Von Rausch und Feuer

Wie versprochen geht es heute mit Kilians Kollektion „Addictive State of Mind“ weiter. Zwei Düfte sind übrig, nämlich „Intoxicated“ und „Light My Fire“. „Smoke for the Soul“ hat mich gestern schon absolut überzeugt, weswegen meine Erwartungen entsprechend hoch sind.

Intoxicated – Die Morgendroge

Intoxicated Beim Stichwort „Kaffee“, das den Duft begleitet, werde ich gleich hellhörig. Was gibt es Schöneres als eine herrliche Tasse Kaffee, deren Aromen zuerst in die Nase steigen, um daraufhin auf der Zunge zu zergehen. Morgens ein absolutes Muss. Vor der zweiten Tasse bin ich kaum ansprechbar. „Intoxicated“ bedeutet „berauscht“, „betrunken“ oder „betäubt“ und es steckt auch explizit das Wort „Gift“ im Begriff. Auch wenn die gesundheitliche Auswirkung von Kaffee immer wieder diskutiert wird, mir fielen hier andere Substanzen ein, die besser ins Schema Rauschgifte passten.

Wer generell Kaffeenoten in Düften schätzt, sollte außerdem unbedingt einmal den Blick auf unsere Empfehlungsseite zu Kaffee werfen, wo wir einige gelungene Kreationen mit Kaffeekomponente versammelt haben.

Im Pressetext heißt es: „Kaum ein Kaffee reicht im Geschmack an dieses ihm so ureigene köstliche Dufterlebnis heran. Und doch reizt und betört dieser feine Dunst unsere Sinne. Man weiß, dass all jene, die irgendeiner Substanz verfallen sind, damit entweder die „Qualen“ des Lebens lindern oder die Freuden steigern, die es bereithält.“ „Intoxicated“ soll für Lebensfreude stehen, für den aufsteigenden Duft aus einer Espressotasse. Dickflüssiger türkischer Mokka mit einem Schuss grünem Kardamom. Ich kann nicht länger warten, ich muss testen! 🙂

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Ich werde auf meine alten Tage noch ein Gourmandfan, wenn das so weitergeht. Eine köstliche Kaffeenote steigt auf und verbindet sich mit gewürzig frischem Kardamom, allein das ist schon ein Traum. Im Herzen kommen berauschende Muskatnuss und scharfer Zimt hinzu, sodass man sogleich ein wenig an Kekse, Kuchen und Weihnachtsgebäck erinnert wird. Eine süße Karamell-Zuckernote unterstreicht den Gourmetaspekt. Trotzdem kippt die Komposition keineswegs ins Klebrig-Süße, sondern bleibt durch den aromatischen Kaffee und die Gewürze ausgewogen.

Für mich ist die Kreation von Calice Becker wieder ein Volltreffer. Bin ich leicht zu unterhalten? Eigentlich nicht, auch wenn es mir gerade so scheint.

Duftkomposition
Kopfnote: Kaffee, Kardamom
Herznote: Muskatnuss, Zimt
Basisnote: Zucker

Come on baby, light my cigar

Light my Fire_bottle 50ml_HD Bei „Light My Fire“ denkt man natürlich erst einmal an The Doors. Der gleichnamige Duft von Sidonie Lancesseur bezieht sich allerdings ganz konkret auf das Anzünden ein Zigarre und man lehnt sich – mal wieder – an die Etymologie des Wortes „Parfum“ an – „durch Rauch“. „‚Light My Fire‘ seziert quasi die feinsten Nuancen exzellenten Zigarrentabaks – olfaktorisch vergleichbar dem Genuss einer edlen Monte Cristo.“ Tja, liebe Freunde, da muss ich passen. Ich habe zwar schon die eine oder andere Zigarre vor Jahren genossen, aber ich kenne mich mit dem Thema nicht aus und zu etwas teurem Kubanischen hat es auch noch nicht gereicht.

Duftkomposition
Herznote: Tabakblätter, Kumin, Heu, Patchouli, Vetiver, Honig
Basisnote: Vanille, Tonkabohne, Birke, Heliotrop

Huch, wo sind denn die Kopfnoten? Diese wurden ganz bewusst ausgelassen, um sich direkt ins aromatische Getümmel zu stürzen. Und das tue ich jetzt auch. Auf den ersten Riecher wird klar, dass hier ganz sicher kein billiger Stumpen vor sich hinkokelt. Ich würde fast sagen, dass die Zigarre unangezündet ihre Aromen verströmt. Unverkennbare Tabaknoten mit grasigen kumaringeschwängerten Heunoten, zu denen Vanille und Tonka in der Basis natürlich hervorragend passen. Erst auf der Haut zeigt sich noch ein deutliche herb-süße Honignote. Das mit der unangezündeten Zigarre nehme ich wieder zurück. Rauchiges Vetiver sendet seine Schwaden maßvoll durch die Komposition und auch Birke – bei der meistens das rauchige Birkenteer gemeint ist – trägt zum Raucharoma bei.

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„Ein ‚sanft-weicher Schleier von blauem Nebel liegt träge und gedankenverloren über dem Gesicht der Geliebten‘, um die Worte von Rudyard Kipling, jenem berühmten englischen Poeten und bekennenden Rauch-Aficionado aufzugreifen.“

Nie war Rauch angenehmer, aromatischer und faszinierender. Hier duftet alles würzig und wunderbar!

Wie soll das nur weitergehen? Bislang bin ich von den dreien der Kollektion „Addictive State of Mind“ von Kilian total überzeugt. Düfte, die sich absolut auf höchstem Niveau bewegen und mit viel Liebe und Feinsinnigkeit komponiert wurden. Morgen geht es weiter. Womit, weiß ich selbst noch nicht und lasse mich überraschen.

Liebe Grüße
Harmen

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Harmen Biró Verfasst von:

Hallo, ich heiße Harmen, war bis vor Kurzem irgendwas­unddreißig und habe immer die Nase im Wind, um Duftschätze für Euch zu finden und hier vorzustellen. Selbst bevorzuge ich feine Lederdüfte oder Gewürzkompositionen, ohne mich da aber festzulegen. Warum auch? Es gibt ständig so viel Neues in der Welt der Düfte zu entdecken. → BIRÓ

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