Rock Rose und Cosmos Flower …

… erinnern mich als Teenager der 1990er Jahre beim allerersten Hören stark an Songtitel von Jamiroquai. Doch weit gefehlt! Der Meister der gekrönten Flakons hat diese zwei Düfte mit den funky Namen auf den Markt gebracht: Clive Christian. Rock Rose und Cosmos Flower gehören der neuen Duftkollektion Noble VII an, die von den Gärten der Willaston Hall im Herzen von England inspiriert wurde. Willaston Hall aus dem Jahre 1700-irgendwas erscheint von außen wie ein typisches englisches Herrenhaus, in Backstein gehalten und mit großen weißen Sprossenfenstern versehen (dem armen Wesen, das diese Fenster putzen muss, möchte ich hiermit aufmunternd einen leisen und dennoch äußerst mitfühlenden Gruß senden).

Willaston Hall

Doch das Gebäude im Queen-Anne-Stil ist im Innern ein wahres Schmuckkästchen. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn kein Geringerer als Clive Christian selbst hat das zwischenzeitlich ziemlich verwahrloste Willaston Hall gekauft und es in das verwandelt, was es jetzt ist. So ist es wenig verwunderlich, dass das Innere des Landsitzes blitzt, blinkt, glitzert und funkelt, wenn einer der besten Innenausstatter Englands Hand anlegt. Nicht nur das goldlastig-veschnörkelte Innere von Willaston Hall zeigt sich prunkvoll, auch die Gärten sind äußerst prächtig gehalten. Hier waren wahre Meister der Heckenscheren am Werke, die aus Buchsbaumhecken kleine Kunstwerke zauberten, unterbrochen von großen Flächen akkurat geschnittenen englischen Rasens und Rabatten mit üppigen Blütenarrangements. Diesen englischen Prachtgärten entspringen nun also unsere heutigen Hauptdarsteller: Rock Rose und Cosmos Flower.

Clive Christian – Rock Rose

Beginnen wir ganz unkniggig mit dem laut Clive Christian maskulieren Duft der zwei Nobelblüten. Die Duftkomposition von Rock Rose baut sich, wie der Name bereits erahnen lässt, um die Zistrose respektive ihr Harz Labdanum herum auf, die das Herz der Kreation erfüllt. Doch selbstverständlich ist das harzige Röschen nicht alleine. Die Duftnoten lesen sich wie folgt: Zitrische Noten, Bergamotte, Schwarzer Pfeffer, Neroli, Lavendel, Veilchen, Kräuter, Labdanum (Zistrose), Kakao, Patchouli, Ambra, Vetiver. Nach Clive Christian ist Rock Rose:

Eine zeitgenössische Interpretation des klassischen „Fougère“-Stils: maskulin – modern – charaktervoll. Eine Hommage an die Zistrose.

Clive Christian Rock Rose Auf meiner Haut beginnt Rock Rose mit deutlich kräuterig-krautigen Lavendelnoten und einer leichten Pfefferschärfe. Auch dezente zitrische Noten erschnuppere ich. Alsbald wird der Duft weicher, wärmer, sanfter. Würzig-balsamische Noten treten in den Vordergrund, die ich Labdanum und Ambra zuordne. Auch eine gewisse helle Holzigkeit zeigt sich im Hintergrund. Rock Rose zeigt sich auf meiner Haut sehr engmaschig als duftende Einheit, als hervorragend duftende Einheit. Es lässt sich nur schwer herausschnuppern, was sich auf meiner Haut so ganz genau im Detail abspielt. Doch das stört mich gar nicht, denn der duftende Chor von Rock Rose ist so wunderschön, dass ich das Zusammenspiel der Duftnoten genieße und nicht auf ein Heraushören, äh -riechen einzelner Duftstimmen aus bin.

