Rancé 1795 …

rancehistoria … ist eine Marke, die ich mir schon seit längerer Zeit einmal näher ansehen wollte: Ihre Les Étoiles-Kollektion habe ich bereits hier rezensiert und habe sie in sehr positiver Erinnerung – eine schöne Linie an Blütendüften. Und, da breche ich mit meinen früheren Gewohnheiten – eine Frau sollte durchaus ein paar Blümelein in ihrem Duftrepertoire haben! Darüber hinaus ist mir Rancé 1795 auf den letzten beiden Esxence-Messen ebenfalls sehr angenehm aufgefallen, insofern werde ich mich wohl im neuen Jahr einmal auf die Spuren dieser interessanten Marke begeben.

Dieser Tage trudelten Rancés zwei Neulinge bei mir ein – Grund genug für mich, mir diese stellvertretend für Euch unter die Nase zu „klemmen“ – erst recht, nachdem mir beide bei einem kurzen Vorabtest dieses Jahr auf der Esxence seehr sehr gut gefallen hatten …

Hortense und Héroïque heißen sie, die beiden Schönheiten – lasst uns mit Hortense beginnen, dem Damenduft:

rancehortense „Hortense, Königin von Holland, war die Tochter von Joséphine. Sie war schön, verführerisch und intelligent, mit blauen Augen und goldenem Haar, das mit den Düften niederländischer Blumen und Gewürze aus fernen Ländern parfümiert war, von denen sie träumte. Im Jahre 1810 widmete ihr Jean Rancé ein duftendes Meisterwerk als eine Hommage an ihre Ausgelassenheit und ihren leidenschaftlichen Geist.

Jeanne Sandra Rancé hat nun die gleichen orientalische Düfte in einer herrlichen Zusammensetzung geheimnisvoller und würziger Noten neu komponiert. Ausgehend von einer warmen, verführerischen Basis entstand ein funkelndes, jugendlich aromatisches Abenteuer mit unwiderstehlichen Sinnlichkeit.

Das Bouquet verführt mit seinen pikanten Noten von Kardamom, Pfeffer und Bergamotte, die in einen reizvollen Hauch von Zimt übergehen, eingehüllt in den zarten Duft von Mairosen. Die warme Basis aus Edelhölzern, Weihrauch und Vanille wird durch die reiche Pracht von exotischen Gewürzen besonders zur Entfaltung gebracht.“

Wie Ihr vielleicht wisst und ganz bestimmt demnächst erfahren werdet, wenn wir uns Rancé näher ansehen – Rancés Düfte haben oftmals Namenspaten und -patinnen aus der Zeit Napoleons, der Zeit, in der das bereits Ende des 17. Jahrhunderts gegründete Haus eine seiner Hochzeiten erlebte.

François Pascal Simon Gérard 002Eine sehr bedeutende Person dieser Zeit ist selbstredend Joséphine de Beauharnais, zeitweilig mit Napoleon Bonaparte verheiratet und maßgeblich an dessen Karriere beteiligt. Hortense ist ihre Tochter aus erster Ehe, die mit Napoleon Bonapartes jüngerem Bruder verheiratet wurde, der 1806 zum König von Holland erhoben wurde. Im Gegensatz zu ihrer Mutter scheint Hortense kein solch ausschweifendes Leben gehabt zu haben, zumindest vergleichsweise 😉 Zu ein paar Liebhabern hat sie es trotzdem geschafft …

Man könnte vielleicht meinen, dass ihr Name auf Hortensien hinweist – Wikipedia belehrt uns eines besseren:

„Dass Hortense de Beauharnais die Namensgeberin der Pflanzengattung Hortensien, die aus der Heimat ihrer Mutter kam und von dieser leidenschaftlich geliebt wurde, gewesen wäre, ist eine Legende. Diesen Namen vergab nach Angaben von Jussieu der Botaniker Philibert Commerçon bereits 1771, also viele Jahre vor ihrer Geburt.“

Insofern – kein Hortensienduft, aber das haben wir ja bereits an den Ingredienzen oben gesehen 😉 Dafür finden sich ganz hinreißende Rosen in Hortense – überhaupt ist Hortense hinreißend, denn es handelt sich um eine wirklich sehr besondere Rose, einen sehr besonderen Rosenduft. Was soll ich sagen? Es gibt sie, die monothematischen Rosen, die auf eine möglichst authentische Roseninterpretation fokussiert sind, in denen sämtliche andere Ingredienzen zur Untermalung verwendet werden, dazu, die Rose noch schöner, noch plastischer, noch erhabener wirken zu lassen. Und es gibt Rosendüfte, die als Duett konzipiert sind – Rosen im harmonischen Zusammenspiel mit einer oder mehreren Zutaten. Frische, junge Rosen in Kombination mit Früchten, dunkle Rosen, gepaart mit Patchouli oder Oud, gerne auch Gewürzen und viele mehr.

