… beschäftigen uns heute und vollenden nach wanderlust, den ich gestern vorgestellt hatte, das Trio von Romy Kowalewskis Label 2787 Perfumes.
#hashtag beschäftigt sich mit einem kleinen, heutzutage omnipräsenten Schlagwort, das gerne im Social Media-Bereich verwendet wird:
„#hashtag, ein Parfum, das uns mit seinem Duft beim täglichen Erfassen, Festhalten und Teilen begleitet. #hashtag ist die Inspiration für festgehaltene Momente und künftige Posts und verleiht ihnen eine ganz persönliche Note.“
Des einen Freud, des anderen Leid … da sind sie, die sozialen Medien, die einem sofort in den Kopf kommen bei dem Wörtchen hashtag, das selbst älteren Generationen spätestens seit Donald Trump ein Begriff ist: Facebook, Twitter, Instagram und wie sie alle heißen. Ich darf nicht meckern, eigentlich. Denn – ich bin Corporate Blogger. Und zwar kein Digital Native, das hatten wir gestern bereits festgehalten, dafür bin ich einen Tacken zu alt, aber doch täglich im Netz unterwegs und vernetzt. Darüber hinaus nutze ich sie jeden Tag, jene sozialen Medien, mehrfach. Und auch gerne. Denn, wir wissen es alle – sie bieten so viele Möglichkeiten und die meisten davon sind durchaus positiv: Kontakte halten und pflegen, Kontakte aufbauen, Inspiration, Information, Unterhaltung, um nur einige zu nennen. Manchmal allerdings nervt es aber auch einfach nur, diese ständige Erreichbarkeit, die gläserne Präsenz, Stichwort Reizüberflutung, dazu hatte ich gestern im Rahmen des wanderlust-Artikels ja schon ein paar Wörtchen verloren. Außerdem gehöre ich mitnichten zu jenen Menschen, die jede Idee, die in einer meiner Hirnwindungen vor sich hin wallt, jede Regung, die ich vollziehe, auf irgendeinem Forum zu posten. Bei mir erfährt niemand über eines jener Netzwerke, was ich gerade tue, wo ich mich gerade befinde auch nur selten, meine Laune ist auch nicht tagesaktuell mit einem Icon festgehalten. Insofern gehört die Taste mit dem kleinen Kreuzchen, die einen Hashtag einleitet, auch zu den Tasten, die ich nur äußerst selten bemühe. Und – ich kann ehrlich gesagt mit der Beschreibung des Duftes nicht wahnsinnig viel anfangen, weil ich eine derart enge Verknüpfung meines online- und offline-Lebens eigentlich zu vermeiden bestrebt bin. Wie seht Ihr das, wie steht Ihr dazu?
Das allerdings ist noch kein Ausschlusskriterium für den Duft namens #hashtag, der von Daniela Andrier (studierte Philosophin, genau wie ich, danach Ausbildung zur Parfumeurin; heute bei Givaudan, mit deren CEO sie verheiratet ist; wir kennen sie von diversen Düften für Bulgari, Bottega, Gucci, Maison Martin Margiela und einem Großteil der Prada-Düfte der letzten Jahre, darüber hinaus hat sie meinen Liebling Le Monde est Beau von Kenzo kreiert – hier ein älteres, aber interessantes Interview mit ihr aus der Zeit) mit folgenden Ingredienzen umgesetzt wurde: Kopfnote: Aldehyde, Veilchenblätter; Herznote: Iris, Weihrauch; Basisnote: Zedernholz, Moschus.
Die Farbe der Verpackung lässt bereits erahnen, dass wir es hier nicht nur mit einem sehr modernen, sondern auch mit einem zurückgenommenen Duft zu tun habe. #hashtag ist eine Art Sauberduft des 21. Jahrhunderts, ohne allerdings … über die Maßen sauber zu sein. Er ist mehr Aura als Parfum, ist minimalistisch und unisextauglich, was mich nicht weiter verwundert. Und zielt meiner Meinung nach auf eine ähnliche Zielgruppe wie die Moleküldüfte, ob sie aus Geza Schöns Escentric Molecules-Kollektion stammen oder von Zarkoperfume, Æther (deren Konzept ich sehr sehr schätze!), Nomenclature oder anderen Mitstreitern, die die Verwendung von synthetischen Essenzen in den Vordergrund stellen als Teil ihrer Konzepte.
#hashtag duftet nach allem und nach Nichts, ihm wohnt, wie schon erwähnt, eine gewisse seifige Sauberkeit inne, darüber hinaus zelebriert er fruchtige, bisweilen an Haarspray erinnernde Noten mit Pfirsichanklängen und subtilen grünen Tupfen, die eindeutig den Aldehyden in der Kopfnote zuzuschreiben sind. Iris stiftet hier eine gewisse Cremigkeit und ausnahmsweise keinen Puder, so schmiegt sich unser #hashtag ganz dicht an die Haut. Weihrauch bildet eine Art Gegenpol, akzentuiert auf sachte, sanfte Art rauchig und verhalten würzig, die Zeder untermalt und verstärkt die Seifigkeit und Moschus sorgt für Watteweichheit und somit einen gewissen Kuschelfaktor oder besser: eine Zartheit.
