Sammarcos Bond-T – Giovanni und die Schokoladenfabrik …

… sind heute Thema – nein, ich konnte es mir nicht verkneifen, diesen Hinweis auf das Kinderbuch, das viele vermutlich aus der wundervollen Verfilmung von Tim Burton kennen. Ob Giovanni Sammarco den Film auch kennt?

Letzte Woche wollte ich euch bereits seine drei weiteren Kunstwerke vorstellen, die seit nicht allzu langer Zeit unser Sortiment bereichern. Ariel war der erste Duft, den ich Euch am Donnerstag vorgestellt hatte. Danach folgte ein wenig Chaos meinerseits mit viel zu langen Wartezeiten in extrem überfüllten Arztpraxen, deshalb setze ich meine Rezensionen zu Sammarco nun diese Woche fort. Mittlerweile ist aber noch mehr passiert, den meine Rezension wurde gleich entdeckt und darauf folgte eine überaus interessante und anregende Konversation. Ich glaube, ich darf Euch verraten: Giovanni Sammarcos Leidenschaft gilt Ingredienzen und Parfums, das ist klar, er hat diesbezüglich ein mehr als beeindruckendes Wissen und eine riesige Sammlung an Ingredienzen, die einen neidisch werden lässt. Darüber hinaus ist er Filmliebhaber und ein großer Literaturfan, ich bin mir also ziemlich sicher, dass er Charlie und die Schokoladenfabrik in der einen oder anderen Weise kennt 😉

Bevor Ihr Euch allerdings fragt, was es mit der Schokoladenfabrik auf sich hat – eine solche ist die Inspirationsquelle zu Sammarcos Duft Bond-T. Der Name ist eine Hommage an einen Herrn namens Paul de Bondt, seines Zeichens ein italienischer Maître Chocolatier, den Giovanni bei einem Besuch in einer Schokoladenfabrik kennenlernte.

Ein Gourmandduft ist es also, der uns erwartet, und diejenigen, die meinen letzten Artikel zu Ariel gelesen haben, dürften schon ahnen, dass es interessant wird … Im übrigen ist Bond-T wohl der einzige Duft, der nicht durch eine Frau inspiriert wurde – ob die Damen nun alle lebendige Personen sind oder zum Teil literarische Figuren habe ich noch nicht herausgefunden 😉

Mit Gourmanddüften ist es so eine Sache, Ihr wisst es ja … es gibt eine ganze Menge Gourmanddüfte und darunter selbstverständlich auch diverse Parfums mit Schokoladennoten, allerdings sind viele davon reichlich süß. Und Zucker im Übermaß ist in der Nahrung ungesund, in Düften ziemliche Geschmackssache. Ich persönlich, der geneigte Leser wird es wissen, kann mit zu süßen Düften überhaupt nichts anfangen – ich denke, das geht vielen von Euch ebenso. Mit Schokolade geht es mir im übrigen sehr ähnlich – und hier sind wir bei einem Thema, das ich schon hin und wieder angesprochen habe: Viele Duftliebhaber hegen auch eine Passion für andere sinnliche Genüsse, sei es nun Schokolade, Kaffee, Tee (eine Liebe, die Sammarco und ich teilen), Wein, Whisk(e)y und ähnliches. Abseits des Mainstreams findet sich hier so einiges, die Bandbreite ist riesig, der persönliche Geschmack lässt sich vortrefflich erweitern und vertiefen. So ist nicht nur hinsichtlich der naschbaren Köstlichkeiten Schokolade nicht gleich Schokolade, das trifft auch auf Sammarcos Bond-T zu.

„Bond-T is a perfume born in Pisa, during a tour in the chocolate factory of a well-known Italian Maitre Chocolatier.

It is the smell of the chocolate factory, it is a smell of exotic place, the cocoa absolute with patchouli and a touch of osmanthus.

Hearty, dark and smoky it’s an uncommon gourmand with animal and leathery notes and a tobacco note evoked trough traditional tobacco aromas.“

Patchouli ist es natürlich, das meine Nase als erstes kitzelt, und mir in seiner Ausprägung eine erste und auch einzige Parfumassoziation beschert: Serge Lutens` Bornéo 1834. Dieser exotische Platz findet sich in der Literatur – ich denke an Conrads Heart of Darkness. Im Falle von Bond-T verlegen wir die Handlung von den afrikanischen Landschaften rund um den Kongo nach Mittelamerika und Mexiko, wo die Olmeken, Maya und Azteken der Kakaopflanze einen göttlichen Ursprung zusprachen. Kakaobohnen fanden dort als Zahlungsmittel und Opfergabe Verwendung, galten als kostbares Geschenk und wurden, unterschiedlich zubereitet, genossen – und zwar als Rauschmittel.

Marcio Ramalho „Cocoa Beans“ via Flickr – CC BY 2.0

Department of Foreign Affairs and Trade Australia „Cocoa Farmer David Kebu Jnr …“ via Flickr – CC BY 2.0

Ein Rauschmittel ist Bond-T ebenfalls – und dazu noch völlig legal: Der Duft ist sinnlich und betörend, auf eine geheimnisvolle und dunkle Art. Sammarco zitiert hier jeglichen Gebrauch der Kakaopflanze: Die würzig-herbe Bitterkeit der Bohnen, denen wahrnehmbar animalische Anklänge innewohnen, sowie die samtige Süße des pudrigen Kakaos. Patchouli wuchert mit seinen Pfründen, verführerisch und kokett, kreiert im Zusammenspiel mit dem Kakao likörig-sämige, bisweilen an Honig erinnernde Noten, gehüllt in ein erlesenes, subtil malziges Rauchgewand. Hin und wieder ist es mir, als nehme ich im Hintergrund ein paar schillernde Blüten und einen Hauch Pfirsich wahr, in allererster Linie aber ziert Osmanthus mit seiner Lederanmutung und rundet den Duft und dessen Erotik meisterlich ab.

Lucky Lynda „HPIM0176“ via Flickr – CC BY 2.0

Ja, Erotik – Bond-T ist ein erotischer Duft und ein sinnlicher Hedonist. Ich kann mir kaum vorstellen, dass Giovanni Sammarco dabei nur an einen Chocolatier gedacht hat 😉 [Das Bild zum Duft zeigt auf jeden Fall eine rauchende Angelica]

Meine Lieben, Bond-T ist (so gut wie) jede Sünde wert!

Schwelgend und mit zwei Katzen am Handgelenk, die ihre Schnuten ebenfalls nicht losreißen können von diesem wundervollen Duft –

Eure Ulrike, die Euch herzlichst grüßt.