ArteOlfatto – Bois Precious – hinein in den Zypressenhain

Heute sind nun also die zwei letzten Düfte des neapolitanischen Dufthauses ArteOlfatto an der Reihe: Brise Marine und Bois Precious. Zwei Düfte, die nach Durchsicht der Duftnoten nicht unterschiedlicher sein könnten. Während uns Brise Marine mit auf eine große Seefahrt über die Ozeane der Welt nimmt und das Element Wasser verkörpert, zeigt sich Bois Precious als eine von waldig-harzigen Noten umspielte Iris, als ein Duft, den ich gefühlsmäßig und namenstechnisch dem Element Holz zuordnen würde.

Trotz ihrer Duftnoten-mäßigen Divergenz passen die beiden Düfte thematisch für mich hervorragend zusammen, denn Meer und Wald liegen ja häufig auch im echten Leben nahe beieinander. Sind wir nun also gespannt und begeben uns auf die sieben Weltmeere mit Brise Marine. 🙂

Brise Marine – Schiff ahoi!

Zusammen mit maritimen Noten, Myrte, Maiglöckchen, Alpenveilchen, Ylang-Ylang, Akazienblüte, weißem Moschus, Vanille und Patchouli stechen wir nun also in See. Meine Seefestigkeit lässt etwas ziemlich zu wünschen übrig, daher hoffe ich, der Wellengang ist gnädig mit mir. 😉 ArteOlfattos Auskunft über Brise Marine lässt aber auf eine ruhige und idyllische Bootstour hoffen:

Brise Marine von ArteOlfatto ein von der Welt der Ozeane inspiriertes Parfüm. Der Duft beginnt frisch mit Bergamotte und wird dann mit Blüten zu einem Bouquet aus Ylang-Ylang, veredelt von einem Hauch Kokosnuss. Bourbon-Vanille, Moschus und Tonkabohne verleihen dem Duft eine exquisite Süße. Dieser Duft ist die magische Alchemie blumiger, holziger Gewürze inspiriert von der türkisfarbenen See und der Meeresbrise.

ArteOlfatto – Brise Marine

Unsere Reise beginnt mit deutlichen maritimen Noten und der kampferartig Frische der Myrte. Wie eine kühle marine Brise streicht mir der Duft aus dem Hause ArteOlfatto um die Nase. Was gäbe ich dafür, es wäre jetzt Sommer und wir hätten mal wieder um die 35 Grad draußen … Nach und nach beruhigt sich die mentholgeschwängerte maritime Duftnotendominanz. Brise Marine wird würziger und erlangt beinahe pinienartige Untertöne. Zu diesen gesellen sich im weiteren Verlauf die floralen Noten von Maiglöckchen und Alpenveilchen.

Ersteres tritt keineswegs in intensiv frühlingshaftem Gewand auf, sondern besticht wie auch das Alpenveilchen durch Transparenz, Leichtigkeit und deutliche Wassernuancen. Die grün-strohigen, dezent bittere Noten der Akazienblüte stoßen hinzu und geben Brise Marine neuen Wind in die Segel. Patchouli sorgt für erdige, beinahe sandige Akzente. Er, der sonst ja gerne durch feuchten Modercharme glänzt, zeigt sich hier in Kombination mit Vanille und Moschus von (s)einer ungewohnt trocken-holzigen Seite. Wir treffen nun also im Duftverlauf wieder auf festen Boden. Land in Sicht! Und damit auch das Ende unserer heutigen Schifffahrt.

