Der Library Collection letzter Streich – dreht sich um ein Streichinstrument, aber natürlich kein gewöhnliches.
In Kürze erscheint Amouages letzter Teil ihrer Library Collection, das „Opus X“. Die meisten der Kreationen dieser Reihe wurden hier besprochen, die restlichen werden wir sicher noch nachholen. Am Ende des Artikels verlinke ich Euch noch einmal die bisherigen Berichte. Die Library Collection wurde von der Aura der Bücher und großen Bibliotheken inspiriert, diesem Hort des Wissens, in dem sich mit jedem Buchdeckel ein Fenster in eine neue Welt öffnet. Erzählungen, Geschichten, Überlieferungen, aber auch das Wissen der Menschheit findet hier Raum, verbunden mit allen Emotionen, die uns begleiten. Diese Komplexität und diesen Reichtum einzufangen, war das erklärte Ziel der Library Collection.
Die rote Violine
In ihrem zehnten Band befasst sich diese Reihe allerdings mit keinem Buch, sondern einem Film, „Die rote Violine“ von 1998. Ich habe ihn noch nicht gesehen. Die Geschichte klingt interessant, denn die Hauptdarstellerin, um die sich alles dreht, ist tatsächlich eine rote Violine, die über mehrere Jahrhunderte durch viele Hände geht. Sie bringt ihren Besitzern allerdings nicht nur Schönheit und meisterliche Klänge, sondern oftmals auch Unglück.
Der Geigenbaumeister Nicolo Bussotti baut 1681 sein Meisterwerk, während seine Frau hochschwanger ist. Diese wie auch das Neugeborene stirbt bei der Geburt. Der Mann mischt aus lauter Verzweiflung das Blut seiner Frau in den Lack und färbt so die Violine rot. Im nächsten Jahrhundert zaubert ein Waisenkind die schönsten Töne aus dem Instrument, verstirbt jedoch auch. Zigeuner stehlen das Instrument aus dem Grab des Jungen, so gelangt dieses nach England, wo sich beim neuen Besitzer ein Eifersuchtsdrama anbahnt. Ein chinesischer Diener nimmt sich der Violine an, so kommt diese nach Shanghai, wo sie während der Kulturrevolution versteckt wird. Letztlich gelangt das gute Stück nach Montreal … mehr wird nicht verraten. 🙂 Hier könnt Ihr Euch die Vorschau ansehen:
Der Duft
Opus X ist ganz klar ein Rosenduft, so viel steht fest. Eine Rose, die es absolut in sich hat. Dass eine Rose kühl und metallisch, geradezu unnahbar und abweisend wirken kann, ist bekannt. Hier wurde diese Charaktereigenschaft auf die Spitze getrieben. Ganz im Sinne der Handlung von „Die rote Violine“ scheint „Opus X“ eine Rose zu repräsentieren, der man einen metallischen Blutakkord hinzufügte. Aber in keiner Weise ekelig oder anstößig, sondern metallisch und durchaus auch in Nuancen an Lack erinnernd.
Duftkomposition:
Kopfnote: Provence-Rose, Rose
Herznote: Geranium, Leder
Basisnote: Ambra, Adlerholz (Oud), Ylang-Ylang
Die Rose wird von Geranium im Herzen verstärkt und trifft dort auf einen feinen Lederakzent – dabei vermischen sich die grünen und ledrigen Noten, was besser harmoniert als ich dachte (man denke auch an Memos grünes Leder „Irish Leather“). Ob die Blutassoziation nur dem Film geschuldet ist oder tatsächlich vom Leder ausgeht, mag jeder selbst entscheiden. Jedenfalls könnte auch das Oud in der Basis mit seinen medizinischen Aspekten seine Finger im Spiel haben. Doch trotz allem bleibt „Opus X“ rund und harmonisch, ein warmer Ambraakkord und auch ein Hauch Ylang-Ylang balancieren den Duft aus und schenken ihm Haltbarkeit. Vor allem auf der Haut zeigt sich die leicht gewürzig erscheinende Ambra.
Ich gehöre wahrlich nicht zu den Rosenfans, bei „Opus X“ mache ich aber eine Ausnahme. Diese kühle und metallische Note ist einfach zu faszinierend.
Liebe Grüße
Harmen
PS: Und hier noch die versprochenen Artikel zu den bisherigen Opus-Rezensionen:
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