Ein unendlicher Strom an Duftpröbchen fließt über meinen Schreibtisch, ein herzliches Dankeschön an unsere fleißigen Duftabfüller in Bruchsal, die mich immer mit den aktuellen Neuerscheinungen versorgen. 🙂 Vier davon möchte ich heute herauspicken und Euch im Schnelldurchlauf vorstellen.
Phaedon Paris – Flieder und Baumwolle
Eigentlich sind sie gar nicht neu, waren meines Wissens aber limitiert und sind wieder verfügbar: „Rue de Lilas“ und „Coton Egyptien“ von Phaedon Paris. Beide stammen aus der Feder von Pierre Guillaume. „Rue de Lilas“, erstmals 2011 erschienen, wurde Euch bereits von Ulrike in diesem Bericht vorgestellt, wo sie schrieb:
Rue de Lilas ist – eine pastellviolette Fliederpuderwolke: Veilchen, weißer Flieder, Palisanderholz und pudriger Moschus sind die Ingredienzen und ich komme mir wirklich vor wie im Manga-Himmel. Ein zartpudriger umschmeichelnder Fliederblütentraum. Einer der seltenen Fliederdüfte ohne aquatische Noten – dafür aber eben Puder satt. Wer Brosseaus Ombre Rose liebt und auch für andere Puderdüfte zu haben ist sollte hier definitiv einen Test wagen.
Geht man dieser Tage spazieren, sieht man in den Gärten den Flieder blühen, der seinen einzigartigen Duft verströmt. Ich ertappe mich immer wieder dabei, wie ich die Nase nach den Blüten ausstrecke. Mit diesem frisch im Gedächtnis haftenden Dufteindruck kam mir nun „Rue des Lilas“ vor die Flinte.
Vielleicht habe ich allgemein noch nicht genügend Fliederdüfte getestet, aber einen derart authentischen Flieder habe ich bisher als Parfum nicht gerochen. Laut Duftbeschreibung verstärkte man diesen mit Maiglöckchen, Palisander und pudrigem Moschus. Dies kann ich bestätigen, vor allem die Pudrigkeit. Feminin, floral, frühlingshaft und elegant. Fliederfreunde, hier ist das Testen Pflicht! 🙂
Bisher unbesprochen ist „Coton Egyptien“ von 2012 – die ägyptische Baumwolle. Diese ist soll von höchster Güte sein, da sie die größte Fadenlänge und Fadendichte aufweist. Als Noten wurden Galbanum, ägyptische Baumwolle, Moschus und Zedernholz angegeben. Tatsächlich erinnert der Duft mit seiner cremigen Moschus-Pudrigkeit an einen weichen fein gewebten Stoff, ein geschmeidiger Stoff, der weich und warm auf der Haut liegt. Dazu balsamisch mit einer eigentümlich frischen Note, die vermutlich von Galbanum stammt. Ein unkomplizierter, feiner Moschusduft, einfach zum Wohlfühlen und Entspannen. Toll!
Loewes Neuinterpretationen
Aus dem Hause Loewe gibt es zwei Neuigkeiten: für die Damen „Aura Loewe Floral“ und für die Herren „Loewe 7 Anónimo“. Bei beiden handelt es sich um Nachfolger bereits erfolgreicher Düfte.
Zu „Aura Loewe“ schrieb Uli 2013:
Ich jedenfalls habe eines nicht: Die Haut für diese Aura… dachte ich die ersten Minuten, wo sich ein seltsames Tohuwabohu auf meiner Haut vollzieht. Allerdings sollte man keine vorschnellen Urteile fällen, das sollte ich ja eigentlich wissen… ein klitzekleines Weilchen später entwickelt sich nämliche eine, ja, wie der Name schon sagt: Aura, die mir recht gut gefällt: Luzide Rose, himbeergeküsst, sacht gepfeffert und von ferne johannisbeerig angehaucht. Elegant, feminin, fein – und später noch ein bisschen weiblicher dank ein paar Jasminblüten. Eine Prise Wildleder dazu als Kontrast und darunter eine gewohnt gekonnte Basis aus Sandel- und Zedernholz, die warme Sauberkeit stiftet. Durchaus eine adrette Weibse, doch!
