„In einem zum Meer gelegenen Garten in Uruguay erobert sich ein Kaktus ein Plätzchen, um die sanfte Berührung der Sonnenstrahlen zu spüren. „Cactus Azul“, der blaue Kaktus. In der Welt der Düfte wird Unmögliches möglich. Grüne Gartennoten von Minze vermischen sich mit einem hellen Zedernholzton. Man hört das Rauschen der Brandung in der Ferne und immer wieder weht eine Meeresbrise herüber, die von der schieren Unendlichkeit des Ozeans kündet. Dieser Wind mit der Kraft des Meeres verwandelt den grünen Kaktus in einen maritim-blauen.“
Ok, Garten in Uruguay in der Nähe des Meeres – liest sich nicht so schlecht. Ein blauer Kaktus aber – das kann ich mir so aus dem Stand heraus nicht unbedingt vorstellen, zumal ich auch nur bedingt etwas mit dem Duft von Kakteen assoziiere … nachdem ich den Duft aber dann auf der Haut habe, weiß ich, was gemeint ist: Grün-staubig und gleichzeitig trotzdem feucht zeigt sich dieses Exemplar, das in der Tat von nahem Gewässer kündet, vielmehr von einer erfrischenden Brise gestreift wird, die davon erzählt. Zedernholz, Minze und „Kaktus“ finden sich in Cactus Azul: Das Zedernholz ist relativ dominant und wichtig für den Eindruck, den der Duft vermittelt. Ich empfinde Zeder, wie Ihr sicherlich schon häufig bei mir gelesen habt, als „ernst“ im Sinne von einprägsam, minimalistisch, reduziert-holzig. Darüber hinaus hat Zedernholz oft etwas sehr sauberes, so auch diese hier. Minze sorgt für grüne Frische, fast schon mentholisch anmutend und nur von einer hauchzarten typischen Pfefferminz-Süße gestreift. Darüber hinaus finden sich in Cactus Azul noch ein paar aquatische, aber dennoch nicht aufdringliche Noten sowie irgendwo dazwischen, wenn man es weiß, in der Tat die Anmutung einer Kaktee, wie auch immer diese zustande kommt.
Für Pfefferminzliebhaber ist Cactus Azul auf jeden Fall etwas – und auch für all diejenigen, die bei wärmeren Temperaturen etwas anderes als einen Hesperidenduft haben wollen. Und – der Duft könnte durchaus als moderne Cologne-Interpretation durchgehen. Vielleicht etwas für nächstes Frühjahr? Momentan ist, zumindest mir, das Wetter dafür zu kalt. Dieses passt besser zu – Rotwein. Und schon sind wir bei La Tierra del Rayo angelangt:
„La Tierra del Rayo (Tunuyán) wird als Argentiniens wichtigste Region angesehen, was die Produktion hochwertiger Weine betrifft. Dieses Parfum entstand durch Chromatografien argentinischer Pinot-Noir-Weine, um die flüchtigen Bestandteile des Weins zu analysieren. Später wurden dann dieselben Moleküle in der Duftkomposition verwendet. Fruchtige Bestandteile von roten Beeren sowie holzige Eichennoten, die durchaus an Tannine erinnern, erzeugen eine überaus angenehme Weinassoziation. Rose kommt hinzu und man könnte ebenso an Trockenobst wie etwa getrocknete Feigen denken. Sehr angenehm, nicht alkoholisch duftend … aber mit der ganzen Fülle köstlicher Weinaromen. Wunderbar!“
Pinot Noir ist bei mir seit Jahren eng verknüpft mit einem Film, den ich sehr liebe und in dem diese seltene und schwierige Rebensorte eine ganz besondere Rolle spielt – Sideways. Hier ist das Liebesgeständnis des Hauptdarstellers Miles an diese besondere Traube:
Und hier der Trailer zum Film:
Der Film ist schon ein paar Jahre älter, aber nichtsdestotrotz sehr sehenswert. Ein Feel-Good-Film mit Anspruch, den ich schon etliche Male gesehen habe und sehr liebe. Am besten man liest nicht allzu viel darüber, nur soviel sei gesagt: Miles, unglücklich geschieden, frustrierter Lehrer und verhinderter Autor sowie Weinliebhaber, und sein bester Freund Jack, Schönling, Schauspieler auf dem absteigenden Ast, der nur noch für Werbeclips und ähnliches gebucht wird, fahren zusammen auf eine Weinreise, die als eine Art einwöchiger Polterabend zu sehen ist, weil Jack alsbald seine Freundin aus reichem Hause zu heiraten gedenkt … Auf dieser turbulenten Weinreise begleiten wir sie als Zuschauer – der perfekte Film für einen gemütlichen Abend auf dem Sofa!
La Tierro del Rayo ist ein herrlicher Duft: Eiche, also Holz, Rose und rote Beeren sind als Ingredienzen angegeben, doch was ich wahrnehme, ist so viel mehr – Holz, knarziges, trockenes, mit einer Prise Rauch. Des weiteren eine Note, die mich an Strohblume, Immortelle erinnert – krautig und von einer prägnanten Würzigkeit, gepaart mit roten Beeren. Ich meine Johannisbeeren wahrzunehmen, darüber hinaus noch Kirschen und getrocknete Früchte sowie Preiselbeeren. Der Duft erfährt durch Rosen einen leisen fruchtig-frischen Anstrich, geprägt zeigt er sich aber in der Tat von der Impression von Wein: Alte Eichenfässer voll des kostbaren Trunks, die von liebevollen Händen über Jahre gehegt und gepflegt wurden.
Erlesener Wein und ebensolche Parfums haben einiges gemein, genauso wie gute Schokolade, Tee oder andere Alkoholika wie beispielsweise Whisky, Gin, Rum et cetera: Ein Feuerwerk an verschiedenen Aromen, die es auch und gerade einzeln zu entdecken gilt, genauso wie ein Herstellungsprozess, der mit viel Wissen und Herzblut durchgeführt wird. Das merkt man – und es macht Freude, ein solches Produkt zu genießen!
Morgen geht es weiter mit den letzten Düften aus dem Hause Fueguia 1833 – bis dahin alles Liebe und viele Grüße,
Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!
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