… sind heute an der Reihe, und zwar kurz und knackig – zumindest ist das das selbstgesteckte Ziel 😉
Jacques Zolty kann man dieser Tage nur beneiden – das ehemalige Model, das die gleichnamige Duftkollektion ins Leben gerufen hat, lebt auf St. Barth. Und während wir uns dieser Tage transpirierend durch das heiß-schwüle Deutschland bewegen, sitzt Monsieur vielleicht gerade am Pool auf der Insel, die zu den kleinen Antillen gehört, und lässt seine Füße durch das klare Wasser gleiten. Oder schwimmt gleich seine Bahnen im karibischen Meer. Mmmmpfff. Dafür schenkt er uns Flowersea, eine Art olfaktorischen Urlaub (hoffentlich!):
„Dieses florale und maritime Parfum erzählt uns die Geschichte eines Urlaubs, eine Geschichte, die voll von der Faszination ist, die man empfindet, wenn man die immerwährende Bewegung der gegen die Küste brandenden Wellen beobachtet. Dazu das herrliche Gefühl, wenn die Sonne die Haut wärmt, während angenehmer Sommertage.
Es war die Herausforderung dieses Parfums, den verführerischen Duft der Meeresbrise einzufangen, den wohltuenden Klang der Wellen, die am Strand auslaufen, die wunderbaren maritimen Blüten im Haar der jungen Frauen – all dies wurde in „Flowersea“ festgehalten.“
Die Ingredienzen: Kopfnote: Maritime Noten, Frangipani; Herznote: Kokosnuss, Jasmin, Pfingstrose; Basisnote: Weißer Moschus, Zedernholz, Sandelholz.
1950Unlimited Pin-Up Girls 1940s/1950s, hier und hier via Flickr – CC BY 2.0
Mmmmh … ich habe mich neulich ziemlich über aquatische Düfte ausgelassen. Dabei bleibe ich – Flowersea könnte man aber in der Tat für eine moderne Variante eines solchen Vertreters halten. Ok – ist er, zumindest am Anfang. Aber nicht nur. Frisch aufgesprüht erreichen mich ozonig-luftige Noten, die ich in der Nähe von Wasser verorte – nicht notwendigerweise Meer, es könnte genauso gut ein herrlich kühler Swimmingpool sein, dessen Wasser hellblau leuchtet dank der Kacheln. Ja, Pool, ich bleibe bei Pool – denn diesem entsteigt eine Schönheit, an deren leicht sonnengebräunter Haut die kühlen Wasserperlen zu sehen sind, die sich mit dem Duft von Sonnencreme vermischen. Sonnencreme, ganz richtig meine Lieben! Viele von Euch da draußen lieben diesen Duft, Fans davon sollten sich Flowersea in jedem Falle zu Gemüte führen! Ein Hauch Kokosnuss, viel Creme mit dezenten floralen Anklängen, die auf einen blühenden Garten im Hintergrund des Pools verweisen (ein schönes Zusammenspiel von Jasmin und Pfingstrose!). Drunter hat man eine ordentliche Portion luftig-leichten Wattemoschus gepackt, der von Zeder sanft-saubere Anklänge spendiert bekommt, während das Sandelholz dezente, würzig-warme Sommerhitze suggeriert – und komischerweise leuchtet bei mir Frangipani nach … und leuchtet … und leuchtet. Ob die Schöne wohl eine Blütenkette um den Hals trägt?
goldsardine „but today“ & „wet light“ via Flickr – CC BY-ND 2.0
Flowersea lässt ziemlich genau dieses Bild vor meinem inneren Auge auferstehen – und weckt damit durchaus Urlaubssehnsüchte. Ein zarter, femininer Duft mit einer sehr guten Sillage, die man ihm nicht wirklich zugetraut hätte. Und darüber hinaus, trotz der eher werbetypischen Impression, die mir in den Kopf schießt – ungewöhnlich und innovativ in seiner herrlichen Unbestimmtheit. Testen, meine Damen!
Mit Off to Ibiza verabschieden sich auch Brecourt Paris beziehungsweise Emilie Bouge in den Urlaub:
„Losgelöst von allem, die Zeit hat keine Bedeutung mehr. Der Schimmer des Mondes auf meiner Haut, der von der Sonne berührten … Eine Insel in voller Blüte, die Landschaft, die Hügel mit Früchten besetzt und all dies in einem betörenden Rhythmus.
