… haben soeben die Bühne mit ihren Neulancierungen betreten: Costarela, Bohea Bohème und Floralust heißen die drei, die ich teilweise auf der Messe schon testen durfte. Nun sind sie im Shop gelandet und ab heute auch bei uns im Blog 😉 Nichts wie rein ins duftende Vergnügen, so hoffe ich doch!
Carner Barcelona hatten ihren Neuling Costarela auf der Esxence vorgestellt – ich habe bereits davon erzählt:
„Carner Barcelona zeigten ihren Neuling Costarela, der einmal ein „leichterer“, sprich: sommertauglicherer Kandidat der Marke ist. Nichtsdestotrotz fehlt es ihm nicht an der markentypischen Aussage, wir haben es also hier nicht mit einem Wässerchen zu tun, sondern immer noch mit einem kernigen und absolut nicht alltäglichen Duft zu tun, der eine Art maritimer Ambraduft ist – die Ingredienzen: Bergamotte, Safran, Ambroxan, Ambra, Zedernholz und eben maritime Anklänge.“
Unsere liebe Jutta L. hat in Mailand ein hübsches Foto vom Stand geschossen:
Costarela ist etwas Neues für die Marke, die bisher noch keinen frischen Duft, kein Cologne oder ähnliches im Portfolio hatte:
„Standing out for its distinctive freshness, Costarela is the true expression of our Mediterranean spirit, a perfume where cheerful bergamot sails peacefully with warm-hearted amber.
Costarela evokes that unique feeling of freedom that one can only experience when admiring the immensity of the open sea; a perfume that captures the marine Mediterranean breeze and the salty woody smell of the old boats shored on the sand.“
Ganz anders als die anderen – das ist er wirklich, wow! Im Auftakt tanzt mir eine sowas von beschwingte, spritzig-flirrende Bergamotte entgegen, herb-frisch, säuerlich und dynamisch. Und hat im Schlepptau ozonige Anklänge, eine Prise Maritimes … was soll ich sagen? Das Foto oben trifft es exakt, bis auf einen winzigen Aspekt – ich fehle im Bild. Und zwar beim langsamen Herumwaten im Wasser, eine kleine Abkühlung und dann danach wieder ab in die Horizontale, eine Liege am Strand, ein feines Buch in der Hand – so lässt es sich aushalten. Ok, eigentlich … ist die Aussage von Costarela dynamischer, vielleicht auch sportlicher: Ein Kopfsprung ins Wasser, ein bisschen Surfen oder so – ich persönlich betreibe dann eben lieber Gehirnjogging, würde ich in genau diesem Augenblick dieses Panorama vor Augen haben.
Ambra, vielmehr Ambroxan findet sich auch in Costarela, allerdings wohnt dem Duft eine eher hintergründige Wärme inne: Sonnenwärme, die man erahnt, die sich in dem einladenden Nass spiegelt. Hölzer, trockene, vielleicht am Ufer, vielleicht auch im Wasser, ausgebleicht von den Strahlen der Sonne. Gischt, ein wenig Salz, Spuren von Sonnenmilch, die sich beim Baden verflüssigen.
Costarela ist ein gelungener Duft, rundum: Er vereint vieles, was man an Sommer-Sonne-Meer-Düften schätzt, eigentlich alles. Und lässt sich doch keiner Gattung ganz zuschreiben. Ein schneller Schnupperer und man würde meinen, er könnte aquatisch sein, was er nicht ist. Maritim, aber kein wirklich maritimer Meerduft, der die Flora der See abbildet, salzig und krautig. Die Sonnencreme, ja – trotz allem ist es kein Nivea Sun-Duft. Costarela ist für mich ein perfekter Sommerbegleiter für die ganz heißen Tage und geht als Anwärter auf einen solchen Posten in meinem Portfolio gleich mal in den Dauertest bzw. wird vorgemerkt (für die Tage, an denen es mal nicht hagelt oder regnet in nächster Zeit).
Kandidat Nummer Zwei für heute ist der Neuling aus der Mona di Orio-Kollektion:
„Bohea Bohème captures the smoldering delicacy of the distinctive tea cultivated in the Wuyi Mountains of China. The precious Bohea Tea, fumed with pinewood, is prized for its complex aroma and rich character.
Resins and precious woods accentuate the Bohea Tea, while facets of fresh, sweet and earthy notes alight on the palette. Bright and spicy accords of Bergamot and Sichuan Pepper arrive with the powdery elegance of Florentine Iris and the fruity florals of Osmanthus Absolute, as dry Hay and subtle green notes of Geranium surface.
The warmth of the scent deepens and lingers as the sophisticated tea is steeped in nutty Amber, honeyed Poplar buds and an infusion of Balsams, Oakwood, and Gaiac. What transpires is a luxurious woody fragrance with a balsamic vibrato, unconventional and seductive.“
Mona di Orio selbst ist leider tot, sie verstarb bereits 2011 viel zu jung. Einen Nachruf bei Basenotes könnt Ihr hier lesen. Ihr Partner Jeroen Oude Sogtoen führt ihre Linie seitdem fort.