Hortense ist als „würziger Orientale“ gekennzeichnet – das würde ich nicht unbedingt unterschreiben, dafür ist Hortense zu vielschichtig, zu facettenreich. Nein, dieser Begriff, diese Definition ist mir zu eng. Hortense lässt zu Beginn einige Zitrussternchen von Bergamotte funkeln, das Duftfirmament ist herb-säuerlich, von Pfeffer gewohnt gekonnt und gut kontrastiert. Kardamom zaubert einen dunkelgrünen Rahmen – für die herrlichen Mairosen, samten und von Zimt rassig-süß-scharf akzentuiert. Weich und würzig, interessant und spannend, eingehüllt in sachten Weihrauchnebel und von einer anmutigen Basis von Hölzern und Vanillecreme getragen.

Hortense ist in meinen Augen ein Alleskönner: Ein moderner Frauenduft, von einer wunderbaren Rose geprägt. Einer, der zeitlos ist, der sowohl für den Alltag ein perfekter Begleiter ist als auch eine sehr schöne Option für ein Date. Ein Duft mit Charakter, ein Statement, sinnlich, erwachsen und mit einer guten Sillage, aber dennoch nicht schwer und niemals zuviel. Hortense rutscht bei mir definitiv in den Dauertest – diese Schönheit wäre etwas für mich, zumal ich noch nicht allzu viele voluminöse, aber dennoch immer tragbare Rosen in meinem Arsenal habe.

Héroïque ist unser Männerkandidat – zumindest als solches angekündigt. Mal sehen, ob wir Frauen ihn der Männerwelt auch kampflos überlassen werden 😉

ranceheroique „Heroisch ist der Geist der Männer, die ihre Spuren hinterlassen wollen. Der Glanz und das Geheimnis ihres Erfolges wurde in diesem neuen Herrenduft verborgen.

Die prägnante Grafik und das Design von „Héroïque“ prägen den besonderen Geist dieses Duftes. Jeanne Sandra Rancé hat ihn dem modernen Helden gewidmet, der an seinem Erfolg mit Begeisterung und Dynamik arbeitet.

Lebhafte Spuren von Bergamotte und berauschende Noten von Schwarzer Johannisbeere vereinen sich mit fruchtigen Noten von Ananas und Apfel zu einem lebhaften Auftakt. Die Herznote aus Jasmin und Patchouli machen den Duft harmonisch und unvergesslich. Ein Hauch von Vanille aus Madagaskar und Teakholz bereichert ihn mit einer umhüllenden, warmen Note. Moschus und Amber machen ihn unverschämt provokativ.“

Our Fair Share of Hipsters! Love SF

Christopher Michel „Our Fair Share of Hipsters! LOVE SF“ via Flickr – CC BY 2.0

Unser Held ist – ein Held, ja. Und, wie ich bemerken muss, ein Bruder von Creeds Aventus sowie Frapins The Orchid Man, den ich Euch neulich hier vorgestellt habe, seht hier.

Ich kann hier wirklich nur auf die frappierende Ähnlichkeit hinweisen – schauen wir uns die Ingredienzen an:

Héroïque:
Kopfnote: Schwarze Johannisbeere, Bergamotte, Ananas, Apfel
Herznote: Patchouli, Birke, Jasmin, Rose
Basisnote: Ambra, Vanille, Teakholz, Moschus

Creeds Aventus:
Kopfnote: Johannisbeere, Bergamotte, Apfel, Ananas
Herznote: Rose, Birke, Jasmin, Patchouli
Basisnote: Moschus, Eichenmoos, Ambra, Vanille

Frapins The Orchid Man:
Kopfnote: Schwarzer Pfeffer, Bergamotte
Herznote: Leder, Jasmin
Basisnote: Patchouli, Ambra, Eichenmoos

Frapins Boxer-Hommage ist weniger fruchtig, aber fruchtiger, als es die Noten erahnen lassen. Aventus und Héroïque sind wirklich fast identisch, allerdings scheint mir Rancés Held ein wenig rauchiger, etwas markanter und holziger als der Creed. Insofern für meine Nase – schöner. Sowie – günstiger, sehr viel günstiger.

Was soll ich sagen zu diesem Dufttyp? Viele finden ihn ein wenig zuuu … offensiv. Das kann ich nachvollziehen, es handelt sich hierbei nicht um einen Understatement-Duft und er ist nicht zurückhaltend, nein. Aber – er ist einzigartig. Er ist sportlich, dynamisch, markant und männlich, modern, zeitgemäß, ein Immergeher und Alleskönner. Und wirklich sehr sehr lecker an einem Mann. Diese exotischen, dennoch frisch-herben Fruchtnoten zusammen mit Hölzern und einem Hauch Blüten … Ich bekenne mich dazu, ein Liebhaber zu sein. Und kenne auch keinen Mann, der diesen Duftyp nicht mag. Der neue Cool Water? Ja, irgendetwas in der Richtung. Und ich bin mir sicher – ich werde ihn in etlichen Jahren immer noch mögen. Und immer und immer wieder empfehlen – ob nun dem Mainstreamkunden oder dem Nischenliebhaber, als Mann ist das definitiv ein Duft, den man in seinem Repertoire haben kann, vielleicht auch haben sollte.

Na, seid Ihr neugierig auf die restlichen Düfte von Rancé 1795? Ich garantiere Euch – es sind noch eine sehr nette Exemplare dabei! Im neuen Jahr, versprochen!

Einen schönen Tag und viele liebe Grüße,

Eure Ulrike.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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