„Auf einer Reise nach Ibiza, habe ich den Augenblick von Freiheit und vollkommener Unbeschwertheit erlebt und später in diesem Parfum eingefangen. Ich habe mithilfe feiner Rohstoffe eine Explosion aus Farben geschaffen. Schalen von Blutorangen stehen im Kontrast zur Süße zarter Pfingstrosenblätter, ausgestreckt auf einem Bett aus Moschus, der von Himbeeren getönt die Kreation vollendet.“ Emilie Bouge„
Die Noten lesen sich unglaublich lecker: Kopfnote: Orange, Apfel, Schwarze Johannisbeere; Herznote: Pfingstrose, Karotte; Basisnote: Himbeere, Sandelholz, Moschus.
… und Madame Bouge hat mich nicht im Stich gelassen! Ihr wisst – einige ihrer Düfte haben es mir sehr angetan, allen voran die wundervolle Rosa Gallica. Off to Ibiza ist toll – und zwar, weil er keinesfalls in Richtung eines dämlichen Sommerkuss oder Sonnengirl genannten Duftes mit papsig-klebrigem Früchteeinerlei geht, nein. Diese Früchte hier sind weder besonders süß noch likörig-alkoholisch oder klebrig, sondern einfach nur leicht und fröhlich, gut gelaunt und dynamisch: Knackige Noten eines strahlend-grünen Apfels, vielleicht ein Granny Smith, dazu säuerlich-saftige und definitiv schwarze Johannisbeeren. Ein Schluck Orangensaft, der das ganze vielleicht zu einem gesunden Smoothie macht? Dazu würde auf jeden Fall die Karotte und die Himbeere passen. Letztere entdecke ich nur mit Mühe im Hintergrund, so subtil hält sie sich zurück. Die Karotte hätte ich, hätte man es mir nicht gesagt, nicht vermutet – allerdings wohnt dem Duft in der Tat eine bestimmte holzig-trockene Süße inne, die mich an diejenige von Karotten erinnert. Pfingstrose bringt sich sanft-floral und wässrig mit ein und die Basis rundet irgendwann bescheiden und zurückhalten mit Weichheit und einem leisen Anflug von Wärme ab.
Schön, sehr schön – Ich mag solche Obstkörbchen!
Unser letzter Kandidat für heute ist Eau d’Italies Morn to Dusk:
„Hüllen Sie sich in Gold – von morgens bis abends …
Wie ein Schleier aus Gold umhüllt Sie dieser neue Duft von Eau d’Italie. Frisch und strahlend startet der Tag mit einer sauberen und schwungvollen Note von Bergamotte. Im Laufe des Tages jedoch entfaltet sich die Bourbon-Vanille und wird tiefer und wärmer, bis die Schatten immer länger werden und es Zeit für die leidenschaftlichen Momente des Tages wird.
„Morn to Dusk“ – die italienische Art Vanille zu tragen. Intensiv und hypnotisch.“
Die Ingredienzen: Kopfnote: Bergamotte; Herznote: Maiglöckchen, Bourbon-Vanille; Basisnote: Moschus.
Wir haben es hier mit einer Vanille zu tun – und was für eine, meine Lieben! Ich weiß – Männer lieben Vanille, ich kenne das nur zu gut. Und viele Frauen ebenfalls. Ich selbst habe ein Trauma, das ich mühevoll überwunden habe die letzten Jahre 😉 Ich hatte davon berichtet – seht hier:
„Kennt Ihr Impulse noch? Als ich 10, 12 Jahre alt war, hatte jedes, ungelogen: jedes Mädchen in meiner Klasse mindestens eines dieser „Parfumdeos“. Parfums zu tragen war in diesem Alter für die meisten (gezwungenermaßen) noch keine Option, aber das Deo durfte duften, gerne auch ein bisschen mehr … Mir hat das ein Vanilletrauma beschert: In meiner Klasse war ein Mädchen, das eine Vorliebe für Polyester- und Acryl-Pullover hatte. Dumm an dieser Sache war, dass sie mächtig transpirierte, was auch kein Impulse-Deo verhindern konnte. Die Mischung aus Schweiß und einer opulenten synthetischen Vanillenote dank „Vanilla Kisses“ hat mich nachhaltig geprägt – und mir jahrelang Vanille als prominente Ingredienz in Düften verleidet ????“
Das wundervolle Foto stammt von Sarah Zucca via Flickr – CC BY-SA 2.0 [Und nein, an und in Morn to Dusk ist nichts auch nur ansatzweise Schwarz. Das Foto habe ich wegen des Goldschimmers ausgewählt, der die Dame umgibt – und gerade gemerkt, dass es gut auf mich und den Duft passen könnte: Fanatische Schwarzträgerin, die sich Hals über Kopf verliebt …]
Regelmäßige Leser werden es wissen: Ich hatte, habe nicht und nie viele Vanilledüfte, mag besonders gerne die rauchigen Exemplare und hin und wieder mal „Ausrutscher“ wie Casamoratis Lira oder Vanilla Marble von Agonist. Diesen Vertreter seiner Zunft überlege ich mir aber wirklich zu kaufen.
