Das Hôtel Costes …

… verfolgt uns dem Namen nach schon seit ewigen Zeiten – die Jüngeren vor allem durch die Sampler-Reihe, die clubaffinem Publikum ein Begriff sein sollte: Ein Klassiker im Bereich der elektronischen Chillout-Loungemusik. Hinter dem Hôtel Costes verbirgt sich aber natürlich viel mehr als „nur“ Musikalisches: Ein Pariser Luxushotel, 1991 von den Costes-Brüdern in Zusammenarbeit mit dem Designer und Architekt Jacques García errichtet und der Maxime „Mehr ist mehr“ verpflichtet, ist es mittlerweile weltberühmt für seine allumfassende Opulenz und eine begehrte Station für Prominente aller Art.

Hotel CostesMarketing können sie auch, das leuchtet ein – hat doch alleine die Sampler-Reihe das Haus noch bekannter gemacht. Vor einigen Jahren dann verpflichtete man Olivia Giacobetti, den Geist des Hauses mit einem passenden Duft einzufangen – so entstand Hôtel Costes, der nun, da Frau Giacobetti noch mit einem weiteren Duft nachlegen durfte, in Hôtel Costes 1 umbenannt wurde.

Hôtel Costes 1, der vormalige Signatureduft des Hauses, war ein echter Renner und lange Zeit auch ein ziemlicher Geheimtipp in diversen Foren und Blogs – jetzt scheint es ein wenig ruhig im ihn geworden zu sein… Vielleicht ändert sich das ja mit der Lancierung seines Nachfolgers. Ich möchte Euch beide Düfte gerne zusammen vorstellen.

Schaut man sich die Impressionen des Hotels an – einen kleinen Eindruck vermittelt dieser Blogeintrag -, kann es durchaus zu einem kleinen Moment des Erstaunens kommen – Frau Giacobetti und Opulenz? Stellt man dann noch die Flakons der Düfte sowie die Duftkerzen und was es sonst noch an ergänzenden Artikeln gibt wie Seifen, Duschgels usw. daneben, wird jene Verwunderung nicht kleiner: Less is more oder more and/is more?

Aber irgendwie ist es schon stimmig, das Konzept. Denn – Hôtel Costes ist neu. Ist modern. Trotz seiner überbordenden Ausstattung. Es hat Klasse und es ist – verschwiegen, wie man sagt. Also auch irgendwie Understatement trotz Overstyling. Und irgendwie vermitteln es visuell den Eindruck, als ob dort die Zeit stehen bleiben könnte und wollen würde – ein Eindruck, den die zeitlosen Flakons durchaus widerspiegeln.

Nun gut, wenden wir uns den Düften zu.

Hôtel Costes 1 hat folgende Ingredienzen: Kopfnote: Lorbeer, Lavendel; Herznote: Koriandersamen, Wacholder; Basisnote: Moschus, Hölzer.

Hôtel Costes 2, „der Neue“, beinhaltet folgende Ingredienzen: Benzoe, Zimt, türkische Rose, Geranium, Orangenblüte, Guajakholz.

Hotel CostesHôtel Costes 1 beginnt fruchtig-herb und würzig-pfeffrig – eine seltsame Art von Fruchtigkeit, nämlich Wacholderfruchtigkeit samt grün-kräuteriger Lorbeerwürze. Koriander rundet sanft im Zusammenspiel mit einigen Hölzern ab, während Moschus den Duft in eine sanfte Wärme taucht. Lavendel vermag ich auf meiner Haut nur sehr bedeckt zu entdecken, auf dem Teststreifen ist er ein weniger, aber nicht viel präsenter.

Hôtel Costes 2 verwirrte bereits vorab in diversen Foren, weil irgendwer verlauten ließ, daß Veilchen enthalten sei und einige mehr oder weniger verzweifelt auf der Suche nach Veilchen waren. Aber – gefehlt, ein Veilchen ist nicht enthalten (was mich persönlich jetzt eher freudig stimmt, aber gut). Bereits kurz nach dem Aufsprühen entfaltet sich ein Dreiklang aus Benzoeharz, Zimt und Rose: Ein süß-warmes harziges Vergnügen mit sanften Zimtspitzen, welches mich persönlich ein klein wenig an einen alten Joop-Duft erinnert – ich glaube, es war Joop Le Bain, der Weiße. Erinnert sich wer? Diese ein bißchen an Spielknetmasse erinnernden Noten… Geranium unterstreicht die Rose und sorgt mitsamt Orangenblüte für fruchtige Akzente, alles untermalt von warmem Holz.

Ich habe Costes 1 immer recht gerne in einem Atemzug mit A quiet morning von Miller et Bertaux genannt sowie mit Touaregh von Il Profumo und Cashmere for Men von Fissore. Warum? Die Düfte sind mitnichten „gleich“, sie gleichen sich nicht, aber – sie zielen für mich in eine ähnliche Richtung. Costes 1 ist ein kontemplativer Duft, ein (ge)würzig-holziger Sanfter für die ruhigen Momente im Leben. Ein Duft wie Meditation oder Yoga, gut geeignet um zu sich selbst zu finden und sich dabei wohlzufühlen.

