schauen wir uns heute genauer an, und zwar deren neueste Kompositionen: Honey Aoud, Burning Barbershop und Debaser.
Honey Aoud aus dem Hause Montale liest sich unfassbar lecker – zumindest für mich, liebe ich doch Oud in Verbindung mit Honig, wie mich Xerjoffs Mamluk aus der Oud Stars-Kollektion lehrte.
„Ein unwiderstehliches Herz besitzt „Honey Aoud“ von Montale, da es sowohl köstlich süßen Honig als auch die Blätter von Patchouli aus Sumatra umschließt. Feine florale Noten kommen hinzu sowie lebhafter, prickelnder und scharfer Zimt aus Ceylon. Feinstes Oud aus Laos, geheimnisvolle Ambra, aufregendes Leder und exotische Vanilleschoten aus Madagaskar verhelfen dem Duft zu seiner lieblichen, aber auch ausgesprochen erotischen Wirkung.“
Wie zu erwarten war ist Honey Aoud ein echtes Leckerchen: Der imaginäre Honig tropft mir schon zäh vom Handgelenk, kaum ist der Duft auf meiner Haut angekommen! Ein nicht zu verachtender Hauch würziger Zimtschärfe, eine Prise kakaopudriger Patchouli lassen das Ganze zu einer echten Nascherei werden, während der göttliche Honig seine Süße strahlen lässt, seine golden-zuckrige. Dazu passt perfekt das Leder, dass dieses Naschwerk trägt, sowie das rauchige Oud, umhüllend, holzend und medizinische Anklänge addierend. Vanille kann ich auf meiner Haut kaum entdecken, lediglich in der Basis zeigt sie sich auf subtil-cremige Art und Weise, sich hinter dem holzigen Oud versteckend und diesem Lieblichkeit abringend.
Dave Lundy „Honey Jar“ via Flickr – CC BY-ND 2.0 Schon schön, meine Lieben! Honig sollte man mögen, klar – wenn man diesem zugeneigt ist, stellt Honey Aoud in jedem Fall ein Must-Try dar. Für Oudliebhaber ist Honey Aoud eine gelungene Abwechslung, denn hinsichtlich der Gourmand-Duftfamilie gibt es ja nicht besonders viel mit Oud. Kommen wir zu D.S. & Durga, deren bisherige Kreationen ich schon alle im Dufttagebuch vorgestellt habe – es fehlen also nur noch diese beiden 🙂
Bildquelle: D.S. & Durga, all rights reserved.
Burning Barbershop – was für ein Versprechen!
„1891 brach ein Feuer aus im Barbershop von Curling Bros. in Westlake, N.Y. Alle Rasierwasser mit Minze, Limette, Vanille und Lavendel verbrannten. Eine verkohlte Flasche wurde halbvoll gefunden. So roch sie.
Burning Barbershop ist ein voluminöser Duft mit belebenden Minz- und Limettennoten, die zu einem Herzen aus zartem Lavendel und üppigen türkischen Rosen führen. Die Basis zeigt eine rauchige männliche Note, begleitet von einem außergewöhnlichen Duo aus Vanille und Heu.“
Dawn Huczek „barbershop“ via Flickr – CC BY 2.0
Man möge es mir verzeihen … „Geil!“ wie man in meiner Generation gerne gesagt hat und noch sagt! Was für ein Kracher! Hier trifft Andy Tauers einsamer, in Leder gehüllter Cowboy Lonestar Memories auf Naomi Goodsirs Lagerfeuerromantik Bois d’Ascèse, besänftigt durch Lavendel-Vanillecreme sowie fit und dynamisch im Kopf dank frischer und erfrischender Minze und Limette. Ein echter Knaller! Die Minz-Limetten-Kombi sowie die Kombination von Vanille und Lavendel erinnern mich an die verschiedenen Semester, die auch heute einen Barbershop konsultieren: Jüngere Lumbersexuals genauso wie gesetztere Gentleman – und dann das große Feuer, das holz, kokelt, glüht und harzt, begleitet von einer deftigen Note würzigen Heus. Das ist sexy, richtig sexy – jetzt brauche ich nur noch den richtigen Mann dazu!
Timm Suess „Barbershop 1“ via Flickr – CC BY-SA 2.0 Debaser widmet sich einem ganz anderen Thema:
„Der wilde Gesang von Black Francis tönt in der Augusthitze aus einem Radio. Reife Feige, Iris, Kokosmilch, Tonkabohne und trockene, helle Hölzer. Debaser ist einer der bekanntesten Songs der amerikanischen Alternative-Rock-Band Pixies. Sänger Charles Michael Kittridge Thompson IV., der den Künstlernamen Black Francis trägt, schrieb den Song, nachdem er den surrealistischen Film „Un Chien Andalou“ von Luis Buñuel und Salvador Dalí ansah, auf Deutsch „Ein andalusischer Hund“. Der Stummfilm von 1929 hat keine Handlung im herkömmlichen Sinne und springt von einem Zeitpunkt zum anderen. Debaser von D.S. & Durga ist ein Duft mit einer bedeutend klareren Handlung. Seine Anfangsszene wurde in sattem Grün gemalt, mit spritziger Bergamotte und einer saftigen Birne. In der Besetzung schreitet die Iris voran, exotische Feige und Kokosmilch erwecken das olfaktorische Drehbuch zum Leben. Die Schlussszene zeigt ein lebendiges Panorama aus Hölzern, Tonkabohne und Moos.“
Feige, Iris, Tonka und Co.? Das liest sich erstaunlich zahm für einen Naturburschen aus dem Hause D.S. & Durga, findet Ihr nicht? Den Pixies-Song kenne ich natürlich, Ihr auch?
Nun, ein andalusischer Straßenhund bin ich nicht, möchte ich nicht sein und einen solchen habe ich auch nicht zu bieten – lediglich zwei traumhafte andalusische Katzendamen, die ganz bestimmt nicht mehr zurück auf die Straße wollen. Die duften, wie alle Katzen lecker. Sehr lecker ist aber auch Debaser hier, der den Träger beziehungsweise dessen Aura ganz bestimmt nicht verschlechtert, sondern maximal verbessert!
amezissou „hijos“ via Flickr – CC BY-ND 2.0
Es ist – ein Feigling. Und ja, er ist untypisch für die Riege der knackig-kantig-knarzigen D.S. & Durga-Düfte, aber er ist ebenfalls ein ungeschliffener Rohdiamant, insofern passt er dann doch wieder sehr gut hinein. Eine satt-frische, saftige Feige nebst einigen grünen Kameraden, verfeinert mit einem Quentchen Kokosmilchsüße und einer tollen Birne. Gebettet ist unser obstiges Stillleben auf grünen Feigenblättern, Gräsern, ein wenig Erde (die Iris) und Anklängen von Unterholz, hin und wieder einen vanilligen Sonnenstrahl auffangend.
Ein toller, wild-romantischer Feigling, der vor allem auch Freunden von grünen Feigen wie beispielsweise Parfumerie Générales Jardin du Kerylos gefallen wird!
Ein schönes Wochenende meine Lieben und viele herzliche Grüße,
Eure Ulrike.
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