Die liebe Uli hat Euch vor etwa zwei Jahren die Marke Arte Profumi bereits vorgestellt. Es kamen zwar mittlerweile ein paar weitere Düfte herein („A’Mare“, „Mitti“, „O-Furo“, „Sucre Noir“ und „Velvet Rouge“), die hier noch nicht besprochen wurden, nichtsdestoweniger möchte ich Euch heute die drei gerade erst erschienenen Kandidaten präsentieren und hoffe, dass Uli irgendwann die Lücke noch füllt. 😉 Wie dem auch sei, ich zeige Euch heute „Bois Sacré“, „Jardin de Giverny“ und „Tribal“.
Tribal – Dunkle Rituale
Wer denkt nicht bei Tribals an die unsäglichen 90er-Jahre-Tattoos, die nicht nur die Arme männlicher Studiogänger zierten und es verschämt sicher bis heute noch tun – sollten sie nicht dem Laser zum Opfer gefallen sein – Boxer Mike Tyson ließ sich gar ein solches ins Gesicht stechen. Höhepunkt dieser Modewelle war sicherlich das allseits beliebte Steißtattoo, das den kreativen und treffenden Namen „Arschgeweih“ erhielt. Ein musikalisches Denkmal errichtete ihm Ina Müller mit ihrem Lied und gleichermaßen Abgesang „Bye bye Arschgeweih“, der Text setzt mit „… ich geb‘ dich zum Lasern frei“ fort. Obwohl im ursprünglichen Pressetext tatsächlich von Tattoos die Rede war, finde ich, dass man damit dem Duft Unrecht tut, auch wenn vielleicht ganz andere geschmackvolle Tribal-Tattoos gemeint sind, die es natürlich auch gibt, man denke nur etwa an die traditionellen Maori- oder Südsee-Tattoos.
By Ralf Roletschek (User:Marcela) [GFDL, CC-BY-SA-3.0 or CC BY-SA 2.5-2.0-1.0], via Wikimedia Commons
So entschloss ich mich ein bisschen selbst Hand anzulegen und neue Texte für dieses Trio zu verfassen.
Arte Profumis „Tribal“ deutet mit seinem Namen klar in die Welt der Naturvölker und deren Kunst. Diese Stammeskunst kann etwa aus Afrika, Nord- oder Südamerika, Ozeanien, Neuseeland oder Polynesien stammen, sprich rund um den Globus finden sich die Kunstformen ursprünglich lebender Volksgruppen. Sicherlich war es eine gewisse Ursprünglichkeit, die in Arte Profumis „Tribal“ zum Ausdruck gebracht werden sollte, ein engerer Bezug zur Natur, der Welt der Geister und Ahnen, der Spiritualität und der Rituale.
So imaginierten sie den Sprühstoß des Parfums in Zeitlupe, wie der feine Nebel auf die vom Tanz erhitzte Haut trifft und wie diese all die kleinen Tröpfchen wieder in die Luft zurückwirbelt – in unendlichen Spiralen, Schlangenmustern, in der lodernden Sprache der Flammen. Erdiges Patchouli singt mit dunkler und heiserer Stimme das monotone Lied der Geister, Eichenmoos schwingt im Rhythmus alter Rituale und Tonkabohne verziert das heilige Treiben durch göttliche Spiralen, die von den unendlichen Wanderungen der Seele berichten.
„Tribal“ ist ein dunkler, ein geheimnisvoller Duft, fremd und exotisch, doch auch vertraut und nostalgisch, denn wir fühlen uns ebenso an die Patchoulidüfte der 1970er Jahre erinnert. Lassen Sie sich auf „Tribal“ ein und entdecken Sie die mystische Kraft dieser Kreation.
