… hier im Blog – zumindest hatte ich schon lange keine Pröbchen mehr zu Rezensionszwecken in den Händen. Das ändern wir heute und morgen – und zwar mit deren neuestem Streich, einem Trio, das sich optisch vom Rest der Kollektion abhebt, die allerdings ohnehin nicht komplett einheitlich gestaltet ist hinsichtlich ihrer optischen Anmutung. Bei uns im Shop stört das nicht, vor Ort in irgendwelchen Regalen mag ich persönlich es nicht, wenn sich innerhalb einer Kollektion die Düfte einer Marke optisch unterscheiden. Wie seht Ihr das? Einmal abgesehen davon, dass es für „Neulinge“ mitunter auf den ersten Blick dann auch schwierig wird mit der Zuordnung. Nun ja, in meinem Regal zu Hause ist es mir gleich, zumal ich die Düfte eigentlich ausschließlich wegen ihrer inneren Werte kaufe – und Ihr? Wie wichtig ist sie Euch, die Optik? Und wie kaufentscheidend ist die Verpackung schlussendlich, wenn Ihr bereit seit, Euer Portemonnaie zu zücken?
Zurück zu Cerchi Nell’acqua – Le Bain de Minuit, L’Amour Fleuri und Ça va sans dire heißen die drei Hübschen, die uns gleich beschäftigen. Dennoch, eine Pingelei muss ich noch anbringen … Ich musste nachschauen, denn ich konnte mich nicht mehr erinnern: Die Namen bisher, waren sie alle Italienisch? Nein, waren sie nicht. Es gibt bereits französische Kandidaten sowie einige Namensschöpfungen, die aus dem Lateinischen herrühren bzw. einige Namen, deren Ursprung ich zwar zu verorten mag (Griechisch, Lateinisch), deren sprachliche Zugehörigkeit ich aber recherchieren müsste. Ist nicht kriegsentscheidend und sicherlich der Kreativität der Entscheidungsträger überlassen, mir fehlt hier aber etwas der rote Faden. Seid Ihr in solchen Dingen auch so pedantisch wie ich? 😉
Mitternächtliches Badevergnügen – Le Bain de Minuit
Le Bain de Minuit – das Mitternachtsbad, macht den Auftakt:
„Der Name Le Bain de Minuit stammt von Gilbert Becauds großem Chanson, einem seiner schönsten Lieder überhaupt. Das Mitternachtsbad ist ein ausdrucksstarker Duft und richtet unsere Erinnerungen auf die schönen Dinge, ganz gleich, ob sie sentimental oder auch etwas stürmisch sind.“
Die Ingredienzen: Kopfnote: Erdbeere, Kirsche; Herznote: Mandarine, Zedernholz; Basisnote: Hölzer, Ambra.
Ich kannte, wie ich zu meiner Schande gestehen muss, weder den Chanson noch Gilbert Bécaud, das Video habe ich Euch dennoch herausgesucht und mag das Lied wirklich gerne.
Mister 100.000 Volt hat man Bécaud wohl genannt aufgrund seines Temperaments – das entlockt mir ein Schmunzeln, obschon er doch in dem Clip so gemütlich wirkt, der Gute 😉 Wiki weiß natürlich etwas zu seiner Biographie und ich muss feststellen, dass ich doch einige Lieder des Franzosen kenne, wenn auch unbewusst:
„Nach dem Zweiten Weltkrieg tingelte Bécaud durch elegante Nachtlokale der Rive Droite in Paris und ging von 1950 bis 1952 als Klavierbegleiter von Jacques Pills auf Amerikatournee. In dieser Zeit komponierte er seine ersten Chansons, zu denen Pills die Texte schrieb, die bald berühmt wurden und von Sängern wie Dalida (Le jour où la pluie viendra/Am Tag, als der Regen kam), Frank Sinatra, Elvis Presley (Let It Be Me), Marlene Dietrich (Marie Marie) und vielen anderen vorgetragen wurden. Auch Édith Piaf wurde auf ihn aufmerksam und bat Bécaud, ihr ein Chanson zu schreiben.“
Ab Anfang der Fünfziger wurde Bécaud dann auch als Sänger Erfolg zuteil, den er bis zu seinem Tod 2001 mit regelmäßigen Alben und Tourneen fortsetzte.
Wenn wir schon von Mitternachtsbädern sprechen … Bécaud ist zwar Franzose, Cerchi Nell’acqua allerdings stammen aus Italien … auch ohne diesen Link ist das erste, an was ich bei diesem Wörtchen denke, natürlich Fellinis Meisterwerk La Dolce Vita: Anita Ekberg, die sich zusammen mit Marcello Mastroianni ein ebensolches gönnt.
