Gerade erst erreichte uns By Kilians neueste Kreation: Black Phantom. Ich gebe es zu, einen gewissen Hang zum Morbiden habe ich definitiv, so grinst mich auch jetzt gerade ein goldener Totenschädel aus dem Bücherregal mir gegenüber an. Natürlich kein echter. Schaurig-Düsteres ist in der Welt der Düfte eher Mangelware. Spontan fallen mir noch Mortal Skin von Stéphane Humbert Lucas (Rezension hier) ein und ein paar weitere, die zumindest ein wenig Düsternis zelebrieren.
Eine echte Schatzkiste! Schon die ersten Sätze der offiziellen Duftbeschreibung haben mich überzeugt. Zu viele Schlüsselbegriffe, die bei mir Schmachtreflexe auslösen, beim Wort „Kaffeenoten“ war es schon um mich geschehen. 😉
Black Phantom – „Memento mori“ ist eine Melange aus dunklen Kaffeenoten und den düsteren Schatten einer Piratengaleone. Klassischerweise trinkt man Kaffee: schwarz wie die Nacht, heiß wie die Hölle und süß wie die Liebe. Man sagt, das Wort selbst stamme aus dem Arabischen: Von „qahwa“, der Dunkle.
Der von Sidonie Lancesseur kreierte Black Phantom trägt außerdem den Untertitel „Memento mori“ – „gedenke zu sterben“. Die Aufforderung, sich der eigenen Endlichkeit bewusst zu sein, die im Barock dem Gegensatz zu „carpe diem“ – „pflücke den Tag“ entgegenstand.
Duftkomposition:
Kopfnote: Rum, Mandel
Herznote: Hölzer, Vetiver, Patchouli, Sandelholz, Kaffee
Basisnote: Zuckerrohr, Gourmand-Noten
Im Hause Kilians dachte man aber an keine barocke Knochenkirche, sondern an ein verfluchtes Piratenschiff, „das bis ans Ende aller Zeiten über die sieben Weltmeere treibt: Ohne Wind, ohne den geringsten Lufthauch, die schlaffen Segel aber durchtränkt von einem berauschenden Duft – begleitet vom spukhaften Klang aufeinanderprasselnder Säbel, der von den Decks widerhallt.“
Der Duft der Segel
Das schwarze Phantom ist ein echter Gourmandduft: Fässerweise Piratenrum und Mandeln verbinden sich zu einem berauschend-tödlichen Duo, denn man sagt der Blausäure nach, nach Mandeln zu duften, also Obacht! Tatsächlich duftet es auch nach Kaffee, einem tiefschwarz geröstetem. Ausgangspunkt war hier wohl ein Irish Coffee, bei dem man den Whisky mit Rum ersetzte. Was man als Pirat eben morgens braucht, um wach zu werden.
Völlig furchtlos, mit unerschrockener Kühnheit lässt Kilian Hennessy diese Vision in Form eines unvergleichlichen, surrealen, ultraeleganten und neuartig interpretierten holzig intonierten Gourmanddufts auferstehen. Darin verwoben das düstere, uralte, mahnende Konzept des Memento mori: Der Tod, der stets neben uns sitzt und uns das ganze Leben lang unsichtbar begleitet.
Das blumenumkränzte Skelett beim Festmahl, das uns höhnisch grinsend gebietet, uns am Hier und Jetzt zu erfreuen: Die Tage, all die schönen Momente des Lebens genießen, solange man noch kann.
Ein wunderbarer Duft, ein nicht zu süßer Gourmand, der mit bitteren Kaffeenoten und süßem Rum, die Freuden des Lebens voll auskostet und die Genüsse gerade durch das Bewusstsein der eigenen Vergänglichkeit intensiviert. Nichts für den nahenden Sommer, aber er wird auf für den nächsten Herbst auf Wiedervorlage gelegt. 😉
Oscar Wilde hätte es vielleicht ein wenig geistreicher formuliert, aber lassen wir zuletzt Kilian Hennessy zu Wort kommen: „If it’s dirty, kinky, naughty, messy, or just plain wrong, I want it.“
Yarrrr,
Harmen
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