Kurz & Knackig: Le Galion Aesthete, Xerjoff La Tosca, Heeley Chypre 21 und Royal Princess Oud von Creed …

… kommen heute an die Reihe – und ich glaube, ich habe damit den längsten Titel hier im Blog fabriziert 😉 So einiges liegt noch bei mir auf dem Tischchen, diese vier fasse ich heute zusammen in einem Artikel, in dem wir einen schnellen Blick auf diese Neulinge werfen.

Le Galions Aesthete, der Ästhet, macht den Anfang:

aesthete_1 „Hinter jedem Parfum von Le Galion steckt ein Dichter, ein Zauberer, ein Musiker. Ein Parfum ist mehr als die Zusammenstellung eines Blumen-Bouquets. Es reicht nicht aus, Blumen mit Gewürzen und Hölzern zu kombinieren. Es erfordert auch einen Hauch von Magie, den Paul Vacher bei der Herstellung seiner Meisterwerke einzusetzen wusste. Auf seinem Anwesen bei Neuilly, vor den Toren von Paris, wo sich Flakons auf den Holzregalen seines Labors drängten, schuf er Parfums so wie andere Gedichte oder Musik. Als leidenschaftlicher Kunstliebhaber und Pianist wurde er von Freunden wie Maurice Ravel inspiriert.

Als Hommage an diesen Ästheten und Parfümeur des Hauses kreierte Le Galion Aesthete.“

Die Ingredienzen: Kopfnote: Mandarine, Davana, Weihrauch, Safran; Herznote: Guajakholz, Castoreum, Adlerholz (Oud), Jasmin; Basisnote: Sandelholz, Vanille, Weißer Moschus.

Entwicklungsgeschichte der modernen kunst (1920) (14776247244)

Ein Lederduft soll es sein – und einen solchen haben Le Galion bereits im Sortiment, einen ziemlich guten, der leider (noch?) nicht allzu bekannt ist. Snob ist sein Name. Überhaupt mochte ich die Düfte von Le Galion, vor allem die Männer, seht hier. Ich bin gespannt, ob es wiederum solch ein schönes Lederchen wird, das kann Vacher nämlich ziemlich gut!

Ja … ist es. Meine allererste Assoziation? Ein Bruder von Ambre Russe, überhaupt – Parfums d’Empire. Es ist seine Trockenheit, die würzig-harzige, die mit dichten Noten von Früchten, getrockneten, und deren Süße aufwartet. Hölzer, knarzig, alt, wettergegerbt und in (Weih)Rauch gehüllt, darunter eine köstliche Schicht fein-würzige Vanillecreme und aaah … Wildleder. Schönstes, samtweiches, aber gleichermaßen dickes Wildleder.

Tja, ich bleibe dabei, ein echter Schönling, in kräftigen Erdtönen und Rotnuancen gemalt, schillernd und strahlend. Und einer, der Freunden von Ambre Russe, den alten Lutens-Düften, vor allem aber auch den opulenten Düften von Frapin ganz bestimmt gefallen wird!

La Tosca von Xerjoff ist unsere Nummer Zwei – und deren Inspirationsquelle ist klar, oder?

Front cover decorated by a rose branch that curls from bottom left to top right. The wording reads: "V. Sardou, L. Illica, G. Giacosa: Tosca. Musica di G. Puccini. Edizione Ricordi"
Tosca libretto cover“ by Alfredo Montalti (1858–1928) – http://www.davidemassimiliano.it/pagine/collection_libretti.html. Licensed under Public Domain via Commons.

„Der Duft „La Tosca“ bereichert die historische Kollektion Casamorati von XerJoff und ist von der berühmten Oper von Giacomo Puccini aus dem Jahre 1900 inspiriert.

Die musikalische Entwicklung der Oper reflektierend, beginnt die „Ouvertüre“ mit lebhaften mediterranen Zitrusnoten, während sich im Herzen ein typisch italienisches Blumenbouquet entwickelt. Eine ansteckende Verbindung aus Rose und Eukalyptus, welche die Spannung hält und die volle Aufmerksamkeit beansprucht.