Rod Waddington [CC BY-SA 2.0], flickr
Ein 90er-Jahre-Duft ist „Tribal“ gewiss nicht. Wie im Text bereits erwähnt, erinnert er an die Patchouliexzesse vorangegangener Jahrzehnte, ein dunkler, erdiger und geradezu archaisch wirkender Duft. Eichenmoos, Tonkabohne, Patchouli setzen dies mutig um. Ich bin ehrlich beeindruckt und wünsche mir mehr solcher Düfte, die klare Kante zeigen.
Jardin de Giverny – Im Künstlergarten
Der Kontrast zu „Tribal“ könnte kaum größer sein. „Jardin de Giverny“ ist ein impressionistisches Gartengemälde, hell, leicht, transparent, von Licht, Farben und Eindrücken erfüllt. Giverny war der Wohnort Claude Monets, wo er seinen prächtigen Garten pflegte und diesen gar als sein größtes Kunstwerk bezeichnete. Eine schöne Idee von Arte Profumi also, diesem gedeihenden Kunstwerk auch mit einem Parfum die Ehre zu erweisen.
By Jean-Pierre Dalbéra from Paris, France [CC BY 2.0], via Wikimedia Commons
Der Duft „Jardin de Giverny“ von Arte Profumi ist eine Hommage an den französischen Maler Claude Monet und dessen kunstvoll angelegten Garten in Giverny, der als Motiv auch auf seinen Bildern zu sehen ist. Monet prägte die Stilrichtung des Impressionismus maßgeblich, eines seiner Bilder gab der Bewegung sogar ihren Namen.
Der Duft besticht durch die Aromen von weicher Iris, seidigem Reispuder und voluminöser Rose. Diese vortrefflich, wie in einem harmonischen Garten angeordneten Duftnoten lassen durchaus Parallelen zur impressionistischen Malerei erkennen, in der vor allem das Spiel mit dem Licht und oftmals auch der Verzicht auf dunkle Töne die künstlerische Richtschnur war. In „Jardin de Giverny“ herrscht eine helle, fröhliche und geradezu transparente Atmosphäre vor, frühlingshaft erhellt durch vornehme Irisnoten, deren feine, pudrige Noten durch Reispuder nochmals unterstrichen werden. Eine beschwingte Rose rundet den floralen Duft fein ab.
Vielleicht muss ich meinen ersten Eindruck doch wieder etwas revidieren. Ganz so hell und transparent erscheint mir der Duft beim zweiten Testen nicht mehr, noch viel pudriger und floraler. Ich denke, alle Iris-Liebhaberinnen (gibt es da draußen männliche Iris-Fans?) werden hier ihre helle Freude haben. Reispuder verstärkt die Irispudrigkeit gehörig und Rose fügt dem Ganzen einen vornehmen Hauch hinzu. Für den eigenen Duftschrank ganz klar „not my cup of tea“, aber Freundinnen einschlägiger Düfte müssen einfach einmal testen!
Bois Sacré – Heiliges Holz
Liebe Kinder, was habt Ihr in letzter Zeit nur mit Euren heiligen Hölzern? Von Carner Barcelona kam unlängst „Palo Santo“ heraus, Ihr werdet sicher erraten haben, was dies übersetzt heißt, ganz frisch im Shop der Jubiläumsduft „Le 15“ von The Different Company, der „Palo Santo“ enthält, womit übrigens Guajakholz gemeint ist, jetzt also noch eines. Guajakholz ist hier allerdings nicht mit von der Partie, hat für „heilig“ aber trotzdem gereicht. 😉
„Bois Sacré“ – heiliges Holz – so lautet der Name dieser geheimnisvollen Kreation aus dem Hause Arte Profumi. Ein Blick in die Duftnoten verrät, dass es sich bei diesem Holz um Sandelholz sowie Adlerholz handelt. Außerdem wurde Labdanum hinzugegeben, durchaus passend, da das ätherische Öl dieser Zistrosenart selbst holzig, ledrig und ambriert duftet.
