… erwartet uns heute und morgen mit den Parfums Couture:
„The classic French Haute Perfumery revisited by the Parisian designer. A collection of rare and nonconformist perfumes for demanding women and men. The result of a search for raw materials of the highest quality and technical expertise of maceration give this collection a unique olfactory quality.“
Fünf Düfte sind es bisher, die zu den Parfums Couture gehören: Cœur Couronné, Coup de Grâce, Hôtel Particulier, Jardin Privé und Rouge Cardinal – die ersten drei sind heute unser Thema.
Cœur Couronné, das gekrönte Herz, als „Liquor, Powerful, Aristocrate“ angekündigt, macht den Anfang:
„A noble and contemporary fragrance. A bouquet of neroli and jasmine coated by the rare note of the davana flower, an incredible note of candied fruit. A touch of Malgach vanilla to magnify such intense vintage nectar.“
Likörig – das kommt definitiv von der Davanablüte, die sich häufiger, so auch in diesem Fall, wie eine große und ungezügelte, ausschweifende Schwester des Osmanthus präsentiert. Ich spiele hier auf die pfirsichartigen Facetten des Osmanthus an sowie auf seine ledrigen Akzente – beides findet sich auch bei dieser Davanablüte: Sie ist auf eine wollüstige opulent, duftet nach der samtigen Haut vollreifer Pfirsiche sowie Mango, saftig und, ja, likörig, zeigt aber auch sachte, ledrige Anklänge, die allerdings alsbald in den Hintergrund treten zugunsten von einer ausschweifenden Pudrigkeit, einer wärmenden. Die Süße der Steinfrüchte, die die Davanablüten evozieren, weckt Erinnerungen an getrocknete Früchte, getrocknete Pfirsiche und Aprikosen, ein paar davon kandiert.
An dieser Stelle fühle ich mich an Serge Lutens‘ herrlichen Arabie erinnert, der allerdings im Gegensatz zu unserem Herz hier eine Impression eines arabischen Marktes ist – neben den Trockenfrüchten, den köstlichen, präsentiert dieser Klassiker allerdings auch Gewürze satt, lässt irgendwo im Hintergrund ein paar Pferde erahnen, deren Ledersättel schon etliche Jahre auf dem Buckel haben, und atmet die Hitze eines arabischen Landes. Das finden wir nicht in Cœur Couronné, der dafür andere Assoziationen hervorruft: Wenn ich jetzt sage, dass er für mich ein Boudoir-Duft ist, würde ich Euch sehr wahrscheinlich auf eine falsche Fährte locken, denn die meisten denken bei diesem Begriff an Düfte, die zwar pudrig sind – das ist unser Herz aus -, darüber hinaus aber auch nach Lippenstift duften, nach Körperpuder, was in der Regel Iris geschuldet ist. Trotzdem – das Herz ist ein Boudoir-Duft. Warum? Weil es eine Diva ist, eine wahrhaft königliche Schönheit, eine Frau, die um ihre Sinnlichkeit und Anziehungskraft weiß.
Und das bleibt Cœur Couronné auch im weiteren Verlauf, gewinnt des Weiteren noch rauchige Anklänge hinzu, die mich nochmals an Serge Lutens erinnern: Der Rauch erinnert mich an zwei weitere Ikonen, und zwar an Chergui und an Fumerie Turque. Trocken-rauchig wie in Chergui, aber von der Süße her Fumerie Turque ähnlicher, der, alles in allem, zwar eine ähnliche „Rauchdichte“ vorweist, aber auch eine ausgeprägtere Süße. Diese ist bei Cœur Couronné perfekt ausbalanciert durch die ausladende likörige Fruchtigkeit.
Cœur Couronné ist in meinen Augen nichts für ganz junge Mädchen oder Frauen, er bedarf einer gewissen Reife – und ist eine Femme Fatale, aber eine äußerst tragbare. Er zelebriert die Idee eines klassischen (Damen)Parfums in dem Sinne, dass er … Gewicht hat, Körper. Er ist schwelgerisch, hat Präsenz, ist somit weit davon entfernt, ein Sauberdüftchen zu sein oder eines jener Nicht-Parfums. Und – er ist absolut zeitgemäß, lasst Euch also nicht von meinem Vintage-Foto ins Bockshorn jagen, es ist kein Retro-Duft. Ich finde ihn wunderschön.