Costes 2 mag sicher Symbol für den „Enthusiasmus der Pariser Nächte“ sein – so wie er gedacht ist – aber… für mich ist er seltsam ambivalent – zumindest wenn ich an seine „Einsatzzeit“ denke beziehungsweise mir jene vorzustellen versuche: Ich kann ihn mir einerseits sehr gut als Ausgehduft für den Abend vorstellen – allerdings eher: zum Essen, weniger in den Club. Genauso gut ist er aber auch für den Kuschelabend auf dem Sofa zu Hause denkbar. Er entspricht, das sieht man schon an den Ingredienzen, nicht dem typischen Kuschelkandidaten, ja. Für mich hat er aber durchaus das Potential dazu. Benzoe verbindet sich hier so mit Zimt und den floralen Elementen, allen voran Orangenblüte, daß der Duft zwar sinnliche Komponenten vorzuweisen hat, aber eher erotisch denn „sexy“ wirkt und eine gemütliche Gelassenheit besitzt. Möchte ich ihn von der Richtung her mit etwas vergleichen, fiele mir am ehesten noch der Louanges Profanes, die Nr. 19 von Parfumerie Générale ein, dessen Ingredienzen auch Ähnlichkeiten aufweisen (Neroli, Weißdorn, Lilie, Weihrauch, Benzoe, Guajakholz).

Bin gespannt auf Eure Testeindrücke!

Liebe Grüße,

Eure Ulrike.

Bildquelle: Sampler Hôtel Costes Vo. 1 über Amazon zu beziehen, some rights reserved.

Neueste Kommentare

Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

7 Kommentare

  1. Stefan
    11. März 2010
    Antworten

    Hallo Ulrike,

    ich habe gestern eine Probe vom Costes 1 bekommen und ich finde, das riecht 1:1 wie Il Profumo Touaregh (o gott, habe ich das nun hoffentlich richtig geschrieben….?), das ich zu Hause habe. Irre ich da?

    LG,
    Stefan

    • Ulrike
      11. März 2010
      Antworten

      Huhuu Stefan,

      nein, nein, so ganz irrst Du da absolut nicht 😉
      Ich persönlich finde auch, daß der Costes 1 mit dem Touaregh starke Ähnlichkeit hat – und würde sogar von der Richtung her noch Fissores Cashmere for Men sowie Miller et Bertaux Quiet Morning mit in diese Schublade legen.
      Und, welchen magst Du lieber?

      Liebe Grüße, Ulrike.

  2. Stefan
    11. März 2010
    Antworten

    Hi Ulrike,

    Danke für die Beruhigung… Ich finde Touaregh noch eine Spur markanter und „länger“. Kenne ich länger als den Costes und daher ist für mich Touaregh dann auch die 1. Wahl. Wobei ich das Costes-Konzept natürlich recht überzeugend finde.

    Wie findest Du eigentlich die Tauer-Düfte? Ich habe mal bei Luckyscent in den Bewertungen geguckt und da ist man ja durchaus zwiegespalten. Ich finde die im Kopf sehr stark (also klasse), die halten aber eine ziemliche Schwere. Ich habe sie heute im Büro drauf und bin noch im Zwiespalt 😉

    Miller & Bertaux Quiet Morning habt Ihr mir auch abgefüllt. Ich finde den von der Basis her wesentlich „leichter“ als Touaregh und Costes, die ja doch starke Gewürze drin haben. Quiet Morning werde ich morgen am Casual Friday mal testen. Mal gucken, wie’s sich anfühlt. Der Name allein ist schon klasse.

    Liebe Grüße & schönen Abend
    Stefan

  3. Almut
    12. März 2010
    Antworten

    huhu liebe uli,

    ich hab den costes2 mittlwerweile auch getestet und finde ihn äusserst „unentschlossen“. auf meiner haut weiss er nicht so recht wo er hin will – er ändert sich ständig. zu beginn riecht er etwas seifig, entwickelt kurz darauf eine sehr pfeffrige note (ähnlich dem poivre piquant von l’artisan) um gleich darauf etwas holzig-cologniges zu versprühen. und dann das selbe wieder von vorne. sehr interessant. zimt nehme ich nicht wirklich wahr…

    ein duftchamäleon sozusagen, aber ein äusserst spannendes. und was ich besonders mag – er hält von früh bis spät.

    lg
    almut

    • Ulrike
      17. März 2010
      Antworten

      Hallo Ihr Zwei,

      @ Stefan: Kann ich nachvollziehen, finde den Touaregh, obgleich für meine Nase etwas transparenter und leichter, ebenfalls irgendwie – präsenter. Costes (1) ist aber für mich auch eher ein Relaxduft, obgleich mit doch sehr dominanten Noten. Der Quiet Morning ist für mich da auch – ruhiger. Sehr kontemplativ. Den mag ich sehr sehr gerne – wie generell die Miller et Bertaux-Düfte… könnte ich eigentlich auch mal rezensieren 🙂
      Die Tauers mag ich sehr sehr gerne, allesamt. Des Herrn Tauers Handschrift ist unübersehbar und genau mein Ding, wie man so schön sagt… Aber, Du hast vollkommen recht, sie sind alle schon echte Kaliber. Nicht jeder ist davon bürotauglich (und erst recht nicht für jedes Büro) – aber Gott sei Dank gibt es ja noch genügend andere Zeiten, um Düftchen auszuführen, gell? 😉

      @ Almut:
      Jup, haltbar sind sie beide, die Costes-Düfte, das ist wahr. Witzig, daß er bei Dir auf der Haut so verschieden rauskommt – aber das hatten wir ja auch live schon, unsere beiden Häutchen unterscheiden sich ja doch sehr wesentlich in dem, was sie aus den Düften machen – und wie ich Dich immer beneide um Deine jegliche Blumen negierende Haut, die die schönen Hölzer und den Rauch so sehr fokussiert… 😉

      Viele liebe Grüße,

      Ulrike.

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