… sind soeben bei uns im Shop gelandet – das freut mich ganz außerordentlich! Wie Ihr Euch vielleicht erinnern könnt, hatte ich das italienische Label bereits in meinen Messeberichten von der Pitti erwähnt – hier. Wahrgenommen hatte ich die Marke schon früher, allerdings noch nie die Gelegenheit zum Testen gehabt, was ich im Rahmen eines sehr netten Gesprächs mit der Inhaberin auf der Pitti nachholen konnte.
UÈRMÌ zelebriert die Gemeinsamkeit von Stoffen und Düften, die wir beide auf der Haut tragen und die somit – im besten Falle 😉 – als erweiterter Ausdruck unserer Persönlichkeit gelten können, als Statement:
„Perfumes and fabrics share an elective affinity with our skin. Both are literally worn by us, becoming a subtle or strong expression of our personality. That is why UERMI = WEAR ME = INDOSSAMI. Perfumes and fabrics caress and gratify in real time our senses… smell, sight, touch in particular. They powerfully evoke memories. An old pair of velvet pants or jeans, a tweed jacket, a silk tie or a scarf, a cashmere sweater … can reistate a fragment of our past. A fabric, just as a perfume, can make us travel through time.“
Ich mag diese Idee, die hier und da schon einmal in ähnlicher Form vereinzelt aufgegriffen wurde, aber noch nie zum Thema, zum Motiv eines Labels gemacht wurde. Vielleicht erinnert Ihr Euch – Acqua di Biella haben ihre Le Vie della Lana-Kollektion mit den beiden Vertretern Kid Mohair und Cashmere Twill, die ich beide sehr gerne mochte. Leider folgte jahrelang kein Neuling mehr, überhaupt ist es traurig ruhig um die Firma geworden, wie mir soeben auffällt. Baraja ist einer meiner All-Time-Favoriten hinsichtlich der Hesperidenfraktion und ein großer Liebling meiner Mutter. Der Kaschmirstricker Cristiano Fissore hatte auch einmal zwei Düfte, wirkliche Schönlinge – leider beide discontinued. Das sind die ersten Kandidaten, die mir durch den Kopf gehen, wenn ich an Düfte und Stoffe denke. Und seit neuestem natürlich UÈRMÌ!
„UERMI, A MADE IN ITALY PROJECT
in its concept and manufacture, an olfactive research in collaboration with three talented French noses, amongst the most creative of the great Japanese Fragrance Producer Takasago: Jean Jacques, Philippe Bousseton, Antoine Lie. They have created for us beautiful ‘olfactory answers’ to provocative questions like… ’if you think of velvet or silk or tweed… what kind of scent would come to your mind?’ Each free interpretation is always very personal, thus intriguing. The artistic perfumery at its best finds again its origins: research and craftsmanship in every single detail.“
Die Parfumeure kennen wir alle schon von anderen Projekten und Düften – ich habe Euch hier einige Highlights herausgepickt:
- Antoine Lie: Diverses für État Libre d’Orange (Bendelirious, Tom of Finland, Sécrétions Magnifiques, Vierges et Toreros & Eau de Protection, der Rossy de Palma-Duft, in Zusammenarbeit mit Antoine Maisondieu), Comme des Garçons (888, Wonderwood, Energy C Grapefruit & Lime, die Düfte für Daphne Guinness und Pharrell Williams) und Nu_Be/oneofthose (Hydrogen, Oxygen, Sulphur), Puredistance Black & White, Blood Concept Red +MA, Burberry Brit Gold, Costume National Cyber Garden, Gucci Rush for Men, Armani Code (erneut zusammen mit Maisondieu), die animalische Kollektion Erin Parfums für Barbara Herman, die ebenfalls in den Pitti-Artikeln lobende Erwähnung fand.
- Philippe Bousseton: Van Cleef & Arpels Tsar, Molton Brown Mesmerising Oudh Accord & Gold, Blood Concept B Magic Amber, Blumarine Innamorata Lovely Rose, Jil Sander Sun Bath, diverses für Charriol, Davidoff, Agatha, Histoires d’Eaux, Adidas.
- Jean Jacques: Diverses für Masaki Matsushima und Oriflame, Isabey Fleur Nocturne, Givenchy Absolutely Irresistible, Guerlain Colors of Love, Balmain Balmya (in Zusammenarbeit mit Alexandra Jouet – Balmya habe ich hier schon mal in der Kategorie Feines für Kleines rezensiert, seht hier), Christian Lacroix C’est la Fête.