Der finale Akt – eine Kombination aus Moschus, Amber und Vanille. „La Tosca“ macht somit der dramatischen Oper alle Ehre, in der Heldenhaftigkeit mit Liebe und Leidenschaft einhergeht.

Alle Düfte aus der Casamorati-Kollektion sind der berühmten italienischen Tradition der Parfumherstellung gewidmet. Und auch die Verpackung von „La Tosca“ wurde wieder mit einem eindrucksvollen Jugendstilmotiv passend zum Flakon dekoriert.“

latoscabox Unsere Tosca hier ist ein heller, leichter Damenduft mit einem schönen, zitrisch-frischen Auftakt, der auf eben jene Rose mit Eukalyptus führt. Für mich duftet diese Kombination nach Teerose und macht sich wirklich apart auf meiner Haut: Ich mag es, diese frisch-minzige Roseninterpretation, ein Herz mit einer guten Sillage, die von der Basis lediglich fein und subtil untermalt wird. Hauptsächlich haben wir es mit einer Rose zu tun – einer eleganten, federleichten, femininen, die mit Understatement punktet und überaus authentisch duftet.

Sarah Bernhardt - La Tosca

Heeley hat sich an einem Chypre versucht, der auf den schlichten Namen Chypre 21 hört – ich bin sehr gespannt, mag ich doch die Handschrift unseres studierten Philosophen sehr!

chypre_21 „Eine Ode an den Pariser Chic!

„Wenn man an ein berühmtes französisches Parfum aus dem letzten Jahrhundert denkt, dann ist es ohne Zweifel ein Chypre.“

Vom frühen 20. Jahrhundert an war der Chypre-Akkord der modische Höhepunkt in der Pariser Gesellschaft und wurde seither als Inbegriff der klassischen französischen Parfümerie betrachtet. Tatsächlich gibt es die Chyprenote schon seit dem 16. Jahrhundert, allerdings wurde diese Duftnote erst in den „wilden Zwanzigern“ in der Pariser Gesellschaft modern.

„Chypre 21“ jedoch zeigt sich als Akkord des 21. Jahrhunderts. Doch wurden die Hauptbestandteile des klassischen französischen Chypres – Bergamotte, Rose, Patchouli, Sandelholz und Eichenmoos – von James Heeley meisterhaft überarbeitet: zu einem sauberen, modernen Unisexduft.

Getreu dem klassischen französischen Chypre wurde der Akkord perfekt ausbalanciert, sodass keine Note dominanter als die andere ist. Der Duft hinterlässt eine wunderbare, leicht nostalgische Spur, mit der gewissen Atmosphäre des Pariser Chics, welche einer Grace Kelly, Jackie Onassis und natürlich dem Duke und der Duchess of Windsor bestens gestanden hätten.

Für den Herren: Der junge Hercule Poirot, Kaschmirmantel, Nerzkragen
Für die Dame: Nerzmantel, Lippenstift, High Heels, Kaschmiranzug“

Kopfnote: Zitrone, Bergamotte, Petitgrain; Herznote: Bulgarische Rose, Geranium, Safran; Basisnote: Patchouli, Eichenmoos, Sandelholz.

Baron de Meyer, Portrait of a woman, 1920-1930

Ich liiiebe Hercule Poirot! Allerdings, ganz ehrlich – ich kenne ihn nur in alt 😀 Miss Marple ist auch toll, lieber mochte ich aber früher noch Mr. Moto – das bringt mich auf die Idee, mal wieder nach DVDs davon zu schauen, gab es früher leider nicht bzw. ich hatte, als ich das letzte Mal geschaut habe, keine gefunden. Kennt ihn wer? Und mögt Ihr die Filme auch so gerne?

