Letzte Woche waren wir am Stand der italienischen Distribution Kaon „hängengeblieben“, dort wollen wir heute noch kurz vorbeischauen, bevor wir gedanklich weiterlaufen. Institut Très Bien befanden sich noch dort und ich hätte gerne nochmals getestet, ist mir diese Marke doch vor einiger Zeit bereits einmal mit ihren Colognes über den Weg gelaufen, aber … ich muss wohl einfach etwas mutiger, vielleicht auch dreister werden, habe ich festgestellt. Und es betraf die ganze Messe: Wenn keiner am Stand ist, laufe ich nicht einfach hin und sprühe rum. Wenn gerade zig Menschen dort stehen, versuche ich, später noch einmal wiederzukommen, genauso verhält es sich, wenn gerade jeder im Gespräch ist. So geht einem dann manchmal leider doch der eine oder andere Stand durch. Andere bringen sich selbst darum wie auf dieser Messe Mancera und Montale, bei denen ich in der letzten Stunde der Messe noch am Stand landete, wo sich aber trotz wenig Verkehr am Stand keiner (mehr) bemüßigt fühlte, zu mir zu kommen – nachdem ich brav über zehn Minuten gewartet hatte, und man mich geflissentlich ignorierte, bin ich wieder abgezogen. Neues gibt es von beiden Marken, wie ich anderweitig recherchiert habe – The New Rose und Aoud Legend von Montale, Velvet Vanilla und Pearl von Mancera.
Bleiben wir aber noch ein Momentchen bei Kaon: Linari waren dort selbstredend auch am Stand und hatten einen neuen Knaller mit im Gepäck – Duftkerzen. Das Besondere daran? Die Größe und – der Preis. Haltet Euch fest: Wie Ihr auf den Fotos sehen könnt, sprechen wir von 1000g Kerzen, das heißt die Brenndauer beträgt … nagelt mich nicht fest, an die 200 Stunden. Den exakten Preis habe ich vergessen, es waren knapp über 100 Euro – das ist ein Angebot, oder? Darüber hinaus hat man die Deckelchen optimiert, die Plastikschutzdeckel: Zuallererst schwitzen die Kerzen darin/darunter nicht mehr und man kann an der eingepackten Kerze schnuppern, indem man einfach nur mittig auf den Deckel drückt – durch geschickt platzierte Löchlein entweicht so eine ordentliche Portion des Duftes. Wie oben bei Estate zu sehen ist, brillieren die Kerzen überdies mit den von mir immer liebevoll „Knisterdochten“ genannten Holzdochten, die ein wohliges Kaminknistern verströmen. Des Weiteren hat man wohl noch daran gearbeitet, dass die Kerzen in Zukunft noch gleichmäßiger abbrennen und die anfängliche Brenndauer, bis die Kerzenoberfläche ganz flüssig ist (so lange sollte man jede Kerze brennen lassen, sonst brennt sie unregelmäßig ab), wurde verkürzt. Ich muss nochmals nachhaken, wann sie kommen – für Weihnachten ist das ziemlich perfekt, finde ich!
Das hübsche Ärmchen nebendran gehört Célina Förtsch, die neben ihrer leitenden Position für Linari darüber hinaus auch nach wie vor für andere Marken den Deutschlandvertrieb übernimmt. Zwei neue Kandidaten hat sie mir deshalb gleich persönlich vorgestellt, und zwar YVRA 1958 und Mirko Buffini.
YVRA 1958 steht für den Namen, genauer: die Initialen und das Geburtsjahr des Markeninhabers, Yvo van Regteren Altena. Er ist Lifestyle- und Parfumjournalist sowie Buchautor und Stilikone und diese Arbeit brachte ihn wohl schon früh in Kontakt mit den ganz Großen der Branche wie Demachy oder Ellena – letzterer ist auch für den ersten Duft verantwortlich. Eigentlich war es gar nicht geplant, diesen zu veröffentlichen, es war nämlich Yvos privater Signatureduft. Auf einer Veranstaltung sprach ihn dann ein umtriebiger Vertriebler an, der mir auch bekannt ist, was für einen Duft er wohl tragen würde – so nahm die Geschichte ihren Lauf. In diesem Video erzählt er sie selbst:
Yvra 1958: The Story behind the fragrance from Yvra 1958 on Vimeo.
