, Türkische Rose, Gewürznelke; Basisnote: Patchouli, Ambroxan, Labdanum (Zistrose), Nagarmotha, Castoreum.
Die zweite Duftkreation – das bezieht sich selbstredend nicht auf die Marke Frédéric Malle beziehungsweise die komplette Kollektion, auch nicht auf die Zusammenarbeit mit Ropion, der schon mehrfach für Malle tätig war, sondern auf jene Düfte, die mit einem Etikett mit arabischen Schriftzeichen versehen sind. Der erste war und ist – The Night. Ein Oudduft, wie er nur selten auf dem Parfummarkt zu finden ist – echtes Oud wird versprochen, das ist auch der Hauptgrund für den stolzen Preis. Im Vergleich dazu ist Promise ein Schnäppchen, liegt er doch „nur“ in der Liga von Amouage, Clive Christian, Roja Dove und Konsorten.
Einmal abgesehen davon, dass ich Glaub- und Vertrauenswürdigkeit und ähnliche Werte, die heute bisweilen an Bedeutung zu verlieren scheinen, selbstredend schätze, kann ich nicht richtig einordnen, inwiefern sich das jetzt auf den Duft bezieht: Ausdruck von interkultureller Freundschaft und Zusammengehörigkeit in Form von Okzident meets Orient hinsichtlich der Parfumeurskunst und den Zutaten? Ist der Duft vielleicht jemandem speziell gewidmet, ohne dass uns das Monsieur Malle verrät? Man weiß es nicht … vielleicht macht der Dufttest schlauer?
Promise hat kein Versprechen gebrochen, weil nicht von Oud die Rede war und auch keines drin ist – dennoch … duftet er nach Oud. Ich hatte es mir ja schon gedacht aufgrund der Ingredienzen. Warum, wird sich der eine oder die andere von Euch fragen? Wegen des Cypriols, auch Nagarmotha genannt. Jenes Gras, eines meiner Lieblinge, wird ganz oft dazu verwendet, um Oud zu untermalen oder auch darzustellen, eine „oudige“ Atmosphäre zu kreieren. So auch hier: Es finden sich in Promise medizinisch-rauchige, holzig-würzig-balsamische Töne, die definitiv an Oud erinnern und, wenn man es nicht weiß, auch für Oud gehalten werden.
Ganz ehrlich – wie viele von uns hatten schon die Gelegenheit, einmal echtes Oud, am besten in unterschiedlichen Qualitäten und aus verschiedenen Herkunftsländern bzw. -orten unter der Nase zu haben? Die wenigsten, vielleicht auch – niemand. Vermutlich lässt sich das gleiche über viele Parfümeure sagen. Deshalb ist das mit dem Oud irgendwie auch ein Tanz um das goldene Kalb, das keiner so richtig kennt, aber alle wissen zumindest, was man sich darunter vorstellt, vorzustellen hat. Egal, das war nicht unser Thema, ich schweife ab. 😉
„Oudig“ geht es also zu in Promise, die harzige Basis unterstreicht das perfekt und Castoreum stiftet deutliche animalische Anklänge – oder greift die des nicht vorhandenen Ouds auf. Zu diesen animalischen, rauchig-harzigen, holzigen Tönen gesellt sich ein Bouquet von samtigen Rosen in strahlenden Rottönen, die zwischen Flammenrot, Burgunderrot und einem sinistren Dunkelrot changieren. Den Gegenpol bildet eine Frische, eine fruchtige, die größtenteils von deutlichem grünem Apfel herrührt – ich habe hier jenen klassischen Granny Smith im Kopf.