Die neue Version mit dem Zusatztitel „Floral“ weist ebenso florale Hauptakzente auf, die von deutlichen frisch-fruchtigen Noten begleitet werden. Veilchen, Rose, Jasmin und Orangenblüte zeigen ein überaus feminines Herz mit einem Schuss Pudrigkeit, die von Moschus in der Basis noch verstärkt wird. Hier und da blitzen im Hintergrund feine Nuancen auf von grünen Noten, Patschuli, Vanille und Leder und leicht balsamischen Noten.
Die Duftkomposition
Kopfnote: Karottensamen, Bergamotte, Zitrone, Grüne Noten
Herznote: Veilchen, Rose, Jasmin, Orangenblüte
Basisnote: Vanille, Moschus, Patchouli, Leder
„Aura Loewe Floral“ ist genau das Richtige für alle Liebhaberinnen beschwingter floraler Düfte, die aber auch ein gehöriges Maß Sinnlichkeit verströmen.
Mit Loewe 7 habe ich mich schon zweifach beschäftigt. Zum einen mit dem originalen Loewe 7 wie auch der Sportvariante, hier nachzulesen. Und hier noch einmal als Ausschnitt:
„Loewe 7“ legt überraschend spritzig und dynamisch los. Kräftige Pfeffernoten legen sich von Beginn an ins Zeug und vermischen sich angenehm mit harzigem Weihrauch, holzigen Noten sowie Vetiver. Die übrigen Noten Apfel, Rose, Maiglöckchen, Neroli und Moschus verbleiben im Hintergrund und lassen so den entschieden maskulinen Noten den Vortritt. Sie sind als leichtest aquatische Tendenzen sowie hauchdünne Fruchtaromen wahrnehmbar. Nach einer Weile meint man noch Patchouli oder Gewürznelke wahrzunehmen – entweder das Ergebnis dieser Mischung oder geheimgehaltene Duftbestandteile. Ich rieche und rieche und diese Gewürznelke wird immer dominanter, bis ich versucht bin, hier von einem klaren Gewürznelkenduft mit Glühweinanleihen zu sprechen. Ihr seht, dieser Duft hält eine spannende Duftentwicklung bereit, die sicher auch von Haut zu Haut unterschiedlich verläuft. Wirklich abgefahren, was hier gerade passiert.
„Loewe 7 Sport“ hat mit seinem Vorgänger wenig gemein. Fruchtige Mandarine und saure Yuzufrucht treffen auf die grünen Noten von Minze und Tomatenblättern – auch hier mit einem aquatischen Einschlag. Auf der Haut gefällt er mit bedeutend besser, da hier die aquatischen Anklänge eher verschluckt werden. Ein durch und durch dynamischer, frischer Hesperidenduft mit grüner Seele. Die Basis von Weihrauch und Ambra bleibt nahezu stumm. Grundsolide, wer es extravaganter mag, ist bei dem Ursprungsduft besser aufgehoben.
„Loewe 7 Anónimo“ verströmt zu Beginn eine wunderbare Pfeffrigkeit die in harzige Weihrauchnoten übergeht. Wenn ich mich richtig erinnere war der Ur-7 etwas extravaganter und erinnerte mich stärker an Gewürznelke und Apfel. Hier habe ich nun den Eindruck, dass die Komposition runder und gefälliger gestaltet wurde. Harze, ein wenig Vetiver, Leder, Labdanum und Sandelholz, fein aufeinander abgestimmt. Ein würzig-harziger Herrenduft mit klassischen Grundzügen, die aber definitiv eine Modernisierung erfuhren. Ein absolut alltagstauglicher Weihrauchduft, gefällt mir sehr gut!
Die Duftkomposition
Kopfnote: Roter Pfeffer, Weihrauch
Herznote: Benzoeharz, Vetiver, Leder
Basisnote: Labdanum (Zistrose), Sandelholz
Ich hoffe, ich konnte Euch ein bisschen neugierig auf diese vier Kreationen machen.
Liebe Grüße
Harmen
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