Heeley enttäuscht mich natürlich nicht – es ist genau das, was ich erwartet habe und, Freunde, die Messlatte hängt verdammt hoch: Chypre 21 ist ein Meisterstück. Ein klassischer Chypre, der behutsam und meisterhaft modern interpretiert wurde. Das macht ihn auf eine seltsame Art und Weise gleichermaßen opulent als auch minimalistisch – ich glaube, um diesen Gedanken nachempfinden zu können, müsst ihr ihn wohl testen 😉 Will sagen: Eigentlich empfinde ich Chypres immer als mächtig, ausladend. Heeley hat hier mit viel Herzblut den Geist der Chyprefamilie, dieser Duftgattung herausgearbeitet, bewahrt und ihm Tribut gezollt, den Duft allerdings auf das Wesentliche reduziert und damit zeitgemäß interpretiert. Moos satt, Moos, das Wildledernoten (erzeugt und) umhüllt, samtige. Immer und immer wieder glitzern zitrische Sternchen am Duftfirmament, eine Rose, eine fruchtige, tiefe, seidige und einnehmende anstrahlend. Ein paar minzig-frische Akzente, subtil eingeflochten, eine Prise Safran, edel und eigen, sowie ein Bett (ok, eine Recamière) aus erdig-holzigen Noten, eine leise, würzige Wärme versprühend.

Danke Mister Heeley! Danke dafür, dass Sie uns einen solch edlen Chypre spendieren, der von einer berückenden Schönheit ist! Danke dafür, dass Sie uns zeigen, wie feminin und ausdrucksstark ein solcher auch in der heutigen Zeit sein kann. Danke dafür, dass Sie Ihr Bestes gegeben haben und damit zeigen, dass auch und gerade in der heutigen Zeit ein Chypre seine Berechtigung hat – als Parfum für eine willensstarke, besondere Frau.

Creeds Royal Princess Oud macht den Abschluss für heute:

royal_princess_oud1 „Mit „Royal Princess Oud“, einem bezaubernden Parfum von Creed mit intensiven floralen und eleganten Irisnuancen in der Herznote und verführerischem Oud im Finale, lässt Meisterparfümeur Olivier Creed Erinnerungen an einen historischen Familienschatz aus der Zeit des frühen 20. Jahrhunderts aufleben.

20 wertvolle Bände mit Modeentwürfen und Modeskizzen aus jener Zeit, als die Familie Creed in London als Damen- und Herrenschneider tätig war, inspirierten Olivier Creed zu seiner neuen Komposition, die eine Ode an diese bedeutungsvolle Ära und dieses so prägende Creed-Familienkapitel darstellt – ihre Ära als Couturiers.

Die neue Millésime-Komposition mit holzig-floraler Aura offenbart als Signaturnote Oud, ein ebenso historisches, kostbares und sehr seltenes Duftelement, das Parfums auf unvergleichliche Weise eine fesselnde und leidenschaftliche Nuancierung verleiht. Ob High Tea oder exklusive Ball-Soiree – dieses, bezaubernde Parfum ist „the perfect little red dress“.

„Royal Princess Oud“ ist das perfekte Parfum für Frauen, die ihr Leben mit purer Leidenschaft führen und die mit ihrer verführerischen Aura verzaubern.“

Aha, Schneider sind sie also auch, die Creeds … Ich bin ganz ehrlich: Ich mag einige Düfte der Firma recht gerne, finde aber die Historie mehr als fragwürdig. Harmen hat es auch schon mal in einem Artikel hier berichtet, ich hatte es auch schon angedeutet: Im Netz wird lang und breit darüber diskutiert, ob die Firma wirklich schon so alt ist, wie man es uns erzählt. Von so gut wie allen altehrwürdigen Herstellern existieren noch alte Flakons, die man zeitlich sehr genau einordnen kann, alte Printwerbungen und so weiter. Nur nicht von Creed. Da fängt es erst irgendwann in den, nagelt mich nicht fest, Fünfzigern an. Darüber hinaus hat sich unter anderem Octavian Coifan (1000 Fragrances – leider mittlerweile eingestellt, ein großartiges Blog, ein großartiger Kenner und Schreiber) einmal mit den Düften an und für sich beschäftigt – und berechtigerweise die Vermutung aufgestellt, dass einige alte Klassiker, die es angeblich schon seit über 100 Jahren gibt, doch ihrer Zeit sehr voraus gewesen sein dürften. Oder eben wirklich erst Anfang der 50er entwickelt worden sind, deren Handschrift sie auch tragen. Nun – das hinterlässt bei mir einen etwas schalen Beigeschmack. Marketing gut und schön, aber belügen lasse ich mich nicht gerne. Ich bin dem nicht weiter nachgegangen, weil es mir eigentlich auch gleich ist …

Unsere Oud-Prinzessin hier hat folgende Ingredienzen: Kopfnote: Bergamotte, Rose, Veilchen; Herznote: Jasmin, Vanille, Aldehyde, Patchouli, Iris; Basisnote: Benzoeharz, Mysore-Sandelholz, Styraxharz, Adlerholz (Oud).