Wenn ich mir so Yvos Leben anschaue, hoffe ich, dass mein Duftjournalistentum auch irgendwann einmal derlei Brötchen abwirft: Yvo der Gentleman tanzt auf den besten Parties, hat einen sehr guten und offensichtlich erlesenen Geschmack hinsichtlich Kleidung, Einrichtung und so weiter und ist auf seinem Facebookprofil durchgehend in überaus pittoresker Umgebung zu sehen, unterwegs auch gerne mal mit Yacht oder Heli. In der Tat ist Yvo aber vor allem auch eines – sehr sympathisch. Das kann ich mit Sicherheit sagen, habe ich doch einen mehr als vergnüglichen Abend mit „den Linaris“ in perfekter Gesellschaft verbracht, zu der auch Yvo und seine bezaubernde Lebensgefährtin gehörten.
Kommen wir zum Duft – dieser passt hervorragend zu Yvo, dem gut angezogenen, dessen Garderobe an den dandyesken Gentlemanstil der Italiener erinnert. Und es ist ein typischer Ellena, insofern ein perfekter Immergeher für Männer und ein gutes Stil-Statement. Elegant und rund, charaktervoll und smooth – Ecken und Kanten gibt es hier nicht, wir haben es hier mit einer erleseneren Variante eines Eau de Colognes zu tun. Die Ingredienzen: Zitrone, Limette, Bergamotte, Mandarine, Neroli, Pfeffer, Ingwer, Kardamom, Nelke, Jasmin, Rose, Iris, Patchouli, Zedern- und Sandelholz sowie Moschus, Tonkabohne und Ambra.
Die zweite Marke, die ich dank Madame Förtsch erleben durfte, hat mich nicht minder überzeugt – auch wenn sie keinen Stand auf der Messe hatte. Mirko Buffini durfte ich in einer kleinen, aber feinen Pizzeria kennenlernen, die uns im Rahmen eines kleinen Empfangs nach der Messe unter anderem die wahrlich beste Pizza servierte, die ich jemals gegessen habe. Mirko Buffini scheint Mitinhaber zu sein, so ganz habe ich es nicht verstanden, er macht aber wohl noch viel(es) mehr. In jedem Fall ist er weltweit unterwegs das ganze Jahr über, lebt ein paar Monate hier und dann wieder da, unter anderem eben auch in Japan, weswegen einige Düfte seiner Kollektion japanische Namen tragen. Zwölf Düfte gibt es, einer davon hat sogar in Japan einen Preis als eines der beliebtesten Parfums erhalten.
Mich hat die Kollektion durchgehend beeindruckt: Das Packaging ist gelungen und besonders, die Düfte stehen dem in nichts nach – allesamt sind es wirkliche Schönheiten, einige davon extrem innovativ. Ich muss sie Euch demnächst einmal einzeln vorstellen, es lohnt sich wirklich!
Neben Champagner, Wein und Pizza habe ich alle durchgetestet zusammen mit dem lebenslustigen Mirko und war ziemlich begeistert, was sich durch zwei Flakons als Geschenk noch steigern ließ 😉 Gods und Saba darf ich nun mein Eigen nennen, der erste meine eigene Wahl, der zweite derjenige, der mir laut Mirko gut zu Gesicht steht. Beide wurden bereits ausgeführt und die ersten Komplimente habe ich schon eingeheimst. Saba ist ein wunderschöner moderner Orientale, warm-würzig und krautig, dessen gewisses Etwas durch Lakritze und Kaffee zustande kommt. Gods ist … göttlich: Iris, Wildleder, Weihrauch und Zeder machen den Duft aus, der darüber hinaus noch mit Bergamotte, Muskat, Pfeffer und Moschus überzeugt.
