… möchte ich Euch heute vorstellen. Beide sind bei mir momentan in einer Dauerschleife des Tragens gelandet, Knightsbridge hinsichtlich der Regentage, Chai an den beginnenden warmen Tagen. Und beide sind nicht neu, sondern lediglich Neuentdeckungen meinerseits. Zugegeben, was Knightsbridge angeht – ihn wollte ich schon länger haben, er ist leider, leider hinsichtlich seiner Erhältlichkeit an Harrods London gebunden, eine jener Exklusivdüfte, die man nur dort bekommt. Nun hatte ich Glück und habe ihn mir dankenswerter Weise mitbringen lassen können. Mich als leidenschaftliche Parfumista ärgert eine solch beschränkte Verfügbarkeit auch immer wieder, zumal bei Knightsbridge ganz besonders, weil ich das letzte Mal in London von einem Kauf umständehalber abgehalten wurde und später die Zeit fehlte, nochmals das Kaufhaus zu frequentieren … Harrods hat einige, nur dort erhältliche Düfte im Sortiment – und für die Hersteller kann das durchaus lohnenswert sein, zumal Harrods eben einfach auch sehr umsatzstark ist, wie Ihr Euch sicherlich denken könnt. Bei Eurem nächsten Londonbesuch solltet Ihr deshalb mal sichten gehen, was Ihr noch nicht kennt bzw. Euch vorher im Netz und/oder auf der Harrods-Seite informieren, es stehen dort einige Schmankerl, an die man sonst nicht kommt. Und aufgrund der blöden Gefahrgutverordnungen versenden sie auch nur innerhalb von United Kingdom, es ist also leider auch nicht möglich, den Duft zu bestellen.
Robert Piguets Knightsbridge wird wohl auch in Zukunft Harrods-exklusiv bleiben, obgleich ich die Markeninhaberin jedes Mal „nerve“, wenn ich ihr begegne 😉
Es gibt einige Rezensionen zu Knightsbridge, unter anderem bei Kafkaesque, Ça Fleure Bon, FragranceDaily.
„In tribute to Harrods of London, Robert Piguet has created an exclusive new fragrance. Composed of some of the most expensive fine fragrance elements, Knightsbridge de Robert Piguet is sure to dazzle wearers with its opulent presence. The perfume opens with creamy notes of nutmeg and rose before a sumptuous heart of sandalwood and orris transitions into a rich base of leather and tonka bean.“
Den Duft nachts um zwei Uhr bei Harrods sollte Knightsbridge wohl abbilden, liest man im Netz …
Knightsbridge soll lediglich fünf (vielleicht auch noch ein paar mehr) Ingredienzen beinhalten, doch die Kombination derselben hat es in sich … Mark Behnke, der Mann hinter Colognoisseur, der früher Managing Editor bei CFB war und von dem auch obige Rezension ist, schwärmt, und zwar in den höchsten Tönen: Für ihn ist es der beste Duft von Aurélien Guichard, darüber hinaus eine seiner Top-Entdeckungen 2013. Ganz generell verfallen die meisten bei dem Duft ins Schwelgerische, was für mich ebenso gilt.