Wahrscheinlich eine der berühmtesten Filmszenen überhaupt, die ihren Anteil daran hat, weswegen der aus dem 18. Jahrhundert stammende, monumentale Trevi-Brunnen in Rom ein Touristenmagnet ist. Den dazugehörigen Volksglauben kennt Ihr sicherlich – Geld hineinzuwerfen, ein paar Münzen darin zu versenken, bringt angeblich Glück. Genauer gesagt: Über die Schulter müssen sie geworfen werden, hinein in das kühle Nass des Brunnens. Eine einzelne Münze führt zu einer sicheren Rückkehr nach Rom, zwei dazu, dass man sich in einen Römer oder eine Römerin verliebt, die man für eine weitere Münze ganz bestimmt heiraten werde.
Ein Volksglaube sagt, dass es Glück bringe, Münzen über die Schulter in den Brunnen zu werfen. Eine Münze führe zu einer sicheren Rückkehr nach Rom, zwei Münzen dazu, dass der Werfende sich in einen Römer oder eine Römerin verliebe, drei Münzen würden zu einer Heirat mit der entsprechenden Person führen. Ursprünglich gab es den Brauch, einen Schluck aus dem Brunnen zu trinken, um wieder nach Rom zurückzukehren. So kommen bis heute hübsche Sümmchen zusammen – 1,2 Millionen Euro allein 2013. Gespendet wurden und werden diese regelmäßig aus dem Brunnen gefischten Reichtümer im übrigen bis März 2018 an die Caritas, danach fließen sie in den Haushalt der Stadt mit ein (wie die Münzen, die sich auf dem Grund der anderen römischen Brunnen finden). Ein Bad im übrigen im Trevi-Brunnen ist nur zu empfehlen, wenn die Reisekasse prall gefüllt ist – dieses Frühjahr hat sich wohl eine 60jährige Deutsche daran versucht und dafür 450 Euro bezahlt. Dürfte für einige Thermenbesuche reichen, die hinsichtlich ihrer Wellnesseigenschaften der Fontana di Trevi sicherlich überlegen sind – aber wer möchte nicht einmal im Leben Anita Ekberg spielen …
Wenn wir gerade beim Trevi-Brunnen sind: Fontana di Trevi, erinnert Ihr Euch noch? Acqua di Genova hatte einmal ein gleichnamiges Duftquartett lanciert, deren No. 12 ich schmerzlich vermisse – es war einer der schönsten Magnoliendüfte auf dem Markt. Und, überflüssig zu erwähnen, meiner ist leer …
Deshalb wenden wir uns lieber erfreulicheren Angelegenheiten zu, in unserem Fall dem Mitternachtsbad von Cerchi Nell’acqua. La Dolce Vita lag und liegt gar nicht so ferne, denn Le Bain de Minuit zelebriert das süße Leben. Ein altersloser, weil für alle Altersstufen geeigneter Duft ist es, einer, den man in einer (Groß)Familie gut auch zusammen benutzen kann – einzige Voraussetzung: es sollte sich um Trägerinnen handeln, denn er ist ausgesprochen weiblich. In seiner fröhlichen Fruchtigkeit ist er ein eher rarer Vertreter, derart prominent und primär fruchtige (nicht zitrische) Düfte sind nicht allzu häufig auf dem Markt vertreten. Le Bain de Minuit legt noch eine Schippe drauf, und zwar brilliert er vornehmlich mit zwei roten Früchtchen, die von vielen sehnsüchtig in Düften gesucht werden – mit Erdbeeren und Kirschen. Der Rest ist schmückendes Beiwerk: Ein bisschen Mandarinensaft sowie eine ambrierte Basis von leisen Hölzern, die trägt und wärmend untermalt, ohne sich in den Vordergrund zu rücken.
Le Bain de Minuit steht somit in der Tradition von Düften wie beispielsweise L’Artisan Parfumeurs Mure et Musc, jener Brombeere auf Moschus, oder, ebenfalls ein Italiener, das himmlische Erdbeerpuddingtörtchen von Nobile 1942, La Danza delle Libellule. Damit ist die Zielgruppe klar, die weibliche: Obstfreund sollte man schon sein und rote Früchte mögen, sonst wird man diesem heiteren und lebensfrohen Beerenbad nichts abgewinnen können. Kann man diese Grundsatzfrage bejahen, steht dem Vergnügen nichts im Weg: Le Bain de Minuit ist ein Immergeher und ganzjährig tragbar, darüber hinaus begeht er nicht den Fehler, den viele fruchtige Mainstreamer machen – er ist fruchtsüß, aber nicht zuckrig und keinesfalls klebrig. Ihm wohnt dank der Mandarine auch eine Frucht- oder besser Hesperidenfrische inne – das ist auch der Grund, weshalb er eigentlich für jede Frau tragbar ist, meiner Meinung nach. Für mich sind pappsüße olfaktorische Obstler nicht nur ein Abtörner, sondern wirklich auch nur an Minderjährigen erlaubt – denn sie wissen nicht, was sie tun … und dürfen noch komisch riechen 😉
Morgen geht es weiter mit dem Rest des Trios – bis dahin alles Liebe und viele Grüße
Eure Ulrike
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