Orion, Kirkè und Al Contrario von Tiziana Terenzi …

… klemme ich mir heute für Euch unter die Nase. Bei den Terenzis gerate ich ja immer ins Schwärmen: Eine solch supersympathische Familie – und die Düfte stehen dem in nichts nach. Grund genug, mir die drei Neulinge einmal genauer anzusehen.

Orion entstammt selbstredend der Luna Collection und ich muss einfach den kompletten Text zum Duft posten, so schön fängt er dessen Inspiration ein:

„Als Kinder verbrachten Tiziana und ich die meiste Zeit der heißen, sonnigen Sommertage bei unserem Großvater auf dem Land. Er erfüllte diese Tage mit spannenden Geschichten und lehrte uns alles über die Wunder der Welt.

Unser Vater Evelino schloss sich uns auf Urlaubsreisen oft mit seinem Segelboot an, das aus wohlriechendem Holz gefertigt war. Entdeckungsfreudig und mit strahlenden Augen durchstreiften wir auf diesem Boot die Meere und lernten die unendliche Schönheit unseres geliebten Italiens kennen.

Nur wenige Kilometer von unserer Stadt entfernt liegt ein verwunschener Berg, der ins Meer ragt und einen atemberaubenden Anblick bietet: Monte Conero. Die Felsen und Wälder spiegeln sich im kristallklaren Wasser einer der schönsten Buchten Italiens. Diese wird von zwei Gipfeln geschützt, den zwei Geschwistern, die von den Göttern in das Meer geworfen wurden. Wir brachen mitten in der Nacht auf, begleitet von leichten Brisen, die während der gesamten Reise den fröhlichen Duft der mediterranen Macchie verströmten. Unser Vater orientierte sich an den Sternen und segelte souverän, während unser Großvater Guglielmo uns auf das Sternbild Orion und dessen mythischen Gürtel aufmerksam machte. Gelegentlich sahen wir Feuer auf trockenem Land, und Signalfeuer, die den Seefahrern Gefahren anzeigten.

Unsere Herzen wurden von einer noch heute in uns nachhallenden Explosion an Düften erfüllt, die der warme Sommerwind mit sich trug.

Orion ist das Ergebnis dieses fernen Echos. Es ist ein würziges, intensives Parfum, stark und doch auch zart zugleich. Das Zitrusbouquet macht es brausend, im Kontrast zur Süße der Ananas und der abgerundeten Einheit des Apfels. All dies mündet in einen brillanten Sog würziger Ausgewogenheit, bestehend aus Thymian und Oregano.

Wenn man es trägt, wirbelt eine kühle Brise vorbei, und eine Erinnerung an die erlesenen Hölzer begleitet uns auf einer traumhaften Reise in Richtung Unendlichkeit.“ Paolo Terenzi

Antonio Castagna „Conero 02“ und „Conero 03“ via Flickr – CC BY 2.0

Orions Noten: Kopfnote: Bergamotte, Rote Johannisbeere, Apfel, Ananas; Herznote: Patchouli, Birke, Jasmin, Thymian; Basisnote: Weihrauch, Ambra, Adlerholz (Oud), Moschus, Zedernholz.

Orion weckt umgehend eine entfernte Erinnerung … und zwar an: Creeds Aventus. Und somit auch an Rancés Héroïque und Frapins The Orchid Man. Die Kopfnote ist ähnlich, in der Tat – fruchtig (Apfel und Johannisbeere), exotisch fruchtig (die Ananas, na klar) und frisch, auf angenehme Art und Weise aquatisch. Fast bin ich enttäuscht, obgleich ich alle drei genannten Düften mag – aber nochmal einer? Orion überrascht mich aber, äußerst positiv: Er entwickelt sich, wird komplexer, zeigt neue Facetten, viel mehr Facetten, Tiefe und Reichhaltigkeit. Ich rieche Kräuter, leuchtend grün, nehme Gräser, vielmehr deren Halme wahr, die sich im Wind bewegen, Steine und Sand, sonnengewärmt genauso wie Erde, durch Patchouli dargestellt. Oud raucht im Zusammenspiel mit Weihrauch, spendet darüber hinaus Wärme und Anmutungen uralter Bäume, die sich der Sonne entgegenrecken. Sachte Noten würziger Blüten, Meer und Treibholz, vom Sand weich umspült.