Unser #hashtag hier ist ein junger und zeitgemäßer Minimalist, den sich die Kreativen in der Großstadt-Luxus-WG allesamt perfekt teilen können, platziert man ihn griffbereit im Badezimmer auf dem eckigen, weißen Keramikwaschbecken neben den Bauhausarmaturen. Nichtsdestoweniger – mein Duft ist es nicht, das dürftet Ihr aber bereits bei meiner Deklaration „Sauberduft des 21. Jahrhunderts“ geahnt haben: Derlei Düfte sind einfach nicht meine ganz persönliche Welt.
elixir de bombe ist die „sexy Hexy“ des Trios, der Ausgehduft:
„Lass dich fallen und erwarte das Unerwartete…
Boom! Das ist er, der Augenblick, wenn du einfach nur ohne Zögern deinem Inneren folgst und dir das holst, was du willst. elixir de Bombe ist genau dieser Augenblick eingefangen in einem Duft.“
Denkt Ihr auch manchmal darüber nach, wie unbeschwert es sich mit Anfang zwanzig noch gelebt hat? Ganz bestimmt, ich bin mir sicher. Ich hatte in jedem Fall damals noch keine Wohlstandswampe aka „Lovehandles“, die dank Stoffwechselumstellung in meinen Dreißigern auch mit Sport nur noch ansatzweise weichen möchte, und war mit einem ähnlich unbeschwerten Selbstbewusstsein ausgestattet, wie es aus der Duftbeschreibung herauszulesen ist: „Was kostet die Welt?“ war die bestimmende Frage, Shakespeares etwas aus dem Zusammenhang gerissenes Zitat „The world’s my oyster“ das Programm – das pralle Leben schlürfen wie eine Auster.
In Foren taucht immer mal wieder folgendes Zitat auf, dessen Verfasser leider nicht genau auszumachen ist: „Das Leben sollte keine Reise sein, mit dem Ziel, attraktiv und mit einem guterhaltenen Körper an unserem Grab anzukommen. Wir sollten lieber seitlich hineinrutschen, Schokolade in einer Hand, Martini [wahlweise auch gerne mal Champagner oder Whisky] in der anderen, unser Körper total verbraucht und schreiend „Wow, was für eine Fahrt!““ Nun ja, das stimmt natürlich, obschon eine solche Einstellung einem in jungen Jahren näher ist, weil alles so viel unkomplizierter und unverbindlicher ist, oder nicht, meine Lieben?
Mark Buxton in jedem Falle war sicherlich der richtige Kandidat, eine weibliche Sex Bomb in einen Flakon zu bannen, was er im Falle von elixir de bombe mit folgenden Ingredienzen getan hat: Kopfnote: Mandarine, Roter Pfeffer, Ingwer; Herznote: Ylang-Ylang, Rose, Himbeere; Basisnote: Karamell, Leder, Ambra.
Für mich ist elixir de bombe endlich einmal wieder ein Buxton, den ich so richtig gerne mag: Ich bin ein Fan seiner „alten“ Kreationen, liebe beispielsweise die Arbeiten für Comme des Garçons, LeLabos Vetiver46, seine Düfte für Biehl Parfumkunstwerke, Roboris für Calé Fragranze d’Autore und noch viele mehr, einige seiner letzten Schöpfungen haben mich aber leider etwas „kalt“ gelassen.
elixir de bombe nun ist in der Tat eine Sex Bomb: Er ist weiblich und wunderbar sinnlich, erotisch und selbstbewusst. Leder, genauer: Wildleder, butterweich und in meiner Vorstellung dunkelrot, umrankt von fruchtigen, jungen Rosen, zart knospend, und begleitet von deliziösen Himbeeren. Ein herber Hauch Ingwer, der Saft spritzig-reifer Mandarinen, eine Prise Pfeffer ergänzen unser Dreigespann aus Leder, Himbeeren und Rose perfekt, leuchten es aus, lassen es strahlen. Und irgendwann im weiteren Verlauf hat Monsieur Buxton das ganze vergnüglich in sacht-rauchiges und äußerst leckeres Karamell getunkt, das von Ambra noch würzig gewärmt wird.
elixir de bombe kann was, meine Lieben! Ein perfektes (Gourmand)Lederchen, ein toller femininer Ausgehduft voller Charakter und Selbstbewusstsein, Mission accomplished Mister Buxton!
Und, ist für Euch ein Must-Try oder gar Must-Have dabei in der Kollektion von 2787 Perfumes?
Viele liebe Grüße,
Eure Ulrike
Ich hab in meinem Leben noch nie eine so tolle Beschreibung eines Parfüms gelesen. Respekt – wirklich toll – man möchte gar nicht aufhören zu lesen😍👏👍.
LG Nicole
Hallo liebe Nicole,
das Kompliment läuft runter wie (Parfum)Öl, ganz herzlichen Dank, das freut mich wirklich sehr!
… hast Du das Bömbchen schon mal getestet, ist er nach Deinem Geschmack?
Viel Freude beim weiteren Lesen und Stöbern!
Herzlichst
Ulrike