Wer noch mehr wissen mag – ich habe Euch ein paar Interviews mit den Parfumeuren zusammengetragen:
- Antoine Lie: Fragrantica, Persolaise, Nose, Grain de Musc – unter anderem über Sécrétions Magnifiques
- Jean Jacques: Perfumeshrine
VE Velvet, NO Suede, AB Cashmere, OH Denim, UR Silk, WE Tweed, XX Latex und DO Washi sind die Düfte der Standardkollektion, OR White kam danach dazu und neu auf der Pitti vorgestellt wurde OR Ange, der von der momentan omnipräsenten Cécile Zarokian geschaffen wurde. Dazu gibt es einige phänomenale Pflegeprodukte, unter anderem Handcreme, die superschnell einzieht und pflegt, ohne „pappig“ zu sein – hatte ich schon einmal erwähnt, dass ich in dieser Hinsicht ein absoluter Pingel bin? Ich freue mich richtig, Euch heute und in den nächsten Artikeln diese tolle Kollektion zu rezensieren! UÈRMÌ zitieren auf ihrer Webseite sehr oft Marika Vechiattini, Bloggerin (Bergamotto e Benzoino – leider nicht auf Englisch) und Autorin, die sich sehr positiv über die Kollektion geäußert hat. Ihre Meinung werde ich selbstredend aufgreifen, da sich UÈRMÌ hinsichtlich ihrer Düfte dadurch so gut ausgedrückt fühlen.
VE Velvet von Jean Jacques macht den Anfang:
„Velvet gives us an idea of ‘lived in’. Distant memories, deeply rooted. The root of vetiver extends itself very deeply in the ground. Vetiver, just as velvet, is loved by women and men, in all its infinite nuances.“
Samt – wer denkt da nicht an Theater, an alte Kinosäule, an Bühnen, die sich von schweren Vorhängen eingerahmt sehen? Wenn von Samt die Rede ist, fällt mir das Wörtchen „Dramatik“ ein und habe ich sofort die Farben Scharz und Rot, Burgunder oder Purpur, sowie Grün, dunkles Smaragdgrün im Kopf – mal sehen, ob das für VE Velvet ebenfalls zutrifft …
Marika Vecchiattini beschreibt VE Velvet folgendermaßen:
„The main character starring in VE Velvet is a beautiful vetiver note, extracted not by distillation but by pressurized carbon dioxide; this is one of the methods by which you get the absolute, which is a richer, fuller, more fascinating raw material to work with. The result in this case is a dry vetiver, haughty and elegant, with just a pinch of softness consistent with the name it bears. The fragrance opens with a dry and bright bouquet, all played in freshness (cardamom, lemon, mint and elemi) introducing a woody accord (cedarwood, patchouli and vetiver). VE Velvet has the charm of the great perfumes of the past, both in term of raw materials (the citrus and cardamom opening evokes some classic Hermès of the 50’s and 60’s, and vetiver is … the history of perfumery condensed in a note!) and taste: elegant, linear, sober, without excess or dandyism. Paul Newman freshly shaven, leaving the shower wearing only a white towel and a big smile. But also on female skin it shows a great temperament! It remains intense and well perceivable without ever overdoing it, the with a duration of a few hours on skin makes it absolutely enjoyable.“
VE Velvet ist ein VE…tiver, und was für einer! Regelmäßige Leser wissen – ich bin ein absoluter Fan des Gräsleins, und wir haben es hier mit einem außerordentlich schönen Vertreter seiner Gattung zu tun: Ein leichter Leisetreter voller Eleganz, der mit all jenen Facetten betört, die man an Vetiver für gewöhnlich liebt. Er strahlt eine gewisse Frische aus, eine leichte Luftigkeit, die von zarter, subtil sich im Hintergrund haltender und dort die Fäden ziehender Pfefferminze verstärkt sich sieht. Anklänge von herb-prickelnden Zitronen sorgen für Strahlkraft, eine ohnehin unschlagbare Kombination, Vetiver mit Hesperidenfrüchten. Darüber hinaus findet sich eine gewisse grasig-grüne Salzigkeit, jene, die ich persönlich an Vetiver so schätze, sowie Anklänge jener „Staubigkeit“, die für mich den Missing Link zum Werkstoff herstellt, dem Samt. Wisst Ihr, was ich damit meine? Jene Trockenheit, die manchmal ein wenig in der Nase kitzelt, allerdings auf angenehme Art und Weise? Und dann sind da noch die holzigen Noten, jene hellen, fast weißen, die an vom Wasser geschliffenes, in perfekte Form gebrachtes Treibholz erinnern in ihrer Aussage, die ich nur mit dem englischen „smooth“ beschreiben kann.
Vecchiattini hat Recht: VE Velvet verkörpert Eleganz und Understatement, Maskulinität, die allerdings aufgrund ihrer Zurückhaltung auch einer Frau sehr gut zu Gesicht steht. Und keinerlei exaltierte Schnörkel, keine weinerlich-selbstbezogene Hipster-Attitüde – VE Velvet ist ein Vollblutvetiver, ein Prachtexemplar seiner Gattung. Modern und zeitlos zugleich, ein olfaktorischer Anzug, der, wir erinnern uns, aus den Händen von Yves Saint Laurent oder an Marlene Dietrich auch und gerade für eine Frau ein echtes Statement sein kann!
Ich kann Euch jetzt schon versprechen, dass UÈRMÌ noch mehr „Eisen im Feuer“ haben, es gibt noch einiges zu entdecken dieser Tage!
Bis dahin alles Liebe und viele Grüße,
Eure Ulrike
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