Creeds Royal Mayfair – Exzentriker mit Herz

Royal Mayfair polarisiert: Hustensaft und Mottenkugeln oder die schönste Rose für Männer aller Zeiten?

Royal Mayfair_Visual

Heute nehme ich den neuen Duft „Royal Mayfair“ von Creed unter die Lupe. Bereits 2009 erschien er in begrenzter Auflage unter dem Namen „Windsor“ und wurde nun in die ständige Kollektion aufgenommen. Die Marketing-Abteilung von Creed wird doch wohl nicht etwa zum Pfad der Tugend und Rechtschaffenheit zurückgefunden haben? Wo sonst abenteuerliche Behauptungen wie etwa „Napoleons Lieblingsduft“ standen, liest man nun: „Mit Royal Mayfair präsentiert Creed einen opulenten und majestätischen Duft, inspiriert vom Leben des Königs Edward VIII., Duke of Windsor. Ein Tribut an die typische Londoner Eleganz von heute – und besonders die der 1930er Jahre.“ Sehr löblich.

The_Duke_of_Windsor_(1945) Wallis_Simpson_-1936

König Edward VIII. und Duke of Windsor war nur eine zehnmonatige Regentschaft beschert. Nach dem Tod seines Vaters George V. 1936 wurde er König. Bei einem Urlaub im Sommer dieses Jahres an der kroatischen Adriaküste lernte er die US-Amerikanerin Wallis Simpson kennen. Sein Wunsch, diese Dame zu heiraten, wurde von der konservativen Regierung und der Kirche abgelehnt – eine geschiedene, bürgerliche Frau zu heiraten, war zu diesen Zeiten in seiner Position moralisch und rechtlich undenkbar. So entschied er sich seinen Kopf durchzusetzen, abzudanken und sein Königtum der Liebe zu opfern.

Mutig und elegant

Es gibt wenige Düfte, die mich noch in Erstauen versetzen, „Royal Mayfair“ gehört definitiv dazu. Bei diesem Namen denkt man mehr an das Londoner Nobelviertel als an Extravaganzen, so schreiben Creed auch selbst:

Als vornehmstes Viertel Londons war Mayfair einst das Revier von Kunsthändlern, Society Ladies und Gentlemen mit einer Vorliebe für maßgeschneiderte Anzüge und Zigarren. Bis heute ist das Viertel Zentrum der Mode geblieben und zieht mit internationalen High-End-Labels noch immer die Fashion-Elite an. Und so zelebriert Royal Mayfair alle Männer mit Stil sowie diesen ganz speziellen Londoner Bezirk, der auch die Heimat einer der Creed-Boutiquen ist.

Die Duftnoten wurden wie folgt angegeben:
Kopf: Britischer Gin, jamaikanische Limette, schottische Highland-Kiefer
Herz: „Duke of Windsor“-Rosen
Basis: Bahamas-Orangen, kanadisches Zedernholz, australischer Eukalyptus

Der erste Eindruck ist überraschend und befremdlich. Im Netz spottet man über den Duft als „Wick Vaporub“ oder Hustensaft, ich muss hier an ein minziges und bitter-medizinisches Mundwasser denken – ein Odol-Odor? Eukalyptus, aber auch die frisch-grüne Kiefer assoziiert man nun einfach mit bestimmten Hausmittelchen bei Erkältungen. Die bittere Gin-Note und die Limette tun ihr Übriges, um dies noch zu unterstreichen. Direkt auf der Haut kommt diese Note nicht ganz so heftig zum Tragen, hier erscheint mir alles wärmer, von einer holzig-krautigen Note unterlegt. Und jetzt komme ich zum schwierigen Teil. Hier ist definitiv eine florale Komponente gegeben, in der man durchaus Rose identifizieren kann und es gibt tatsächlich eine Teerose mit dem Namen Duke of Windsor, aber nun legt der Duft selbst, aber auch das unten gezeigte Bild nahe, dass hier auch ein Weißblüher mit von der Partie sein muss. Jedenfalls enthält „Royal Mayfair“ diesen weichen und auch etwas seifig-pudrigen Bestandteil, der aber in Maßen eingesetzt wurde. Es soll ja schließlich ein Herrenduft sein.

Royal Mayfair

Bei Royal Mayfair scheiden sich die Geister: Die medizinisch-krautig wirkende, bittere Note zu Beginn und die rosig-florale Komponente wird nicht jedermanns Sache sein. Ich bin ehrlich begeistert, da sich „Royal Mayfair“ vom langweiligen Einheitsbrei der Herrendüfte deutlich abhebt. Trotz der gegensätzlichen und anspruchsvollen Bestandteile wurden all diese fein aufeinander abgestimmt – der Duft wirkt wie aus einem Guss. Die Intensität wurde hierbei recht moderat gehalten, in puncto Haltbarkeit bewegen wir uns hier meines Erachtens eher im Bereich eines Eau de Toilette. „Royal Mayfair“ wurde nicht nur vom britischen Monarchen Edward VIII. inspiriert, er steht auch für die Londoner Eleganz der 1930er Jahre. So trägt er auch einen Hauch Nostalgie in sich, ich musste von der Stimmung her spontan an Penhaligon’sBlenheim Bouquet“ denken, auch wenn sich beide sonst natürlich nicht sehr ähnlich sind. Ein innovativer Herrenduft mit einem Hauch Nostalgie und Exzentrik – unbedingt testen! 🙂

Liebe Grüße
Harmen

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Harmen Biró Verfasst von:

Hallo, ich heiße Harmen, war bis vor Kurzem irgendwas­unddreißig und habe immer die Nase im Wind, um Duftschätze für Euch zu finden und hier vorzustellen. Selbst bevorzuge ich feine Lederdüfte oder Gewürzkompositionen, ohne mich da aber festzulegen. Warum auch? Es gibt ständig so viel Neues in der Welt der Düfte zu entdecken. → BIRÓ

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