Im Ausklang zeigt sich Rock Rose durch dezent aquatische Noten überraschend im Duftverlauf und lässt mich etwas ratlos zurück. Ich empfinde Rock Rose übrigens nicht aus extrem maskulin, sondern würde ihn eher in die Unisex-Kategorie einstufen. Auf dem Teststreifen ist Rock Rose deutlich herber und kräftiger. Die kräuterigen Lavendelnoten kommen auch hier zu Beginn deutlich und langanhaltend zum Vorschein. Wie so oft zeigt sich der Test auf dem Papier nicht so facettenreich wie der Hauttest. Daher bitte unbedingt auf letzterer ausprobieren, denn auf dem Teststreifen bleibt Rock Rose doch etwas unter seinem Möglichkeiten. 😉

Clive Christian – Cosmos Flower

Die feminine Variante der beiden Nobeldüfte trägt den spacigen Namen Cosmos Flower. Die Namensgebung basiert aber nicht auf einem verträumten Blick in den sternenklaren Nachthimmel, während die blühenden Gärten von Willaston Hall bereits leise schlummerten. Nein, der Duft ist der Kosmee gewidmet, die mir besser unter dem Namen Schmuckkörbchen bekannt sind. Clive Christian inspirierte zu diesem Duft selbstverständlich kein 08/15-Schmuckkörbchen wie ich es kenne, sondern eines, das nach Schokolade duftet. Eine schnelle Recherche offenbart mir, dass er damit wohl die Schokoladen-Kosmee meint, deren Blüte an Spätnachmittagen warmer Sommertage einen intensiven Zartbitterschokoladenduft verströmt. Als Freund des Edelherben schlägt mein Herz schon höher. 🙂 Laut Clive Christian ist Cosmos Flower:

Eine ebenso feminine wie komplexe Komposition, die der modernen Gourmand-Duftfamilie ganz neue Tiefe und Integrität verleiht: feminin – gourmandig – lieblich. Eine Hommage an die Kosmeen-Blumen.

Clive Christian Cosmos Flower Ich persönlich finde, Integrität schadet nie. Besonders, was die verruchte Familie der Gourmand-Düfte angeht. Die haben das echt bitter nötig! 😉 Dann sehen wir mal, mit welchen Mitteln Cosmos Flower die Leckerschmecker-Düfte wieder auf den rechten Weg bringt: Rosa Pfeffer, Rum, Pflaume, Ylang-Ylang, Jasmin, Osmanthus, Schokolade, Florale Noten, Benzoeharz, Karamell, Kakao, Ambra, Leder. Wie man sieht wurde im Hause Clive Christian an Ingredienzien wieder einmal nicht gespart. Auf meiner Haut zeigen sich nach dem Aufsprühen sofort launige Rumnoten, die sich mit dunkelfruchtiger Pflaume vergnügen. Selbstverständlich lässt die Riege an Weißblühern nicht lange auf sich warten. Sie zeigen sich zwar deutlich, doch mit gutem Benehmen.

Zu den zahmen Weißfloralen gesellen sich im weiteren Verlauf balsamisch-cremige Noten. Der Duft wird weicher und wärmer. Zarte Leder- und Gourmand-Noten offenbaren sich am Rande des duftend-floralen Konglomerats. Schokoladennoten treten auf meiner Haut nicht in Erscheinung, was mich ein bisschen traurig macht. Dafür entwickelt Cosmos Flower mit der Zeit eine echt leckere Karamellnote, die mich wieder versöhnt. Im Ausklang zeigt sich Cosmos Flower gourmandig-floral, balsamisch-sanft, warm und weich. Eine sehr schöne und feminine Duftkreation. 🙂 Auf dem Teststreifen offenbart sich Cosmos Flower deutlich weißfloral mit dezent gourmandigen Noten. Aber auch hier kann ich nur einen Hauttest empfehlen, denn das Papier wird der Duftkreation bei Weitem nicht gerecht.

Wie findet Ihre die beiden Düfte der Noble-VII-Kollektion? Konntet Ihr beide schon testen?

Liebe Grüße,
Steffi

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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