Was ist das für eine schöne Vanille! Und, was sehen meine trüben Augen da – Annick Ménardo, die von mir sehr geliebte (Bulgari Black, Le Labo Patchouli 24, Guerlain Bois d’Armenie), ist die Schöpferin. Ein wahres Meisterwerk – und dabei so schlicht. Es ist eine freundliche, hauchzarte, schöne, erotische Vanille. Nicht sexy, nicht überladen, nicht opulent, sondern reduziert. Vielleicht ist sie dem einen oder anderen zu eindimensional – ich finde sie einfach nur perfekt. Die Ingredienzen einzeln herauszuschälen mag mir nicht wirklich zu gelingen, in diesem Falle möchte ich es auch gar nicht und belasse es bei einer Beschreibung.
Melissa Adret via Flickr – CC BY 2.0
Diese Vanille ist … pastellgelb, und zwar ganz hell. Sie ist licht und dicht zugleich, von einer wunderbaren, niemals schweren, klebrigen oder papsigen Süße. Ein Gourmand? Ich weiß es nicht – klar, ein Vanilleduft müsste ein solcher sein, streng genommen ist es Morn to Dusk auch. Aber – befreit Euch hier von jeglicher gewöhnlichen Interpretation oder Vorstellung eines Gourmandduftes. Dieser hier ist anders. Ist es Vanillemilch? Ja, eine abstrakte Version einer Vanillemilch – kein Getränkepulvergetränk, sondern … würden die Schoten Milch verströmen, wenn man sie ankratzt, sie würde zügig fließen, nicht zu wässrig sein aber auch keinesfalls dickflüssig sein und – genau so duften. Hat Morn to Dusk Ähnlichkeiten mit Vanillegebäck? Irgendwie schon – aber auch hier gilt: Freimachen von den üblichen Verdächtigen, den gewohnten Vorstellungen. Ich möchte nicht hineinbeißen in Morn to Dusk – ich möchte mich hineinlegen. Mich darin suhlen. Mich darin einpacken wie in einer Seiden-Kaschmir-Decke und selbstzufrieden schlummern. Muss man testen – es führt kein Weg daran vorbei, meine Lieben! Im übrigen ist Morn to Dusk ein Duft, den man jahreszeitenübergreifen tragen kann.
Gretchenfrage: Wie steht Ihr denn zu Vanille? Und, falls Ihr das in irgendeiner Weise positiv beantwortet 😉 ? Eure Vanille-Favoriten bitte!
Viele herzliche Grüße und frohes Schwitzen am Wochenende,
Eure Ulrike.
Hallo Uli,
Vanille hin oder her, DAS schafft bei diesen Temperaturen bestimmt kein ‚Duft (Ich zitiere von oben):
„Frisch und strahlend startet der Tag mit einer sauberen und schwungvollen Note von Bergamotte. Im Laufe des Tages jedoch entfaltet sich die Bourbon-Vanille und wird tiefer und wärmer, bis die Schatten immer länger werden und es Zeit für die leidenschaftlichen Momente des Tages wird.“
Ich freue mich schon, wenn ich nur „frisch“ mein Bad morgens verlassen kann … danach ist schon wieder schwitzen angesagt.
Ungekühlte Freitagsgrüße,
Margot
Ach Margot, Du hast ja recht 😉 Ich meine, ich sitze hier den ganzen Tag in der Sauna meines Elfenbeinturms, möchte am liebsten GAR NICHTS anhaben, bin mir schon selbst zuviel bei jeglicher Berührung mit den eigenen Gliedmaßen und könnte alle drei Minuten duschen.
Nichtsdestotrotz: Dieses Vanillchen kann man in der Tat auch bei derlei Temperaturen tragen, finde ich. Sicher, erfrischend ist er nicht – aber er ist eben auch nicht schwer oder opulent. Und insofern einer der einzigen Vanilledüfte, die ich kenne, die auch sommertauglich sind bzw. das ganze Jahr über funktionieren.
Liebe Grüße und frohes Schwitzen 🙂