Das Resultat erinnert mich an eine arabische Variante von Creeds Aventus, man könnte auch einen seiner Brüder nennen – Rancés Héroïque oder Frapins The Orchid Man, ich habe sie hier verglichen. Im Urlaub sein, in der orientalischen Hitze einen jener Düfte tragen und in eine Oudwolke von kostbar-köstlichem Räucherwerk geraten? So ungefähr. Der Markt für Promise dürfte vorhanden sein, vor allem auf männlicher Seite. Damit nun aber auch die Damenwelt nicht zu kurz kommt, geht es weiter mit …
Von mysteriösen Paradiesen … Jardin Secret
Jardin Secret trägt den „Beinamen“ Quelques Fleurs, ist somit eine Schwester des Klassikers aus dem Hause Houbigant, der, nebenbei bemerkt, einer meiner ersten Nischendüfte war:
„Die Inspiration
Jardin Secret umfasst auf einzigartige Weise den Mythos einer ganzen Generation. Ummantelt von sanften Holznoten und belebenden Zitrusfrüchten verschmilzt dieser klare, stimulierende Duft mit dem Geist der Boheme.Der Duft
Jardin Secret ist eine moderne olfaktorische Interpretation eines geheimnisvollen Gartens: berauschend, hypnotisch und reich an floralen Noten, durchzogen von einem Blütenmeer.“
Gärten, versteckte, die von der Außenwelt verborgen in erlesener Schönheit vor sich hin wachsen, gedeihen und blühen – das lockt natürlich immer … ich weiß nicht, warum, ich habe da immer große Bruchsteinmauern im Kopf, die einen solchen Garten einrahmen, einen Innenhof, der irgendwo in einer Stadt eine Oase darstellt, die sich nur Eingeweihten erschließt. Oder eine Gartenanlage, über die man irgendwo stolpert, wenn man im Urlaub ist, die am besten zu einem etwas in die Jahre gekommenen Herrenhaus von morbider Schönheit gehört …
Jardin Secret gibt es in zwei Varianten – als Eau de Parfum im normalen Flakon, der bereits von Quelques Fleurs bekannt ist, sowie als Extrait de Parfum im Schmuckflakon, der auch Verwendung für andere Extraits findet.
Kopfnote: Bergamotte, Mandarine, Neroli; Herznote: Magnolie, Narzisse, Rose, Orangenblüte, Jasmin, Iris, Ylang-Ylang; Basisnote: Sandelholz, Ambrette, Moschus.
Es gibt sie noch, jene Bouquets … Jene Damendüfte, die sich Blumen widmen, vielen Blumen auf einem „Haufen“, nein, herrlich arrangiert und sorgfältig ausgewählt. Und die dennoch modern sind, absolut zeitgemäß – im Gegensatz zu ihren Vintage-Verwandten oder auch jenen Düften, die leider nur „altmodisch“ duften. Denn es ist einfach eine Duftfamilie, die nicht unbedingt dem Zeitgeist entspricht – ein olfaktorisches Sträußchen im Fokus eines Duftes ist nicht jederfraus Sache. Jardin Secret beweist auf eindrückliche Weise, dass derlei Damendüfte, obschon klassisch komponiert, auch wundervoll in unsere Zeit passen können, wenn man sie dementsprechend umsetzt.
Samtig-seidige Rosenblüten treffen hier auf cremigen Jasmin und Magnolien, Narzisse stiftet Wässrigkeit und eine abstrakte Herbheit, die auf leise metallische Anklänge zurückgeht. Iris pudert sanft, während die Neroli, Orangenblüten und Ylang-Ylang honighaft anmutende Nektarsüße beisteuern. Die Basis wärmt sonnig, würzt gekonnt und umsichtig und Moschus spendet Weichheit, die dem Duft in Verbindung mit der Iris skinnige Anmutung beschert. Die Hesperiden im Kopf sorgen für Balance, zitrische Frische und saftige Fruchtigkeit zelebrierend.
Jardin Secret ist ein traumhaftes Blütenwunder, ein femininer Begleiter für jeden Tag und für so gut wie jede Frau, der dennoch charakteristisch und besonders ist. Für mich passt er perfekt neben Quelques Fleurs, den ich nach wie vor liebe und schätze.
Gretchenfrage: Bouquets – wie sieht es aus meine Damen, tragt Ihr Blume(n) oder nicht? Und, wenn ja, welche? Welches sind Eure Lieblinge?
Viele liebe Grüße
Eure Ulrike
Schreibe den ersten Kommentar