Nishane …

… ist eine Novität: Die Marke ist nicht nur neu bei uns im Shop, sie ist ist auch die erste türkische Nischenduftmarke, die ich hier im Blog vorstelle, überhaupt – die ich jemals unter der Nase hatte. Aus Istanbul kommt Nishane, jener aufstrebenden und pulsierenden Stadt, die leider dieser Tage für traurige Schlagzeilen gesorgt hat hinsichtlich des bösartigen Anschlages.

Hinter Nishane stecken zwei Freunde: Mert Güzel und Murat Katran, beide große Duftliebhaber und bekennende „Fans“ ihrer Heimatstadt Istanbul, wo sie geboren wurden und aufwuchsen. Güzel ist studierter Soziologe und gründete nach seinem Studium an der  Galatasaray-Universität zuerst sein eigenes Unternehmen, welches Coffee Table Books (großformatige Bildbände) über Luxushotels der Türkei veröffentlichte; eine großartige Gelegenheit, um mit dem Verlagswesen, Tourismus und Marketing in Berührung zu kommen. Nach einem tieferen Einblick in den Luxus-Service-Bereich dank seines direkten Kontakts zu verschiedenen Hotels, Restaurants etc., entschied er, seinen Traum wahr werden zu lassen und seine eigene Marke zu kreieren. Katran machte an der Bo?aziçi-Universität seinen Abschluss im Fach Internationaler Handel. Er arbeitete in seinem ersten Jahr als Exportmanager in einem der größten Stahlwerke der Türkei. Danach baute er sein eigenes Unternehmen auf, das Stahlprodukte exportierte. Während seiner Zeit in der Stahlindustrie bereiste Murat Katran viele fremde Länder, wo er in engen Kontakt mit der Luxusbranche kam. Zusammen gründeten sie 2012 Nishane – und erleben seither ermutigende und erfreuliche Reaktionen auf ihre Parfumkreationen von Nischenduftliebhabern aus aller Welt.

Istanbul

Istanbul

Istanbul

Moyan Brenn „Istanbul“ via Flickr – CC BY 2.0

Ich bin äußerst gespannt … und starte heute mit den ersten zwei von neun Düften, mit Boszporusz und W?lóng Chá.

Warum beginne ich mit Boszporusz? Nun, ganz einfach – auf den ersten Blick ist das der einzige Name unter den Düften, mit dem ich etwas „anfangen“ kann im Sinne von: Ich weiß, was gemeint ist – die Meerenge selbstredend, die quasi mitten durch Istanbul verläuft und die Stadt prägt.

boszporus1z „Dieser grüne, maritime Duft fängt die Atmosphäre des berühmten Binnenmeers Marmara ein, mit seinen maritimen Noten von Seegras mit Salbei, Galbanum und Zypresse. Jasminnoten und Gardenie spenden diesem frischen und funkelnden Duft einen floralen Hauch. Wie die Brücken, die über den Bosporus führen, verleihen Eichenmoos, Patchouli, Ambra und Moschus dieser exquisiten Kreation eine starke und verlässliche Basis.“

Wart Ihr schon mal in Istanbul? Ich habe es ja schon seit Jahren vor, diese Stadt einmal zu besuchen, bevorzugt mit meiner türkischen Freundin Nil, die hoffentlich mitliest und die ich an dieser Stelle lieb grüße 🙂 Mit einer Einheimischen dort die Gegend unsicher machen ist mit Sicherheit ein sehr viel größeres Vergnügen als alleine ins Abenteuer Istanbul zu starten, obgleich auch das eine Reise wert wäre. Mir fällt es nur immer wieder auf, wie pulsierend, wie lebendig, wie modern und kreativ die Stadt zu sein scheint, wie jung und wandelbar – leider ganz im Gegensatz zu der immer restriktiver und reaktionärer werdenden Politik Erdogans. Nichtsdestotrotz – Istanbul ruft, ich hoffe, ein Besuch steht bald mal auf meiner Agenda.