Das ist wirklich schön – und hat mehr zu bieten als Creeds Aventus, der mir mittlerweile doch ein wenig fad ist im Laufe der Zeit. Ein herrlicher Frühjahrs-/Sommerduft, tragbar von beiden Geschlechtern, für mich persönlich aber schöner an einem Mann 🙂

Kirkè ist unsere nächste Kandidatin:

„Unmittelbar südlich von Rom befindet sich eine bezaubernde Gegend. Heutzutage ist sie ein Naturpark, der wie einst durch eine Landschaft gekennzeichnet ist, deren Vielfalt dem Reisenden den Atem verschlägt. Dieser Ort lebt in den Erinnerungen und zeigt tausende Facetten. Er liegt inmitten riesiger Sanddünen am Meer und an unbewohnten Bergen, umgeben von üppigen Wäldern. Die Gegend wird von der blühenden mediterranen Macchie umgeben und trägt die Spuren der ehrenhaften Männer und Frauen, die einst hier lebten. Auf den historischen Pfaden zu wandern, bedeutet einzutauchen in die im Gedächtnis widerhallenden Düfte und Erinnerungen. Wie das Lied einer Meerjungfrau oder die Melodie, die die Göttin Kirke zum Anlocken ihrer Opfer verwendete, von der uns in der Odyssee erzählt wird. Auch uns haben diese lebhaften Düfte verzaubert.

Kirkè ist ein magisches und sinnliches Parfum, gleich der Gottheit, durch die es inspiriert wurde. Es zeichnet sich durch eine üppige Zusammenstellung süßer Früchte wie Passionsfrucht, Pfirsich und Birne sowie durch die gekonnte Alchemie aus Himbeeren und Cassis aus. Es ist überzeugend wie eine Liebkosung der Maiglöckchen oder wie ein barfüßiger Spaziergang im Sand, der vom Kontrast mit dem unverwechselbaren Heliotrop gewärmt wird, und es erhält seine Kraft durch das Patchouli und den Moschus.

Gleich einem der berühmten Zaubertränke der Göttin Kirke verzaubert dieses Parfum alle, die es an sich tragen. Es führt sie auf geheimnisvollen Pfaden, um unglaubliche Wunder zu entdecken, in einem subtilen Verlauf aus Gefühlen und Inspiration, eingeschlossen in einen magischen Kristall, der einen unendlichen Sog von Geheimnis und Sinnlichkeit hinterlassen kann.“

Kirkè verzauberte Odysseus‘ Gefährten und viele mehr in – Schweine. Und zahme Wölfe und Löwen. Die zauberhaften Ingredienzen, um wilde Tiere zu zähmen, sind bei den Terenzis folgende: Kopfnote: Passionsfrucht (Maracuja), Pfirsich, Himbeere, Schwarze Johannisbeere, Birne, Sand; Herznote: Maiglöckchen; Basisnote: Heliotrop, Sandelholz, Vanille, Patchouli, Moschus.

Oh ja, ich kann mir bildhaft vorstellen, dass unsere Kirkè hier einigen den Kopf verdrehen wird! Ein fruchtiger Gourmand oder auch ein gourmandiger fruchtiger Duft – es spielt eigentlich keine Rolle, wie herum man sie hier „aufzäumt“: Viele exotische und tropische Früchtchen, darunter eine herrliche Maracuja, reif, aber nicht überreif, saftig, von samtigem Pfirsich und süßen Himbeeren begleitet, zart-säuerlich akzentuiert durch Cassis. Die schöne, mehlig-reife Birne fügt sich hervorragend ein in das Früchtestillleben, das von Maiglöckchen saubere, fast unschuldige Noten spendiert bekommt, die die Reife der Früchte gekonnt ausbalancieren. Die Basis ist zurückhaltend, dient dazu, die Schönheit der Früchte köstlich zu untermalen mit warmer, dezent würziger Vanillecreme und watteweichem Moschus.

