… neuester Streich – eine Hommage an drei ganz besondere Rohstoffe: Oud, Vanille und Ambra. Camille Goutal und ihre Hausparfumeurin Isabelle Doyen schwärmen für sie, diese besonderen Ingredienzen aus Tausendundeiner Nacht – und zollen dieser Leidenschaft nun Tribut mit 1001 Ouds, Ambre Sauvage und Vanille Charnelle, die ich mir heute stellvertretend für Euch unter die Nase klemmen werde. Alle drei Düfte sind für Männlein wie Weiblein gleichermaßen gemacht und beglücken uns in Eau-de-Parfum-Konzentration, gefüllt in einen exklusiv für diese Kollektion entworfenen Flakon.
1001 Ouds hat seinen Ursprung in der Oudwelle, die uns die letzten Jahre auf dem Parfummarkt erreichte:
Annick Goutal, fasziniert von den arabischen Prinzessinnen, die in ihre Boutique in der Rue de Castiglione kamen und nach Oud fragten, war schon immer verzaubert von diesem unglaublichen Rohstoff. Gebannt beobachtete sie die traditionelle Beweihräucherung, die Frauen zur Parfümierung ihrer Kleidung vor einer besonderen Begegnung durchführten. Camille und Isabelle, die ebenfalls dem Zauber des Oud erlegen sind, haben sich von dieser außergewöhnlichen Essenz zu einer sehr modernen orientalischen Fantasie inspirieren lassen. Eine über und über mit Gold und Edelsteinen behangene Prinzessin aus Tausend und einer Nacht vor Augen, erschufen sie einen ekstatischen Duft.
Die Duftnoten: Rose, Papyrus, Myrrhe, Adlerholz (Oud), Guajakholz, Birke, Pfeffer.
1001 Ouds ist nicht, wie man vielleicht erwarten könnte, eine weitere Oudrose, eine von vielen. Und auch, wenn er einer Prinzessin gewidmet ist, sehe ich ihn durchaus auch (und vielleicht auch gerade) an einem Mann – aber das hatte ich ja vorab schon erwähnt, die ganze Kollektion richtet sich an beiderlei Geschlechter. 🙂 1001 Ouds duftet anfänglich dunkelgrün schillernd, von herb-bitteren Akzenten geprägt – Papyrus wird es wohl sein, der uns hier entgegenrankt, alsbald holzig-staubige Noten offenbarend, die an alte knarzige Hölzer und Wüstensand denken lässt. Was anfänglich an die raue Schönheit der Natur denken lässt, die man aus so manchem Land kennt und vor Augen hat, wird alsbald milder, weil wärmer – es ist das Guajakholz, das samtig pudert, würzt und wärmt, von Myrrhe harzig untermalt. Guajakholz ist ohnehin eine traumhafte Ingredienz, findet Ihr auch? Einer meiner ersten Düfte war Gaïac aus dem Hause Micallef, bis heute noch einer meiner Favoriten und ein echtes Träumchen mit einer hohen Konzentration dieser herrlichen Zutat. Es ist ein einzigartiges Spiel, diese Ambivalenz zwischen frischer Rose, die im Kühlem versinkt, an Schatten erinnernd, und orientalischer Wärme und Trockenheit, dass sich in 1001 Ouds beobachten lässt. Das Oud, das darin enthaltene, entfaltet zahlreiche seiner Facetten, lockt mit seinen holzig-balsamischen Anklängen, seinen dunklen, feuchten Noten, seiner erlesenen Süße und seiner raumgreifenden Wärme. Und Leder, Anmutungen von Leder finden sich ebenfalls, zurückzuführend auf das Oud als auch die Birke in der Basis. Der Pfeffer kokettiert mit einer gewissen Schärfe, die dem Duft Körper verleiht und kontrastiert.
Ein schöner, opulenter, aber dennoch moderner Oudduft und eine gelungene Interpretation, die diesem mittlerweile altbewährten Thema noch neue Facetten hinzuzufügen vermag.
„An Egyptian Princess 1875 Hans Makart“ von Hans Makart – The Athenaeum: Home – info – pic. Lizenziert unter Gemeinfrei über Wikimedia Commons.
Ambre Sauvage ist unser zweiter Kandidat:
Jeder Ambra-Duft ist ein Geheimnis für sich. Ambra, eine für den Parfumeur heilige Komposition, ist kein Inhaltsstoff, der einfach geerntet werden kann, sondern eine Ingredienz, die in unserer Vorstellung Kontur annimmt. In den ältesten Legenden taucht er auf und spricht uns tief in unserem Innersten an. Ambra ist einer der sinnlichsten Akkorde der Parfümerie. Im Zusammenspiel mit Patchouli und harzigen Noten wirkt Ambra aphrodisierend und animalisch.