ArteOlfatto – Brise Marine

Brise Marine ist ein von Transparenz und luftiger Frische geprägter Unisex-Ozeanduft, der für Freunde von leichten maritimen Düften jenseits der Cool-Water-Fraktion genau das Richtige sein könnte. Die von ArteOlfatto beschriebenen Südseeassoziationen kann ich beim Testen zwar nicht wahrnehmen, aber einen Meerescharakter spiegelt der Duft des italienischen Dufthauses dennoch hervorragend wider. Wieder einmal überzeugt ArteOlfatto mit einer erwachsenen, fein ausbalancierten und sehr eleganten Duftkreation, die Fans sicher nicht nur in der warmen Jahreszeit tragen werden. 🙂

ArteOlfattos Bois Precious

Kaum auf Land gestoßen, stehen wir bereits in einem tiefen Duftnotenwald aus Zypresse, Iris, Wacholderbeeren, Myrte, Patchouli, Hölzern, Harzen, Moschus, Leder, Ambra, Honig und Vanille. Mit festem Boden unter den Füßen fühle ich mich doch gleich wohler und lausche gespannt den Worten des neapolitanischen Dufthauses, die mit dem Wind durch den mediterran geprägten Baumbestand getragen werden:

Bois Precious von ArteOlfatto ein kostbares Parfüm das auf einem exquisiten Bestandteil beruht: florentinische Iris. Dieses Parfüm hat eine holzige Stimmung von pudriger Iris, Ambra und Myrte. Es hat eine mit Honig gesüßte Moschusbasis. Das Ergebnis ist ein warmes, bezauberndes und geheimnisvolles Parfüm.

ArteOlfatto – Bois Precious

Direkt nach dem Aufsprühen wird mir klar, dass wir uns nicht in irgendeinem schnöden 08/15-Mittelmeerwäldchen befinden, sondern in einem von der goldenen Morgensonne durchfluteten Zypressenhain. Die Farbe des Duftes ist hier wirklich Programm. Sonniges Goldgelb trifft auf intensives Koniferengrün. Warme, nein wärmste Ambranoten sorgen für eine absolute Wohlfühlstimmung, die von würzigen und dezent zitrischen Zypressennoten aufs Feinste untermalt werden. Wacholderbeeren verleihen dem Duft ein leichtes Ginaroma, während die Myrte mit subtilen Kampfernoten die Frische und Kühle des frühen Morgens repräsentiert. Diese werden von den immer wärmer werdenden Sonnenstrahlen des ambrierten Tages, äh Duftes nach und nach vertrieben.

Eine honigartige Süße erfüllt Bois Precious im weiteren Duftverlauf, nicht aufdringlich, nicht erdrückend, nicht zu zuckrig, sondern fein abgestimmt auf das bereits bestehende wohlig-warme Duftgemenge. Sanft und zart zeigt sich die Iris, die hier vollkommen auf jegliche Lippenstiftallüren verzichtet. Die Schwertlilie sorgt für eine bezaubernde Cremigkeit, die Bois Precious watteweich werden lässt. Hölzer und Harze spielen im Duftverlauf dieser komlexen Kreation eine sicherlich tragende, aber auch nur eine untermalende Rolle. Sie sind nicht eindeutig als Einzelnoten wahrnehmbar, sondern verschmelzen im nach wie vor goldenen und äußerst kostbaren Duftwäldchen. Begleitet von Vanille, Moschus und samtweichem Leder klingt Bois Precious ganz langsam und klangvoll aus.

ArteOlfatto – Bois Precious

Fazit – das holzige Highlight

Bois Precious ist für mich das Highlight unserer heutigen Duftreise. Vielleicht, weil der Duft mit seiner ambrierten Wärme, seinen gourmandigen Honignoten und seinem goldenen Leuchten für mich gerade jahreszeitlich und stimmungstechnisch optimal passt. Vielleicht aber auch, weil er dank seiner Eleganz, seiner unaufdringlichen, unprätentiösen Art, seiner Transparenz und ruhigen Harmonie, seinem wunderschönen Strahlen einfach ein Highlight ist. Alle, die liebevoll und fein ausbalancierte ambrierte Düfte mit koniferiger Würze mögen oder testen möchten, denen sei Bois Precious unbedingt ans Herz gelegt.

Und so verabschiede ich für heute ganz im Einklang mit mir selbst und meinem nach Bois Precious duftenden Unterarm. 😉 Ich wünsche Euch eine schöne und stressfreie Vorweihnachtswoche sowie entspannte und besinnliche Feiertage!

Liebe Grüße,
Steffi

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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