Hidcote Manor Garden (NT)

Dave Catchpole „Hidcote Manor Garden (NT)“ via Flickr – CC BY 2.0

Diese unsere Oudprinzessin ist in der Tat in zweierlei Hinsicht bemerkenswert: 1. Bereits auf den ersten Schnupperer nehme ich wahr, dass es kein typischer Oudduft ist, was an seiner englischen Herkunft liegen mag, was uns gleich zu 2. führt – ein englisch interpretierter Oudduft. Das führt aber zur nächsten, nicht weit entfernten Vermutung, die sich bestätigt, zumindest auf meiner Haut: Ist da wirklich (viel) Oud drin? Ich nehme vor allem Rose wahr, eine schöne, frische „Gartenrose“, eine wilde. Dazu Gestrüpp, grünes, im absolut positiven Sinne gemeint – Büsche, Sträucher, Gräser und Blattwerk, ungezähmt wachsendes und rankendes, das hin und wieder Sonnenlicht hindurchlässt, wärmendes, von Vanille und würzigen Hölzern von einer leisen Wärme dargestellt. Zwischendrin ein paar subtile fruchtige Anmutungen, ein paar Steinchen, Erde und, ganz von weit her, ein wenig Rauch, der vielleicht auf eines jener kleinen schnuckeligen Häuschen hinweist, die man in England so oft findet. Nett und lieblich finde ich den Duft, wie ein taufrischer Sommermorgen in einem schönen und gar nicht „typisch englisch“ gepflegten Garten, vielmehr vielleicht ein morgendliches Energie tanken in einem der tollen Gärten, die Engländer hegen und pflegen (oder auch die diese auf der ganzen Welt angelegt haben). Aber Oud? Nein, nicht wirklich, zumindest nicht bei mir.

Bin gespannt, was Ihr so über diese Neuankömmlinge denkt!

Ein schönes Wochende wünsche ich Euch und sende Euch

viele liebe Grüße,

Eure Ulrike.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

3 Kommentare

  1. Harmen Biró
    25. Januar 2016
    Antworten

    Bis jetzt habe ich Creed und Le Galion getestet. Der Ästhet ist der Hammer, gefällt mir sehr gut. Der Prinzessinnenduft ist für die nächste Männergrippe reserviert. 😉

  2. Margot
    26. Januar 2016
    Antworten

    Hallo Uli,
    in Bezug auf Creed und die damit verbundene, „alte“ Parfumeurskunst: Wird nicht gesagt, dass EROLFA auf der Titanic verteilt wurde? Wurden nicht auch noch ein paar Flakons geborgen? Da die Titanic unterging wurde die Produktion eingestellt und erst sehr viel später wieder aufgenommen. Damit wäre Creed zumindest seit Beginn des 19. Jahrhunderts aktiv. (So hab ich das mal vernommen) oder ist das auch nur Märchen erzählen?
    Liebe Grüße, Margot

  3. Harmen Biró
    27. Januar 2016
    Antworten

    Hallo Margot,
    na klar war der auf der Titanic, 1997 mit Leo 🙂
    Hier ist ein interessanter Artikel zu Creed: http://perfumedpolitics.blogspot.de/2009/06/making-history-iii-usable-pasts-of.html
    Die Titanic ist 1912 untergegangen, also wären wir schon im 20. Jahrhundert, wenn überhaupt etwas dran ist. Wahrscheinlich ist es Teil der Marketing-Strategie, dass wir uns den Kopf darüber zerbrechen. 🙂
    Liebe Grüße
    Harmen

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