Fruchtige Düfte sind immer so eine Sache: Schnell und oft wirken sie quietschig und/oder teenagerhaft, zu grell. Kirkè macht alles richtig – und duftet eben NICHT so: Die Früchtchen, allen voran Maracuja, strahlen Jugendlichkeit und Sinnlichkeit aus, feminine. Sind frisch und betörend gleichermaßen, präsent, aber dennoch nie zu viel, nie erdrückend, ganz im Gegenteil. Und da ist eben noch diese spezielle Ausstrahlung, die Maracuja immer innewohnt – ich empfinde den Duft als irgendwie … kinky. Sexy. Auf eine verschmitzte und intelligente Art und Weise.

Kirkè kann ich mir perfekt für laue Sommerabende vorstellen – und es darf dazu gerne ein Kleidchen sein, auch wenn es kein Muss ist 😉

Al Contrario bildet,  da darf man den Namen ruhig wörtlich nehmen, ein Kontrastprogramm zu den anderen beiden Düften, die wir uns heute bereits zu Gemüte geführt haben:

„Die Duftkollektion von Tiziana Terenzi war von Beginn an vom Reisen inspiriert, die Düfte symbolisieren dabei unterschiedliche Stationen sowie Erlebnisse und Erinnerungen dieser Reisen. „Al Contrario“ erzählt nun von der Rückreise, der Heimkehr, ein Moment der Nostalgie, nach all den Wundern, die hinter uns liegen. Gleichzeitig aber auch ein mit Vorfreude auf unsere Liebsten erfülltes Herz, die wir zu Hause wiedersehen werden. Während wir uns unserem Zuhause langsam nähern, werden die Orte immer vertrauter und freundlicher. In der Ferne erscheinen die Hänge der grünen Hügel meiner Heimat. Die Pflanzen, das Ackerland und die Obstplantagen dieses wunderbaren Ortes kommen in Sicht. Wir erkennen den Baum, auf dem wir als Kind immer kletterten, und das alte Bauernhaus mit dem schwachen, aus halb geschlossenen Fenstern scheinenden Licht. Nach der Kurve kommt plötzlich das Meer in Sicht und begrüßt uns mit seinen tosenden Wellen. Endlich sind wir zu Hause. Liebe und ein Begrüßungsfeuer im Kamin wärmen unser Herz und bestimmen das Tempo der Erzählungen über die erlebten Abenteuer.“ Tiziana Terenzi

Die Ingredienzen: Kopfnote: Malz, Ebenholz, Kakao, Pudrige Noten; Herznote: Vanille, Orchidee, Tonkabohne; Basisnote: Sandelholz, Zuckerrohr, Benzoeharz, Haselnuss.

Nach Hause kommen – hach … Seid Ihr auch solche Verfechter von „My Home is my castle“? Und dieses Schloss kann eben auch aus … Erinnerungen bestehen, gerne auch Kindheitserinnerungen. Egal, an was Tiziana hier gedacht hat – es sind schöne, berührende, beschützende Erinnerungen vollkommen positiver Natur. Ich nehme hier Brotkruste war, selbst gebackenes Brot, und Kuchen, mit Puderzucker dick bestäubt. Nüsse, die auf einem großen, schönen, alten Holztisch bereit liegen, um Plätzchen und andere Köstlichkeiten zu backen. Vanilleschoten, echte Vanille, und Kakaopulver genauso wie Vollmilchschokolade, im Töpfchen gewärmt, bereit, ein Backwerk zu verzieren.

Es gibt sie, diese seltenen Düfte, die einem einfach nur ein Lächeln auf das Gesicht zaubern. Jene, die nur positive Assoziationen wecken, oftmals mit Gerüchen gespickt, die an, ja, unsere Kindheit erinnern. Jedermanns Kindheit. Einer davon ist beispielsweise das Erdbeertörtchen mit Vanillecreme, das von mir so geliebte – La Danza delle Libellule von Nobile 1942. Ein weiterer ist Al Contrario. Und macht einfach nur glücklich.

Zwar nicht italienisch, sondern schwedisch, aber dennoch diese Familienidylle einfangend – die Bilder von Carl Larsson.

Habt Ihr bereits Düfte von Tiziana Terenzi in Eurem Repertoire – wenn ja, welche? Und welcher Kandidat von heute macht Euch neugierig?

Herzliche Grüße,

Eure Ulrike.