… haben wir es heute. Aber zuerst die wirklich wichtigen Fragen, meine Lieben: Habt Ihr überlebt? Weihnachten, meine ich. Ich hoffe, Ihr hattet ein paar schöne, geruh- und erholsame Tage mit Euren Lieben und vielleicht gar noch ein paar duftende Geschenke unter dem Baum oder auf dem Gabentisch.
Ich für meinen Teil … davon später diese Woche 😉 In jedem Fall habe ich auch sortiert und möchte Euch noch einige Düfte „nachreichen“, die dieses Jahr untergegangen sind.
Im Schnelldurchlauf heute deshalb: Scarlet Lily und Parfum Nashwa von Shay & Blue sowie Yesterday von Room 1015.
Scarlet Lily macht den Anfang:
„= Verführung in Dunkelrot = Sinnliche, volle Blüten. Ein moderner floraler Duft für das 21. Jahrhundert. Reichhaltige Bouquets aus dunkelroter Ariadne-Lilie und Ylang-Ylang, mit Amber untermalt.
Der Geist der Verführung – Scarlet Lily, eine moderne, dem 21. Jahrhundert gemäße Interpretation eines floralen Duftes mit üppigem Bouquet. Sinnliche Fülle am Puls der Zeit.“
Eine Studie in scharlachrot – so hieß doch ein Krimi von Conan Doyle, oder nicht? Egal, wir sind hier bei modernen Romantikern. Und scharlachrot – ganz klar, die Farbe der Macht, der Herrscher und des Klerus, seit einer gefühlten Ewigkeit.
Rot ist sie im übrigen für mich nicht unbedingt, diese Blume, dafür unverkennbar eine Lilie, was mich umgehend besänftigt und für sich einnimmt. Es ist eine ordentliche, großblütige Lilie ohne viel Schnickschnack drumherum, die deutlich und präsent im Mittelpunkt des Duftes steht. Es gibt nicht viele Liliendüfte, Ihr dürftet es wissen, dennoch … ist mir Scarlet Lily ein wenig zu glatt, vielleicht auch zu wenig düster. Ich bleibe lieber bei meinem Lilienliebling Fathom V von Beaufort London, der allerdings sicherlich nicht jedermanns oder besser -fraus Kragenweite sein dürfte. Deshalb: Scarlet Lily ist – ein floraler Duft, aber eben modern, frisch und sauber, ein bisschen cremig und mit ein bisschen Süße ausgestattet. Aber auf keinen Fall orientalisch, selbst wenn Ihr das vielleicht annehmen würdet. Falls Ihr Shay & Blue noch nicht kennt – meines Erachtens nach sind sie am ehesten mit Jo Malone zu vergleichen hinsichtlich der Aufmachung als auch der Düfte. Sprich: Wir haben es hier nicht mit einem Wummser zu tun, sondern mit einer sehr modernen, gefälligen Vertreterin ihrer Gattung. Einer, die nicht aneckt – was ich bei einer Lilie ein wenig schade finde und von einer scharlachroten erst recht erwartet hätte … aber gut. Geschmack ist Geschmack.