Olibere waren wieder mit von der Partie und deshalb auch ein nettes Schwätzchen mit Marjorie Olibere angesagt. Ich hatte früher schon einmal über ihren Wettbewerb berichtet, der auf den Namen Fragrances in Motion Award hört – hier nachzulesen. Mittlerweile wurden die Gewinner bekanntgegeben, genauso wie deren Videoclips. Hier kann man die „normalen“ Videos von Olibere ansehen, Werbeclips zu den Düften sowie Interviews mit den Parfumeuren. Die Videos aus dem Fragrances in Motion Award verlinke ich Euch hier:
Das waren die „Amateure“ – hier der Gewinner der Pro-Kategorie:
Und hier die liebenswürdige Marjorie selbst mit ihrer letzten Kreation Il Mio Segreto – seht mir bitte das Bild nach, es ist ungeschickt beleuchtet von oben.
Ulrich Lang, der nicht nur auf den gleichen Namen hört wie ich, sondern auch aus dem Schwabenland kommt und am gleichen Tag Geburtstag hat, hatte ein paar Stände weiter strategisch geschickt Quartier bezogen – die Wege zu Restaurant, Hinterhof (die Raucher …), Kaffeebar und den stillen Örtchen führten alle an ihm vorbei, man kam insofern gar nicht drumherum, bei dem wie immer fröhlichen Wahl-New-Yorker stehenzubleiben. Sein Stand war Apsu gewidmet, seiner neuesten Kreation, die – völlig zu Recht – bei allen überdurchschnittlich gut ankommt. Hier ein paar Schnappschüsse, auf dem einen mit der netten Alexandra, die selbst eine Parfümerie hat.
Die Bilder stammen vom Samstag, an dem ich mir bereits meine Füße ruiniert hatte, weswegen ich bei fashiontechnisch nicht perfekten, aber immerhin doch durchaus akzeptablen und vor allem bequemen schwarzen Lack-Plattform-Gizehs der Birkenstocktochter Betula gelandet bin. Und wenn wir es gerade von Fashion haben: Die Messebilder der Fragranze, die man für die Presse bereitgestellt hat und von denen ich bereits einige verwendet habe, zeigen einige alte Bekannte, so zum Beispiel die Strickers, die einen deutschen Vertrieb haben und von denen ich in der Vergangenheit schon erzählt habe. Auf den italienischen Messen, sowohl in Mailand als in Florenz, sieht man fast durchweg gut gestylte und gekleidete Menschen – die Strickers sind da keine Ausnahme. Monsieur Stricker hegt eine feine Leidenschaft für edles Tuch und brilliert immer durch besondere Anzüge, Madame Stricker trägt meist Farbe und immer erlesen. Meistens bewundere ich ihre Outfits, verteile Komplimente, bin aber nicht von solchen Haben-wollen-Gelüsten geplagt wie dieses Mal, denn Farbe ist klamottentechnisch nun mal nicht mein Ding. Auf der Pitti hat sie mich aber erwischt – und zwar mit dem wunderschönen Guitar Strip, dem auswechselbaren Trageriemen von Fendi aus deren Strap-You-Serie, den sie an ihrem orangefarbenen Louis Vuitton Noé Epi-Beutel trug.
Ich musste natürlich nachsehen, hier ist er, die Bildrechte liegen selbstredend bei Fendi:
Ich fürchte, ich muss sparen – oder mir das tolle Teilchen aus dem Kopf schlagen, ganz schnell …
Morgen geht es weiter mit Düften und anderen Begehrlichkeiten – in diesem Sinne einen guten Start in die Woche und die allerliebsten Grüße,
Eure Ulrike
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