Es war der Wunsch der Parfumeurinnen, die betörenden Ambra auf einen fliegenden Teppich zu legen. Um ihn zum Fliegen zu bringen, ergänzten sie Rosa Pfeffer und Lavendel. Dann, wenn der Teppich zum Himmel aufsteigt, sieht man, dass er aus zwei Stoffen gewebt ist: Die weiche, feine Struktur von Wildleder findet Ausdruck in den Noten von Iris und Vanille. Im Kontrast dazu steht die leicht raue Textur von dunklen Hölzern, Styrax und Patchouli. Diese Ambra ist voller Kontraste. Er ist zart und gleichzeitig wild. Sie werden es nicht erwarten können, diesen Duft mit all seinen Facetten auf Ihrer Haut zu entdecken.
Die Ingredienzen: Iris, Vanille, Ambra, Rosa Pfeffer, Lavendel, Hölzer, Wildleder, Styraxharz, Patchouli.
Ambre Sauvage hat … gewisse Ähnlichkeiten mit Ambre Fétiche aus der Kollektion Les Orientalistes, ebenfalls von Annick Goutal. Ich hatte ihn einmal, für mich entwickelte er allerdings Störnoten, deshalb musste er mich wieder verlassen. Schauen wir uns einmal im Vergleich die Duftnoten von ihm an: Kopfnote: Ambra, Weihrauch, Labdanum (Zistrose), Styraxharz; Herznote: Benzoeharz, Iris; Basisnote: Vanille, Geranium, Patchouli, Leder. Ambre Sauvage gefällt mir in der Tat besser, denn ihm gehen diese Störnoten, die einem Zusammenspiel der Harze mit der Ledernote in Kombination mit meiner Haut zu verdanken sind, völlig ab. Ambre Sauvage ist – weicher. Femininer. Und pudriger. Dafür sorgt, ihr ahnt es schon, die Iris, und zwar im Duett mit Lavendel. Unser Ambraduft hier ist ein warmer, vollmundiger, einer der sich samten und würzig auf die Haut legt, diese umschmeichelt wie ein kostbarer Puder, umhüllt von kostbarem Wildleder, sandfarbenem. Das ist feminin – und kündet durch die hintergründige Vanillecreme von einer weiblichen Sinnlichkeit und Erotik, die sicherlich vielen sehr gut gefallen wird.
Maegan Tintari „in the hills+la style+street style+fashion blogger+brown suede boots+long straight blonde hair+mixed neutrals“ (www.lovemaegan.com) via Flickr – CC BY 2.0
Vanille Charnelle macht den Abschluss:
Stellen Sie sich ein Bad in mit Vanilleschoten durchzogener Mandelmilch vor, in die Sie eintauchen wollen, bevor Sie sich mit Ihrem Liebsten treffen. Es wäre ein Verbrechen, Ihre zarte Haut danach zu bedecken. Eine Hommage an die Weiblichkeit. Die Parfumeurinnen haben Pfeffer ausgewählt, um die Neugier für das Geheimnisvolle zu wecken, und Ylang-Ylang, um die Opulenz und die Kraft des Femininen heraufzubeschwören. Dann tauchen sie Vanille in Tonkabohne und weißen Moschus. Ein Hauch von Vetiver verleiht dem olfaktorischen Gedicht eine neue Dimension. Und dann das Vanille Absolu – immer fesselnd, betörend. Der Ursprung einer Obsession. Der Duft wird unentbehrlich wie die Umarmung des Liebsten. Augenblicklich.
Duftnoten: Mandel, Pfeffer, Ylang-Ylang, Tonkabohne, Vanille, Weißer Moschus, Vetiver. Sich einmal fühlen wie Kleopatra, die auf Milchbäder als Schönheitselixier schwor? Das klappt ganz vorzüglich mit Vanille Charnelle. Und die Umarmung vom liebsten gibt es danach ganz bestimmt, denn Männer stehen, wie wir ja wissen, schon seit jeher auf den Geruch von Vanille, wie Studien gezeigt haben. Vanille Charnelle ist eigentlich ganz einfach zu beschreiben – Milch, Milch, Mandelmilch. Anklänge von Marzipan, gaaanz viel Vanillemilch und Vanillecreme. Süße, seidige. Sanfte Würze, die irgendwie entfernt einen Hauch Kokosnuss zitiert. Weichheit, allumfassende. Und zarte Anmutungen von tropischen Ylang-Blüten.
Mislav Marohni? „Submerged“ via Flickr – CC BY-ND 2.0
Vanille Charnelle ist ein sinnlich-femininer Seelenschmeichler, meine Lieben!
Und, habt Ihr die Les-Absolus-Kollektion von Annick Goutal schon getestet, ist sie für Euch interessant? Träger der Orientalisten da draußen?
Viele liebe Grüße,
Eure Ulrike.
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