Balsamisches, fast süß wirkendes Sandelholz zeigt sich von seiner feinsten Seite und es entsteht als Beiklang eine durchaus angenehme Holzlackassoziation. Diese könnte von den rauchigen Bestandteilen des Adlerholzes herrühren, das aber sonst zwar durchaus deutlich vorhanden, aber wohltemperiert eingesetzt wurde. Die Holzigkeit scheint immer trockener zu werden, dafür tritt eine Ledrigkeit zutage, die im Folgenden von zunehmend balsamischen Noten wieder abgefangen wird.
„Bois Sacré“ von Arte Profumi ist eine olfaktorische Reise in fremde Länder, mit einem mystischen und spirituellen Hauch. Faszinierend, betörend und ebenso ein großer Genuss.
Um es noch einmal klar zu sagen: Sandelholz tritt hier nicht wie gewohnt auf. Vielmehr ist Oud sofort präsent und wird von Sandelholz und Labdanum unterstrichen und gezähmt, so stelle ich mir das jedenfalls vor. Irgendwie spukt in meinem Kopf die Vorstellung herum, dass Oud eine Urgewalt ist, mit 1000 Facetten und einer ungestümen Kraft, die gebändigt werden muss. „Bois Sacré“ besitzt aber auch diese interessante, helle Lacknote, die aber nie scharf oder gar chemisch wird. Zudem zeigt sich Oud holzig und ledrig mit balsamischen und hauchdünnen gewürzigen Facetten.
Heilig hin oder her – ein wirklich feiner Oud-Holz-Duft, mit weichen Beiklängen.
Ich hoffe, ich konnte Euch ein bisschen neugierig machen und zum Testen animieren.
Liebe Grüße
Harmen
Lieber Harmen,
irgendwie hab ich das Gefühl, Du hast das alles nicht geschrieben ……. aber egal.
Als Iris-Nerd werd ich den Künstlergarten bestimmt irgendwann testen und die anderen genauso, ist Patchouli und Holz doch ebenfalls immer testenswert.
Zu Deiner Frage mit männlichen Iris-Fans: Dass es die gibt, bin ich restlos überzeugt! Wenn Du mal genau, genau schaust, ist in den meisten „Herren“-Düften eine Blümelein versteckt. Und dabei vorzugsweise die Iris oder Rose oder beide 🙂
Siehe z.B. einen meiner Lieblingsdüfte: C for men/Clive Christian
Schöne Woche und liebe Grüße,
Margot
Hallo Margot,
was meinst Du damit, ich hätte das alles nicht geschrieben? Bin echt am Rätseln …
Aber so eine richtige pudrige Iris, für Männer, ehrlich? Vielleicht meldet sich ja noch jemand.
Liebe Grüße
Harmen
Hallo Harmen,
na, irgendwie klingt das „weiblicher“ 😀 vielleicht hat Deine Vaterschaft Dich zu solch geschmeidigeren Worten verführt.
Und, o.k., eine Puder-Iris ist vielleicht nicht wirklich „Männlich“ trotz allem spielt sie in Herrendüften nicht nur Nebenrollen; siehst Du das anders?
Liebe Grüße,
Margot
Hallo Margot,
wenn ich so weitermache, kann ich bald selbst stillen. 😛 Herrendüfte mit einer deutlichen Iris – habe ich gerade gar nicht auf dem Schirm, klär mich bitte auf! 🙂
Liebe Grüße
Harmen
Iris für den Mann? Da fallen mir einige ein – der wunderschöne Homme de Coeur von Divine, Amyris Homme von MFK, Petrana von Odin, Silver Iris von Mecheri… Alles ganz zarte Düfte, die für mich jedoch eine unverkennbar maskuline Note tragen.
Den Monetschen Garten durfte ich Anfang der Woche testen und… hmm, was soll ich sagen, für mich duftet er zu babypuderweich… Ganz anders als die Iris&Reispuder-Kombo, die ich zum Beispiel in Rouge Assassin von Jovoy so gerne mag. Dort ist sie irgendwie erwachsener…