Knightsbridge ist ein Duftgemälde, ein wahnsinnig dichtes, das alle genannten Ingredienzen von ihrer absolut besten Seite zeigt: Würzig-cremige, an Vanille erinnernde, mit einem Hauch Röstaromen und Karamell ausgestattete Tonkabohne, tatkräftig von herrlichem (und überhaupt nicht öko-muffigem) Sandelholz unterstützt, samtig in der Anmutung und wunderschön auf meiner Haut oszillierend. Irispuder gesellt sich dazu, genauso wie Anmutungen kostbaren Wildleders, Knightsbridge schillert in einem luxuriösen Rot-Braun, das es eine wahre Freude ist. Muskat stiftet eine subtile Schärfe, die kontrastierend, aber nicht tonangebend wirkt, und dann ist da noch … eine Ähnlichkeit, eine klitzekleine, ein Akkord, eine Anmutung, die mich an einen weiteren Duftklassiker erinnert – und zwar an Ambre Narguilé aus der Hermèssence-Kollektion. In dem Artikel von Kafkaesque wird der Blogartikel von Piguet selbst angesprochen, der in deren leider nicht mehr verfügbarem Blog gepostet wurde. Dort ist von einem Essen die Rede, das anlässlich der Lancierung von Knightsbridge veranstaltet wurde und das seinen Abschluss fand mit einem ganz besonderen Dessert – würzigem Apfelbrot und Butterpudding mit Calvados. Das ist der Missing Link, der mir gefehlt hatte, als ich Knightsbridge das erste Mal schnuppern durfte. Der Duft hat Noten von Apfel, warmem Apfel, Apfelkuchen, vielleicht auch eine Note von Zimt, ganz ähnlich wie Ambre Narguilé. Aber doch unterscheiden sich die Düfte in ihrer kleinen Gemeinsamkeit, dem gemeinsamen Akkord: Während Ambre Narguilé jene warme Apfel-Tarte zitiert, erinnert Knightsbridges Apfel, der ebenfalls warm-würzige, in seiner fast schon sämigen Anmutung mehr an Edelalkoholika, wo nun der Calvados ins Spiel kommt.
Die Sillage ist Wahnsinn, die Haltbarkeit ebenfalls – einen Tag schafft der Duft ganz spielend, und unter der Dusche muss man ebenfalls fast schon „arbeiten“, um ihn von der Haut zu bekommen. Ein duftender Traum, den Ihr Euch nicht entgehen lassen solltet, sobald Ihr die Möglichkeit habt, ihn zu testen!
Meine zweite Neu- oder auch Wiederentdeckung ist Chaí. Dessen Text stammt, wie alle deutschen Texte der Marke, von mir:
„Mit Chaí de Robert Piguet widmet sich Robert Piguet einer jahrtausendealten Kostbarkeit – dem Tee. Eine Delikatesse mit Tradition, die sich einer erfreulichen Renaissance in der Welt der Düfte erfreut.
Chaí de Robert Piguet zeigt sich im Auftakt lebhaft und heiter von seiner mediterranen Seite: Herb-grüne Blätter der Bergamotte, begleitet von zierlichen Orangenblüten, üppig blühend und von einer honiggleichen Nektarsüße, die zu der zarten Lieblichkeit des weißen Tees überleiten. Dieser präsentiert sich darüber hinaus frisch und erfrischend, mild und deliziös, von Bienenwachsanklängen hauchfein untermalt. Abgerundet wird der Duft in der Basis durch kraftvollen, rauchig-malzigen Matetee.
„Less is more“, von Bauhauskünstler Mies van der Rohe bekannt gemacht, trifft auch auf Chaí zu: Der Duft ist ein fröhlicher und unbeschwerter Begleiter, gleichermaßen erfrischend wie elegant, der im Alltag durch sein Understatement zu überzeugen weiß.“
Piguets Chaì, dessen Name etwas irreführend gewählt ist, zeigt sich so unkompliziert wie wunderschön: Ich liebe ja Teedüfte, allerdings sind mir manche einfach etwas zu wenig, zu flach. Hier werden unterschiedliche Sorten zitiert, wobei sich der Grüntee natürlich hervorragend für wärmere Temperaturen eignet. Matetee, den ich selbst außerordentlich gerne trinke, stiftet ein paar rauchige Akzente, die einen schönen Gegenpol zu der Nektarsüße der Zitrusfrüchteblüten bilden. Bergamotte strahlt und spendet eine gewisse herbe Spritzigkeit, eine jugendlich-erfrischende – fertig ist der Duft. Und so, wie er ist, wirklich ziemlich unwiderstehlich: Ein Immergeher, der den Spagat zwischen Frische und Eleganz spielend bewältigt und trotz seiner unbegrenzten Anwendungsmöglichkeiten einen schönen und prägnanten Charakter besitzt, der ein Statement setzt. Ich trage ihn gerade sehr viel, wenn es nicht wie gestern über 30 Grad hat, und bin ganz im Glück mit ihm!
Kennt Ihr einen der beiden Düfte? Was tragt Ihr denn dieser Tage – hat bei Euch die olfaktorische Sommergarderobe schon komplett Einzug gehalten?
Herzliche Grüße,
Eure Ulrike
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