… „erzählen“ uns Shay & Blue heute: Begonnen hatte ich diese Woche mit den Spices, den Gewürzen – da wir Suffolk Lavender (noch?) nicht im Sortiment haben, folgt heute der dritte im würzigen Bund, Amber Oud Ahad:
„FALL IN DEEP * ROYAL NEROLI * IRIS ABSOLUTE * RED ROSE * LABDANUM AMBER * OUD WOOD
Silky. Voluptuous. Richly opulent amber with rare oud. Kissed with elegant iris and red rose. Rich. Elegant. The blend of the sophisticate.“
Das Foto, das ich der Webseite von Shay & Blue entnommen habe, irritiert – warum? Weil Bernstein abgebildet ist. Der englische Begriff Amber ist leider ein zweideutiger, er steht einerseits für Ambra, jenes kostbare Walexkrement, und andererseits tatsächlich auch für Bernstein. In den allermeisten Fällen, in denen man das Wörtchen Bernstein in einer Duftbeschreibung liest, ist von einem Übersetzungsfehler auszugehen, allerdings nicht immer. Bernstein kann man nämlich ebenfalls in Düften verwenden – Erik Kormann hat es einmal in seinem Blog ausführlich dargelegt, hier und hier nachzulesen.
Ich gehe bei diesem Duft einfach mal davon aus, dass Ambra gemeint ist – oder vielmehr der Duft, der ihr zugeschrieben wird. Die natürliche Ingredienz findet heute fast keine Verwendung mehr, weil sie zu selten und demnach auch zu teuer ist.
Amber Oud Ahad ist eine der Concentrée-Varianten der Kollektion, liegt demnach im Gegensatz zu den „Normalos“ für 80 Euro bei 120 Euro.
Ich hatte … einen schweren Orientalen erwartet, auch wenn Amber Oud Ahad eine überschaubare Anzahl an Zutaten listet, von denen eine Neroli ist. Weit gefehlt – was da auf meiner Haut landet, gefällt mir wiederum ausnehmend gut: Frisch ist er in den Kopfnoten, und zwar nicht aquatisch, sondern … stellt Euch vor, Ihr steht in einem schönen Garten: Blühende Hesperidenbäume, an denen bereits einige Früchte hängen, von tau benetzt. Am frühen Morgen, eine kühle Brise, die Euch durch die Nase weht und von den Gartengenüssen künden – und bereits die ersten Strahlen einer wärmenden Sonne, die Euch an der Nase kitzeln. Neroli, Bitterorangenblüten, weiß, von Nektar sanft gesüßt und durch dunkles Blattwerk eingerahmt. Kuschelweiche Iris, viel Creme und ein bisschen Puder und sachte Harzwärme, würzig und ausladend, aber nicht über die Maßen schwer, sondern eher einhüllend wie eine Kaschmirdecke. Das schmeichelt nicht nur der Nase und der Haut, sondern auch der Seele.
Überaus schön auf der Haut, hat Amber Oud Ahad auch sinnliche Aspekte – ich finde ihn erotisch, und zwar nicht nur bei uns Frauen, sondern auch auf Männerhaut. Daumen nach oben!
Weiter machen wir mit Shay & Blues Früchtchen, zu denen De Vetta Folgendes erzählt:
Den Anfang macht Watermelons – ich bin sehr gespannt:
„EXPLOSIVELY FRESH * WATERMELON * GREEN MANDARIN * HONEYSUCKLE * GREEN TEA * VETIVER
Quench your thirst. Satiate your desire. Tempt your appetite with Watermelons. Full and moist. Bursting with green mandarin, green tea and honeysuckle. Contrasted with clipped vetiver. Explosively watermelon. Explosively fresh.“
Wassermelone … das weckt Ängste bei mir … ich denke an quietschig-synthetische Fruchtexplosionen, an billiges Duschgel, an Raumerfrischer für ein Euro und ein paar Zerquetschte, an Kaugummis, die in den 80ern sehr populär waren … Bisher haben mich Shay & Blue allerdings positiv überrascht, weshalb sollte das jetzt nicht auch so sein?
Bingo – Watermelons ist in meinen Augen ein ziemlich perfekter Sommerbegleiter: Er zeigt sich mit wundervollen leichten Anklängen von Tee, wofür wir beispielsweise Bulgaris Teedüfte lieben und dem sachten Duft von noch nicht (über)reifen Mandarinen (die in der Tat einen so tollen eigenen Geruch und Geschmack haben – ich liebe z.B. Mandarinensaft und ziehe ihn Orangensaft immer vor). Wässrigkeit stiftet die Wassermelone sowie Fruchtigkeit, das Geißblatt untermalt die sanfte wässrige Süße – Ihr kennt das sicher, wenn Ihr in ein Stück reife Wassermelone beißt? Vetiver grast und salzt, sachte, leuchtendes Grün stiftend.
Zugegeben, es dauert noch eine Zeit, aber … wenn es heiß ist, so richtig heiß, kann ich mir Watermelons hinreißend vorstellen auf der Haut. Und es gibt, neben Colognes, wirklich nur sehr wenige Düfte, die sich bei hohen Temperaturen nebst hoher Luftfeuchtigkeit tragen lassen!
Das zweite Früchtchen und unser letztere Kandidat für heute ist Framboise Noire, die „schwarze Himbeere“:
„HEART OF DARKNESS * BLACK RASPBERRY * FOREST BERRIES * IRIS PALLIDA * BLACK WOODS
Step into the dark. The blackness of night. Plumb the depths of rare black raspberry and forest berries. With a heart of black woods. Succumb to the thrill of Framboise Noire. Darkly noir. A heart stopping thriller.“
Gewählt zu einem der schönsten (oder dem schönsten?) Herbst/Winter-Duft 2015 in der Vogue (welchen Landes weiß ich nicht), darüber hinaus bei den Lucky Scent Niche Perfume Awards 2015 der Gewinner der Kategorie „Best of Scents“. Lorbeeren gab es jetzt genug, mal sehen, ob ich diese ebenfalls vergeben kann für den Duft …
Himbeere … hätte ich wirklich Himbeere erkannt? Wenn man es weiß – ja. Ansonsten? Erdbeere in Samt gehüllt, eine Himbeere aus Samt gestaltet? Beeren sind es auf jeden Fall, eine gewisse Pudersüße, Kakaopudersüße schwingt mit und … der Duft zeigt Blüten, neben den unmissverständlich roten Beeren, und entspringt einem warmen Unterholz, einem samtig anmutenden, das mich eigentlich auf Patchouli hätte tippen lassen … Iris untermalt hier die pudrigen Aspekte, ihr wohnt jedoch auch eine gewisse Cremigkeit inne, die sich vor allem im späteren Verlauf zeigt.
Mmmmhh, ein feiner Duft, … mir persönlich gefallen die beiden anderen Kandidaten allerdings besser. Ich denke aber, wer beispielsweise Pomegranate Noir von Malone mag, der liegt hier bestimmt nicht falsch – dort haben wir es zwar mit Granatapfel zu tun, im Geiste sind die beiden Parfums aber Schwestern.
Nächste Woche geht es weiter mit Shay & Blue, die mir gerade richtig Spaß machen – Euch auch? Habt Ihr schon getestet? Seid Ihr neugierig geworden, wenn ja – auf was?
Einen schönen Sonntag noch und viele liebe Grüße,
Eure Ulrike.
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