… findet heute seine Fortsetzung: Zwei Diven durften wir letzte Woche schon kennenlernen, Norma und Carmen – heute geht es weiter mit Queen of Spades, Madame Butterfly und Turandot aus der Opera Collection.
Queen of Spades, die Pique Dame, ist mir ehrlicherweise nur aus dem Kartenspiel bekannt – die gleichnamige Oper aus der Feder von Pjotr Iljitsch Tschaikowski habe ich weder gehört noch gesehen, Ihr?
„Queen of Spades, zu Deutsch „Pique Dame“, von Pjotr Iljitsch Tschaikowski erzählt die Geschichte von Hermann, einem einfachen Soldaten in St. Petersburg unter der Herrschaft von Katharina der Großen. Hermann verliebt sich in Lisa, die Enkeltochter der Gräfin, die wegen ihrer Spielleidenschaft als Pique Dame bekannt ist. Die Oper wurde erstmals im Jahre 1890 im Mariinski-Theater in St. Petersburg aufgeführt.
1890 ist ein Parfum mit slawischer Seele und alles verzehrender Leidenschaft. 1890 ist ein mysteriöses und sinnliches Meisterstück der Chypre-Düfte. Es entführt uns zurück in das alte St. Petersburg. Aus dem Samowar steigen heiße und wohlriechende Teewolken auf, die die Noten von Orangenblüten, Honig und Gewürzen verbreiten. Eingehüllt in einen Mantel aus Nerz und Zobel, verwandelt sich dieser sinnliche Duft in einen zauberhaften Tanz aus Blüten und Feuer.“
Es hört sich nicht ganz glücklich an, die Handlung – und tatsächlich, ich habe nachgelesen: Für die Hauptpersonen Hermann und Lisa hat Tschaikowski kein gutes Ende bereitgehalten … Liebe, Leidenschaft, Leiden, Eifersucht und Tod – der Stoff, der seit je her Künstler jeglicher Fasson bewegt. Ein Chypreduft passt dazu selbstredend, wohnt dieser Duftfamilie doch Opulenz und, ja, zumindest für mich, immer ein wenig Melancholie inne.
Die Duftnoten zu unserer Pique Dame: Kopfnote: Rosa Pfeffer, Ingwer, Orangenblüte; Herznote: Rose, Jasmin; Basisnote: Patchouli, Leder, Weihrauch, Ambra, Moschus.
Aaah, die Fin de Siècle-Zeit … ich liebe sie! Literarisch, künstlerisch – und dieser Duft, ja, der passt. Und zwar ziemlich perfekt passt er! Ein herrlicher Chypre, einerseits klassisch, opulent, voll – und andererseits aber auch vollkommen tragbar in unserer Zeit, trotz oder vielmehr wegen seines Vintagecharakters! Ja, Pique Dame ist ein Retroduft, ein sehr gut gemachter und unfassbar charismatischer. Ich kann die Szenerie greifen, die Atmosphäre riechen: Eine stolze, sinnliche Frau in ihrem Wohnraum, dem man ihre Vielseitigkeit, ihre Bildung, ihre Tiefe ansieht. Voll, aber nicht überladen. Und von einer süchtig machenden Tiefe … Der Auftakt kitzelt pfeffrig in der Nase, macht auf sich aufmerksam, erhöht die Wachsamkeit und das Interesse hinsichtlich dessen, was da noch kommen wird – und das ist einiges: Zuerst nehme ich Gewürze wahr, ein dicht gewebter Gewürzteppich, dem eine fein-pudrige Süße innewohnt, die mich an Gewürznelken denken lässt. Eine falsche Fährte, es ist „nur“ der Pfeffer, der tanzende, der sich zwischen den Gewürzen vergnügt. Woher kommen diese eigentlich? Ich überlege noch, während sich Ingwer ins Spiel bringt mit der ihm eigenen Einzigartigkeit, in diesem Falle gleichermaßen trocken wie feucht, herb-fruchtig und irgendwie auch likörig … Nein, nicht nur likörig, sondern vielmehr eine Mischung aus Likör und Gelee, vielleicht eine herb-süße Nascherei oder ein alkoholhaltiger Brotaufstrich? Während ich noch sinniere, entdecke ich eine Rose, die mich ins Boudouir entführt mit ihrer verhalten-fruchtigen Pudrigkeit, in herrlichen Patchouli gehüllt. Es ledert hin und wieder, wenn ich genau hinhöre – und ich fühle mich spontan an die Dessous von Agent Provocateur und deren sündhafte und sündhaft teure Peitschen und sonstige Accessoires erinnert, die, nebenbei bemerkt, mir alle für mich persönlich zu kinky sind, aber wirklich nett anzusehen (und ja, es ist ja auch der Westwood-Sohn, dem der Laden gehört …).
Unsere Pik-Dame ist eine Schönheit, eine eigenwillige und charakterstarke. Eine, die erobert werden will, aber dann auch keine Gefangenen macht!
Madame Butterfly ist unser nächster zu entdeckender Opernstar:
„Madame Butterfly von Giacomo Puccini erzählt die tragische Geschichte des US-Marineoffiziers Pinkerton, der die 15-jährige Ciocio-San, auch „Butterfly“ genannt, heiratet. Die Uraufführung fand am 17. Februar 1904 im Teatro alla Scala in Mailand statt.