Ich persönlich muss sagen, dass es eine Weile gedauert hat, bis ich mich mit der Kollektion anfreunden konnte. Irgendwann aber entdeckte ich die Tuberose, und die, ja die … hat mich dann im Sturm erobert – ich liebe sie bis heute, sehr. Violette Fumée und Oud Osmanthus sind natürlich auch ganz ganz groß, allerdings beide nicht bei mir eingezogen, noch nicht … vor allem letzterer muss vermutlich irgendwann dann doch mal her.
Bohea Bohème nun hat natürlich eine Ingredienz zum Thema, die für ich ein Reizwort darstellt: Tee. Ich liebe Teedüfte – und bin damit alles andere als alleine. Und – ich liebe geräucherten (Schwarz)Tee – damit bin ich ziemlich alleine auf weiter Flur 😉 Oder verbirgt sich unter Euch etwa auch noch ein Liebhaber? Gebt Euch zu entdecken, wenn dem so ist! Die meisten meiner Freunde mögen diesen Tee nicht – schmeckt wie alter Ledersattel, eine der freundlicheren Umschreibungen. Für mich ist es ein Geschmackserlebnis – und, darüber hinaus: Ich kann ja nicht schon morgens mit torfigem Islay-Whiskey anfangen 😉
Bohea Bohème knattert somit auch ordentlich los – und ist dabei so herrlich komplex. Ein fast schon brachialer Auftakt, der gleichermaßen auch fragil ist – das ist wunderschön. Rauchtee in all seinen Facetten, ledrig und erdig anmutend, staubig und birkenteerig, darüber hinaus Noten von sonnengewärmtem Heu offerierend, dem Kräuter, getrocknete, als auch Blüten angehören und das somit eine feine Honigsüße schafft. Osmanthus unterstreicht die Ledernoten, erschafft darüber hinaus eine fast schon likörige Fruchtigkeit, die an sonnenverwöhnte Pfirsiche denken lässt. Osmanthus und Tee, eine herrliche Kombination, die man aus einigen wenigen Düften kennt, allen voran Osmanthe Yunnan aus der Hermèssence-Kollektion, dem ich Bohea Bohème als dunkle und verwegenere Schwester im Geiste an die Seite stellen würde. Würzig ist sie, die Basis des Duftes, balsamisch und tief, dunkel und sinnlich, von immer wieder wunderbarem Guajakholz und harzig-moosigen Anklängen bestritten.
Bohea Bohème hat mich nicht enttäuscht: Ein herrlicher Duft, den ich aufgrund seiner Üppigkeit fast als Tee-Orientalen bezeichnen würde. Ich sehe ihn an beiden Geschlechtern gleichermaßen.
Mit Agonist beenden wir die Woche:
„An olfactory journey through the scents of nature, dominated by the queen of all flowers: the rose. Ethereal as the summer breeze, with a bit of bite at the end that pulls you into an elegant floral vortex. They dream of surprising, flowering again like nature in the springtime, overt femininity is reconciled with the freedom of expression. FLORALUST celebrates a renewed spontaneity, light but not frivolous, and of course striking. An invisible flower bouquet to be gifted with grace.“
Floralust beinhaltet folgende Ingredienzen: Kopfnote: Rosa Pfeffer, Bergamotte, Freesie; Herznote: Rose, Magnolie, Ylang-Ylang; Basisnote: Jasmin, Kardamom, Moschus.
Floralust – der Name ist Programm: Ein heller Rosentraum, leicht dahingehaucht, fast schon ätherisch, aber dennoch mit einer guten Sillage. Floralust ist Pastell, aber mit kräftigem Pinselstrich gezeichnet. Eine wässrig-metallische Freesie im Duett mit ebenfalls wässrig anmutenden Magnolien von einer subtilen Süße sowie einer Rose, unserer Protagonistin hier, jung, frisch, fruchtig und leicht zitrisch anmutend. Den Pfeffer hat man zart darübergestreut, er kontrastiert hie und da, während Kardamom irgendwo im Hintergrund grünt und sacht würzt. Der Jasmin sorgt im weiteren Verlauf für eine schöne Cremigkeit, die Floralust Hautnähe verleiht – der Duft von weiblicher Haut im Sommer, von einer leisen Brise eingehüllt. Und Kuschelmoschus zum Abschluss, ganz klar – watteweich, sauber und luftig.
Rechtzeitig lanciert, würde ich sagen – Floralust macht Lust auf Sommer, der … vielleicht dieser Tage auch noch zu uns stößt.
Ein schönes Wochenende wünsche ich Euch, meine Lieben, und sende Euch ganz viele liebe Grüße,
Eure Ulrike
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