Coup de Grâce heißt eigentlich Gnadenstoß – hier bin ich etwas irritiert, ein Wortspiel vielleicht? Grâce steht neben Gnade auch für Anmut, Reiz, Grazie, Coup steht für einen Schachzug, für einen Hieb, einen Knall. Schauen wir uns mal den Duft an, dem die drei Wörtchen „Floral, Spicy, Intense“ an die Seite gestellt wurden:
„Sensuality and intensity in its purest form. The magic of a bold Damask rose magnified by the intense saffron on a base of deep amber, vetiver and sandalwood for a fatal and rebellious fragrance.“
Nochmal eine Femme Fatale – und zwar eine, die keine Gefangenen macht. Ist das mit dem Gnadenstoß gemeint? Ich hätte etwas mehr Offensive erwartet oder vielmehr: eine direktere Form davon, insofern das überhaupt Sinn ergibt. Ich hatte eine hochwertige Rose erwartet, die sich einfügt in die Riege der dunklen Safranrosen. Was die Qualität angeht, erfüllt unsere Rose meine Erwartungen, nicht aber, was den Duftverlauf und ihren eigentlichen Charakter angeht. Die Protagonistin von Coup de Grâce ist eine Damaszenerrose, jene bulgarische Rose, die weltberühmte, die man im Regelfall sofort an ihrem unverkennbaren Duft erkennt. Samtig, auf eine eigen- und einzigartige Art und Weise fruchtig, aber „stumpf“, leuchtend, nicht glitzernd. Und gleichermaßen Wärme ausstrahlend als auch kühl. Subtile metallische Akzente suggerieren, dass dieses Röslein Dornen hat, die stechen können, Obacht also! Safran sorgt für dezente Kanten, unterstreicht die Erlesenheit dieses köstlichen Tropfens, dem ebenfalls latente Anklänge von Leder, genauer: Glattleder innewohnen. Eleganz und Exklusivität verströmt Coup de Grâce – und hätte, der Handschrift nach, auch vom Rosenvirtuosen Kurkdjian stammen können. Spätestens jetzt, meine Lieben, bin ich mir sicher, dass einige von Euch nicht umhin kommen, ihn zu testen – ich bin mir sicher, dass ich nicht zuviel versprochen habe 😉
Hôtel Particulier macht den Abschluss für heute und verspricht uns „Amber, Floral, Sensual“ zu sein:
„A sensual and contemporary fragrance. A delicate blend of vanilla, rose and tonka bean enhanced by amber and sandalwood notes. This accord brings exceptional depth and extreme elegance.“
Ein Ambraduft und zwar ein Hochkaräter, meine Damen! Ambra ist zwar, wie regelmäßige Leser/innen wissen, nicht unbedingt „my cup of tea“, aber selbstredend kann ich objektivieren – und weiß ihn durchaus an anderen zu schätzen. Sinnlich ist er, opulent und reich. Schwelgerisch und reich, von einer edlen balsamischen Wärme und Tiefe, gehaltvoll und charakteristisch. Vanille unterstreicht die Süße und stiftet Cremigkeit, Sandelholz verstärkt die Würzigkeit des Harzes und Tonkabohne, ja, die Tonkabohne verstärkt beide dieser Facetten, ist sie doch die würzige Schwester der Vanille. Die dunkelroten Rosen kleiden in Samt, weswegen ich hier erneut an eine starke, sich ihrer Selbst bewusste Frau denken muss. Das trifft auf alle drei Düfte heute zu: Sie sind Schönheiten, feminin und voller Charakter, eine Hommage an uns Frauen.
Elegant, erhaben, edel und exklusiv – das trifft auf Hôtel Particulier genauso zu wie auf seine beiden Vorgänger. Und lässt mich hoffen, dass meine hohe Erwartungshaltung an „den Rest“ der Kollektion von Hervé Gambs nicht enttäuscht werden wird. Es bleibt also spannend, meine Lieben!
Bis morgen und viele liebe Grüße,
Eure Ulrike
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