Wer bei Boszporusz jetzt auf einen aquatischen Duft baut oder einen klassisch maritimen – nein, weit gefehlt. Was mir von meinem Handgelenk entgegenweht ist wahrlich interessant und verdammt spannend – eine solche Komposition ist mir noch nicht unter die Nase gekommen, sehr innovativ!  Boszporusz ist – frisch, aber nicht aquatisch. Er ist luftig und leicht, kündet aber gleichfalls von einer Opulenz, einer Komplexität, die ihn mitnichten als Leichtgewicht, oberflächliches, dastehen lässt. Ich rieche hier See, ruhige See, sanfte Wellen, petrolblaues Wasser, eine sanfte Gischt und … Pflanzen. Es prickelt und perlt auf eine seltsame, eigen- und einzigartige Weise, herb-bitter-grün-wässrige Noten mit einer leisen, auf eine Art aromatisch wirkenden, subtilen Süße. Dieses Wechselspiel jener beiden Facetten lässt bei mir eine entfernte Erinnerung an Herrendüfte und Barbershops aufblitzen, ein Fingerzeig, eine Ahnung, die allerdings meines Erachtens nach nicht ausreicht dafür, den Duft als klassisch maskulin zu kategorisieren, ganz im Gegenteil: Ich denke, dass er auch und gerade einer Frau hervorragend zu Gesicht steht.

Istanbul

Istanbul today...

Istanbul

Carlo Mirante „Istanbul“ & Tuncay „Istanbul today …“ & Tuncay „Istanbul“ via Flickr – all of them: CC BY 2.0

Boszporusz ist – ein stilles Wasser, und die sind tief: Ich hätte nicht gedacht, dass mich ein Duft, der Wasser oder auch die See abbildet noch einmal wieder so begeistern könnte seit Andrée Putmans Préparations Parfumée. Versteht mich nicht falsch – ich mag zwar im Allgemeinen keine aquatischen Düfte, aber gerne maritime Düfte – für ich liegt der Unterschied hier dabei, dass ich mit aquatisch jene Düfte meine, die ihren Beginn mit dem zweifelsohne genialen Cool Water nahmen, das aber einfach schon zwanzig Jahre auf dem Buckel hat und doch viel zu viele unwürdige Nachfolger hat(te), die riechen wie billige Duschgels. Maritime Düfte sind für mich Duftgemälde, olfaktorische Impressionen von fließendem Wasser in seiner Umgebung. Hier gibt es einige Kandidaten, die ich gerne mag, aber Boszporusz könnte es in der Tat in mein Repertoire schaffen – seit er auf meiner Haut angekommen ist kann ich mich nicht mehr von ihm trennen, schnuppere … und schnuppere … und schnuppere …

wulong_cha W?lóng Chá ist eine zitrische, grüne und moschuslastige Komposition, die mit lebendigen Bergamottenoten, Orange und Mandarine beginnt, zusammen mit dem ätherischen Öl von Litsea Cubeba. Chinesischer Oolong-Tee, der auch unter dem exotischen Namen „schwarzer Drache“ bekannt ist, verbindet sich mit gewürziger Muskatnuss, um eine hypnotische Note zu erzeugen, während reife mediterrane Feige und aromatischer Moschus die interessante Basis des Dufts bilden.“

Mural at Cafe Lemon

Oh je, ich ahne Böses … Meine allerersten Gedanken bei dem Textchen waren – ok, Zitrusfrüchte, Moschus, Feige … habe ich schon. Tee – lecker, aber vielleicht geht dieser Kelch an Dir vorbei. Nein, dem scheint nicht so zu sein: Obgleich die Zutaten auf den ersten Blick eher alltäglich wirken, hat mich auch W?lóng Chá auf den ersten Schnupperer um den Finger gewickelt: Wow! Was für eine Strahlkraft, was für eine Dynamik! Überaus authentisch wirkende Hesperidenfrüchtchen, zitrisch-prickelnd, perlend und saftig, herb-frische Bergamotte, süß-reife Mandarinen und Orangen, gepaart mit herrlichem, leicht rauchigem Tee, kraftvoll und anregend, von einer sachten Feigennote überaus gekonnt akzentuiert. Ein Quentchen Milchigkeit, ein bisschen Grün, ein wenig Reife, die Feige ist perfekt und harmoniert so wunderbar mit dem schönen „Rest“ – ich bin wirklich begeistert.

Was für ein Auftakt! Ich gebe zu, ich bin angetan, sehr sogar. Und ziemlich gespannt auf die restliche Kollektion, von denen ich Euch weitere vier Düfte morgen vorstellen werde.

Viele herzliche Grüße,

Eure Ulrike.

Bildquelle: Abigail Silvester „Mural at Cafe Lemon“ via Flickr – CC BY 2.0

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

Ein Kommentar

  1. Harmen Biró
    14. Januar 2016
    Antworten

    Ich teste hier parallel mit 😉
    Boszporusz ist wirklich klasse, obwohl ich meistens weder aquatische noch maritime Düfte mag. Eine salzige Frische mit Blüten …
    … W?lóng Chá … der Knaller, ein rauchiger, grüner „Earl Grey“, könnte man sagen, aber noch viel mehr … 🙂
    Bin jetzt schon begeistert!

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