… heute, und zwar mit L’Amour Fleuri und Ça va sans dire.
Florale Leidenschaften – L’Amour Fleuri
L’Amour Fleuri, die florale Liebe – was für eine mag das wohl sein?
„Ein äußerst frisches und lang anhaltendes Eau de Parfum. Das Damenparfum wurde aus Gardenien- und Tuberosennoten komponiert, unterstrichen von grünen und ambrierten Noten. Eine Blütenkomposition mit einem leuchtenden Charakter, in der die weißen Nachtblüher ihre Stärke und Dauerhaftigkeit beibehalten.“
Kopfnote: Neroli, Palisanderholz, Flieder; Herznote: Lilie, Tuberose, Orangenblüte, Gardenie, Jasmin; Basisnote: Bourbon-Vanille, Gewürznelke.
Weißblüher satt verspechen sowohl Duftbeschreibung als auch Duftnoten – mehr geht in dem Fall wirklich nicht, meine Lieben! Ob L’Amour Fleuri aber deshalb auch gleich eine Wuchtbrumme olfaktorischer Natur ist? Außerdem entdecke ich Flieder, bei dem ich selbstredend immer hoffe, dass er sich präsent zeigt, ordentlich in den Vordergrund gerückt – zu selten sind sie, die Fliederdüfte. Allerdings dürfte er vermutlich kaum eine Chance haben gegen seine doch in der Regel sehr üppig und ausladend duftenden weißen Nebenbuhler. Oder?
So „schlimm“ ist es gar nicht – ich hatte mit einer waschechten Femme Fatale gerechnet, einer italienischen Powerfrau. Dem ist nicht so, zumindest nicht gänzlich – L’Amour Fleuri wuchert zwar mit seinen floralen Pfründen, klatscht sie uns aber nicht um die Ohren, sondern versucht sich an der Kunst der Verführung, ist aber, das muss ich zugeben, augenscheinlich und „nasenfällig“ in dieser Hinsicht auch keine subtile Leisetreterin. Sprich – Blumen im Plural solltet Ihr mögen, sonst werdet Ihr Euch mit ihm nicht anfreunden können. Das allerdings dürfte alleine der Name schon versprochen haben – und hält Wort. Lilien und Orangenblüten, angenehm sauber auf eine zugleich cremige als auch pudrige Art, fruchtig erfrischt von der Nektarsüße jener zarten Hesperidenblümelein. Für mich ist es auch ein weißer Flieder, der seine reichen Dolden ins Geschehen reckt. Keine Spur von indolischen Noten, wie sie sonst gerne mal Düfte dieses Kalibers an den Tag legen, dafür rückt allmählich die Weißblüherfront ins Bild, die typische, die sich in diesem Fall aber ausgesprochen zivilisiert zeigt. Die cremigen, pudrigen Facetten weiterführend, die von einer gewissen Herbheit in Balance gehalten werden – wer ist es, was ist es, ist es die Gewürznelke? Sie pfeffert ein wenig, akzentuiert, präsentiert sich allerdings nicht „muffig“ und dumpf, nicht in jener Dichte, die dieser Ingredienz in Düften meist beiwohnt. Vanille süßt fein und subtil, mehr vanillezuckrig und äußerst natürlich.
Doch, doch, L’Amour Fleuri ist zwar eine Diva, aber weder zickig noch launisch und erfreulich bodenständig. Ein schönes, sauber anmutendes Bouquet, einerseits jene Handschrift italienischer Parfumeurskunst tragend und traditionelle florale Düfte zitierend in Form eines leisen Vintage-Hauchs, andererseits aber auf angenehme Art und Weise modern und zeitgemäß, was vor allem der Blütenfrische geschuldet ist.
Duftende Selbstverständlichkeiten – Ça va sans dire
Ça va sans dire ist unsere Nummer Zwei:
„Der übersetzte Name bedeutet so viel wie „es versteht sich von selbst“ oder „selbstverständlich“. Wenn du es trägst, werden alle fragen, was du trägst. Es wurde zwei Jahre lang getestet und letztlich entschloss man sich, es den Duftliebhabern zum Kauf anzubieten.“
Kopfnote: Bulgarische Rose, Patchouli; Herznote: Safran; Basisnote: Sandelholz, Ambroxan.
Was versteht sich hier von selbst? Dass der Duft der Knaller ist nach einer so langen Entwicklungszeit? Oder dass man ihn lancierte? Dass man ihn der werten Duftwelt als auch den vielen Parfumistas nicht vorenthält? Lassen wir uns überraschen …
Ich hätte gesagt – eine Oudrose. Und zwar eine mit ordentlich Wumms, eine, die gleichermaßen arabisch-prächtig wirkt, ausladend und orientalisch auf eine moderne Weise. Das Problem – es ist kein Oud drin. Und dennoch hätte ich wetten können, das wenigstens Nagarmotha, auch Cypriol genannt, Eingang gefunden hat in diesen Duft, mit jenem Gras wird Oud nämlich allzu oft imitiert. Also eine Patschuli-Kein-Oud-Safran-Rose, der Wumms bleibt. Likörig-beschwipst wirkt sie in ihrer Reichhaltigkeit und Opulenz, obschon sie gleichermaßen reduziert kreiert wurde. Samtige dunkelrote Rosen, ein Quentchen Fruchtigkeit an sich habend, treffen auf einen Tausendsassa-Patschuli, einen, der sich aufplustert und sich in Bestform zeigt. Die likörigen Anleihen stammen von ihm, natürlich, er, der darüber hinaus auch kakaopudrig bestäubt und dunkel gewandet ist, sich sinister gebarend. Diese typische Nachtseite des Patschuli entwickelt im Falle von Ça va sans dire auch deutlich ledrige Anklänge, die von charakteristischen Safrannoten tatkräftig verstärkt werden. Das Unterholz ist sowohl mächtig als auch prächtig, würzt, wärmt und rundet das Geschehen gelungen ab.
Ich bleibe dabei: Wer Düsterrosen mag, vor allem die Kombination mit Safran und Oud, der wird dieses Parfum lieben, und zwar vollkommen geschlechterunabhängig. Will sagen: Männlein wie Weiblein dürfen sich als potentielle Träger gerne angesprochen fühlen!
Ein schönes Wochenende und viele liebe Grüße
Eure Ulrike
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