1904 ist ein Spiegelbild der Madame Butterfly, ein intensives Feuer in einer zerbrechlichen Hülle. Mandarine und Neroli erschaffen einen hellen femininen Akkord, der durch die romantische Eleganz von Iris und Heliotrop verstärkt wird. Sobald die Liebe erblüht ist, lässt Ciocio-San sich von der Leidenschaft verschlingen, während Zedernholz und Moschus die Sinnlichkeit des Morgenlandes vermitteln.“
Die Duftnoten: Kopfnote: Mandarine, Neroli; Herznote: Iris, Heliotrop; Basisnote: Zedernholz, Sandelholz, Moschus.
Ich fühle mich gleich ertappt: Cio Cio San – so heißt natürlich auch der neueste Parfums MDCI-Duft, den ich wirklich endlich auch einmal rezensieren muss. Stimmt. Vergessen, wird aber nachgeholt, versprochen!
Iris-Liebhaber, aufgepasst! 1904 Madame Butterfly ist eine wundervolle Iris. Eine, die in ihrer ganzen Pracht erstrahlt – erhaben und königlich, gleichzeitig melancholisch, fragil, zerbrechlich. Stark, kühl und kühn, aber dennoch weich und sanft. Iris, buttrig, cremig mit nur einem klitzekleinen Hauch Puder. Die Hesperiden spenden eine zarte fruchtige Frische, die gekonnt von einem herrlichen Glattleder kontrastiert wird. Irgendwo ist da noch ein wenig Blattgrün, dass ich nicht näher identifizieren kann, sowie eine leise, verhaltene Süße, die beide zusammen den Duft vervollkommnen. Und, obacht – ich vermag eine Prise Salz zu entdecken in dem Duft, der sich wie ein seidiger Schleier auf meine Haut legt.
Was für ein Meisterwerk, was für eine herrliche Interpretation dieser wundervollen Blume oder vielmehr Pflanze, denn es ist ja die Wurzel, die uns das olfaktorische Vergnügen stiftet. Ich muss mir unseren japanischen Schmetterling merken, er rutscht nämlich von Null auf Hundert sofort in meine Top-Iris-Düfte-Liste.
Turandot ist die letzte musikalische Kandidatin, vorerst?
„Turandot von Giacomo Puccini erzählt die Geschichte der Prinzessin Turandot, die denjenigen heiraten möchte, der ihre drei Rätsel lösen kann. Kalaf, der Tatarenprinz, löst die drei Rätsel und gewinnt so die Hand der Prinzessin. Die Oper wurde erstmals am 25. April 1926 im Teatro alla Scala in Mailand aufgeführt.
Wie Prinzessin Turandot verströmt 1926 ein elegantes florales Bouquet. Die überzeugenden Noten von Orangenblüten werden von einem belebenden Akzent von Ingwer und den sanften Anklängen von Pfirsich, Narzisse, Nelke und Jasmin begleitet. Weihrauch, Leder und Ambra erinnern an den östlichen Adel aus der Vergangenheit Chinas.“
Kopfnote: Narzisse, Ingwer, Orangenblüte, Pfirsich; Herznote: Nelke, Jasmin, Patchouli; Basisnote: Leder, Ambra, Weihrauch.
Ich fühle mich von Turandot so gar nicht an den östlichen Adel erinnert, sondern ich habe gerade das Gefühl, dass die alten Caron- und Guerlain-Klassiker sich verbündet haben und ein neues Kind gezeugt haben, aus Liebe, Respekt und Achtung heraus. Einmal mehr ein Vintage-Duft – und wieder solch ein sinnlicher und schöner! Aldehyde und Puder kitzeln mein Näschen, gepaart mit fruchtig-frischen Orangenblüten, herrlicher Nektarsüße und samtigem Pfirsich, die dem Duft seine Modernität verleihen. Narzisse zaubert subtil-metallische Anklänge, während der Rest … pudert. Und cremt. Und Weiblichkeit ausdrückt, erwachsene. Denn es findet sich später noch ein Lederchen ein und Madame hüllt sich in zarte Rauchschwaden, von Harzen flankiert und gewärmt. Das ist kein Püppi, sondern eine Vollblutfrau, die stark und zart zugleich sich zeigt. Wow!
Wow ist im übrigen auch des Prinzen Kalafs Arie Nessun Dorma, die mittlerweile wirklich jeder kennt … aber aus dem falschen Munde. Deshalb hier nicht Paul Potts Version, sondern eine meiner liebsten, wenn nicht gar meine liebste – und zwar von Jussi Björling:
Respekt und Chapeau Monsieur Ghislain – ich glaube, Sie mögen nicht nur Opern, sondern auch Frauen wirklich sehr gerne. Denn diese ihre Opera Collection ist in der Tat ein Kompliment an uns 🙂
Habt Ihr schon getestet?
Viele liebe Grüße,
Eure Ulrike.
P.S.: Opernfans da draußen? Welche? 🙂
Keiner von denen! 1. zu teuer, 2. ich mag keine Lederdüfte, keiner konnte mich bisher erobern. Zuerst mag ich die feinen, die linearen, die nicht nach altem rauchigem Leder duftenden, jedoch nach einer Weile will ich sie nicht mehr riechen. Selbst das unvorstellbar edle Leder von allerhöchster Qualität von Anne Gérard mochte ich nicht länger als 90 Minuten tragen.