Room 1015 ist unser zweiter Kandidat mit Yesterday:
„Inside Room 1015, in a misty bathroom scene (CARDAMOM steam), a group of young souls (drizzles of BERGAMOT) track down their prey in a virile attack raid (sizzles of BLUE LAVENDER pomade). The blade slides and slices (GERANIUM oxide). Not one hair survives the ride. Over smooth skin crinkled with laughter and sprinkled with madness (crisp APPLE splash) glide grave waves of nostalgia (DAVANA crash). Before hitting the stage, in a daze by the days, these musicians think of Yesterday… And play their heart out Today!(arm-wrestling game between aristocratic VETIVER, seemingly tame, and AMBROXAN, the sweat of divine lovers under another name).“
Eine Inspiration dazu gibt es von Dr. Mike höchstpersönlich auch, wie sich der Gründer nennt:
„A fresh and aromatic fragrance inspired by a picture of the Beatles hangin’out in a hotel bathroom, shaving and having fun. When I saw this pic, I immediately tried to imagine what would be the smell inside that bathroom: notes of vetiver? Lavender? Perhaps Santal? The perfume YESTERDAY is built around a fern accord revisited in a modern way. Think YES TODAY! A tribute to the unique spirit of musicians, being kids and grown-ups at the same time, walking on the thin line between dream and reality, teenage years and adult world. Now, Remember: We don’t stop playing because we grow old; we grow old because we stop playing!“
Was ist das? Das duftet wie ein Wunschkind von Creeds Aventus und … einem coolen Old-School-Fougère von … vielleicht Penhaligon’s oer Houbigant? Ja. Genau so. Und es passt auch gut zum Beatles-Bild … das ich Euch zwar nicht verlinken kann wegen des Copyrights, dafür habe ich Euch aber eine Badezimmer-Rasierszene aus A Hard Day’s Night rausgesucht – et voilà:
Für mich ist Yesterday ein Fougère des 21. Jahrhunderts. Er präsentiert genau jene Lavendelnoten, jene krautigen, ernsthaften, violett-leuchtenden, die einen ebensolchen ausmachen, strahlt mit herb-frischer Bergamotte an und lässt einen salzig-grasigen Vetiver hinzu. So klassisch so gut – bisher war es ein Gentleman alter Schule, die mit Creeds Aventus so populär gewordenen Noten von grünem Apfel, die fast schon aquatisch anmuten, spielen hier auch mit hinein samt einer ordentlichen Portion Ambroxan, jenes herrlich cremeweiche Holzmolekülchen, das man gar nicht nicht mögen kann und das, obacht, wichtig, eine kokette Süße entwickelt. Eine, die man oder besser: MANN heute durchaus tragen kann und will. Passt. Yesterday ist massenkompatibler als seine Vorgänger, passt aber insgesamt perfekt in die Hipsterlinie des Dr. Mike.
Und zu guter Letzt, Parfum Nashwa, nochmals von Shay & Blue:
„An intensely deep and creamy oud in a long lasting Extract of Parfum concentration. Rich notes of cacao noir and coconut melt over intense, dark oud and musk to create immediate attraction and an enduring fascination.
The Extract of Parfum collection is our strongest fragrance concentration. The distilled natural oils in these perfume blends are matured to build intensity and produce captivating layers of sensual pleasure for fragrance connoisseurs.“
Die Ingredienzen: Kopfnote: Bergamotte, Neroli; Herznote: Kakao, Kokosnuss; Basisnote: Moschus, Adlerholz (Oud).
Liest sich lecker – und gibt es nur als Extract de Parfum. Es gibt in dieser Konzentration auch einige Düfte der normalen Kollektion, Parfum Nashwa aber eben lediglich hochdosiert. Und er duftet wirklich hübsch, das muss ich schon sagen. Ich persönlich hatte etwas Angst, dass ich mir gleich so vorkomme, als wäre ich kopfüber in ein riesiges Bounty gesprungen, in einen Kokosschokoriegel – diese Befürchtung hat sich nicht bewahrheitet. Und auch, wenn ich sonst kein Fan von Kokos bin, finde ich sie hier köstlich: Schokolade, zart-schmelzend. Verschiedene Sorten, dunkle Schokolade, aber auch Milchschokolade. Feine Kokosstücke, die sich darin „tummeln“, frisch, nicht getrocknet. Ein Hauch Kokosmilch. Irgendetwas liköriges findet sich auch noch darin – ist es ein Kokoslikör? Oder ein heller und fruchtiger Rum? Könnte auch sein, das Fässchen dazu ist nämlich ganz dezent im Hintergrund zu vernehmen dank des Ouds. Ein paar abstrakte Blümelein vermag ich auch noch zu entdecken, die sich allerdings nicht näher zu erkennen geben, dafür nektarsüß-tropisch tönen. Ein einfach zu tragender Oud für Gourmand-Freunde. Einer, der auch Oudzögerer überzeugen kann. Ein Duft, der auch Gourmandzögerer für sich gewinnen könnte. Also fast schon eine eierlegende Wollmilchsau 😉 Nun ja, weiblich sollte man sein, an einem Mann kann ich mir den Duft partout nicht vorstellen.
Bis morgen meine Lieben, und ganz viele herzliche Grüße
Eure Ulrike
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