I miss Violet von The Different Company …

… bringt einen meiner heimlichen Wünsche auf den Punkt: Ich vermisse Veilchen! Und zwar in Parfums. Veilchen, zeitgemäße Veilchen, modern umgesetzte Veilchen. Veilchen, die nicht nach Oma duften.

Zugegeben, einige als Omadüfte verschriene Veilchen sind meiner Meinung nach heute durchaus noch tragbar. Vintage oder Retro kann, muss aber nicht zwangsläufig altbacken sein 🙂 In letzter Zeit blühte das Veilchen auf dem Duftmarkt aber erneut auf – und ich hatte bereits zarte Vermutungen geäußert, dass dieser Note vielleicht in Zukunft wieder etwas mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird, eventuell gar eine Renaissance bevorsteht. Et voilà – Monsieur Duchaufour hat sich ihrer angenommen im Auftrag des Ellenaschen Dufthauses The Different Company.

Auf der Mailänder Esxence kam ich bereits in den Genuss und habe schon vorab über I miss Violet berichtet – seht hier:

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„The Different Company standen gleich ein paar Meter dahinter – und gewährten mir einen Blick auf den ersten Parfumeur der Messe, den ich erspähen durfte: Bertrand Duchaufour. Kein Wunder, hat er doch deren neuesten Duft kreiert: I Miss Violet. Ich vermisse Veilchen auch, ehrlich – aber ich glaube, in nächster Zeit wird sich dieser Zustand ändern, denn Veilchen scheinen wieder en vogue zu sein. Ich bin gespannt, ob meine Vorahnung zutreffen wird …

I Miss Violet ist ein sehr schönes Veilchen, klassisch und zeitgemäß. Es reiht sich ein in die neue Garde der Lederveilchen, hat aber einen besonderen Twist – eine herrliche saftige Mandarine in der Kopfnote.“

Lederveilchen – ja, die hatten wir einige in letzter Zeit. Veilchen generell ebenfalls – eine kleine Übersicht:

  • steampunk Erik Kormanns Steampunk – das Zedernveilchen, das schöne – seht hier.
  • Juliette has a Guns geniales und verbeugungswürdiges Chypre-Veilchen Moon Dance – seht hier.
  • Mona di Orios herrliches Leder-Chypre-Veilchen Violette Fumée – seht hier.
  • Die wunderbar skinnige Veilcheninterpretation Landscape von meinem Namensvetter Uli Lang – seht hier.
  • Terry de Gunzburgs Iris-Veilchen-Verführung Ombre Mercure – seht hier.
  • Aleksandr, das herrlich melancholische Herren-Leder-Veilchen von Arquiste – seht hier.
  • Exultat, Maria Candida Gentiles sakrales Weihrauch-Veilchen – seht hier.
  • Isotta, Cerchi Nell‘ Acquas ungewöhnliche und bemerkenswerte Amour Fou aus Veilchen und Pfirsich – seht hier.

Ein paar „alte“, aber unumgängliche Veilchen fallen mir ebenfalls ein:

  • Humiecki_Graef_Geste Sinfonia di Notes tolles (Weih)Rauch-Veilchen Viola Incensa – seht hier.
  • Mein absoluter Favorit, das futuristische Samtveilchen Geste von Humiecki & Graef – seht hier.
  • Der Veilchenklassiker schlechthin – und ein passendes Beispiel für einen auch heute noch überaus tragbaren Vintageduft: Violetta di Parma von Borsari 1870 – seht hier.

Wer einmal Lust hat, sich olfaktorische Veilchen zu erschließen – das hier wäre eine gute Gelegenheit 😉

I miss Violet ist Bestandteil der Collection Excessive und die Firma lässt Folgendes zum Duft verlauten:

„Floral Leather – Discover a vegetal leather accord at the heart and the base of the sillage. Bertrand Duchaufour creates the fragrance like a sculptor and brings out green notes with the freshness of basil and tangerine right behind a vibrant and sparkling champagne note and the spice of the nutmeg, whereas mahogany with soft aromatic leather touch and vanilla bring a sensual angle in the light of a extremely luxurious musk.

A scent, a flower, a name, I miss Violet evokes a fragile and subtle delicacy of emotions of a secret love …“

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Im Pressematerial war noch etwas mehr zu lesen – eine Geschichte, ganz wie wir sie erst neulich auf ähnliche Weise mit Morph erleben durften:

i_miss_violet „Sonntag, 11 Uhr: „Das Schiff legt bald ab, ich vermisse diese langen Seereisen. Man erwartet mich auf einer kleinen abgelegenen Insel in der Nähe von Java, deren Namen Sie nie zuvor gehört haben.“ Kurz vor dem Ablegen sagte er zu mir: „I miss you already, Violet.“ Da gab ich ihm mein Parfum, das ich immer trug. So werden wir immer zusammen sein, jeden Tag ein wenig mehr …“

Langsam entfernt sich der Zweimaster; Violet, die elegante und leidenschaftliche Weltenbummlerin am Ruder. Ihr Schiff reflektiert ihre Seele, sanfte, warme Hölzer, bernsteinfarben, wie ihr Duft, der sie überall umgibt.“

Wow … Liest sich schön und – ich bin sicher, der Mann, der den Duft erhalten hat, wird Violet auf sie warten. Warum? Wenn sie genauso schön ist wie der Duft ist das keine Frage … Außerdem: Er kann ihn selbst tragen, ihren Duft. Und hat sie somit immer um sich, was ein „Aus dem Augen, aus dem Sinn“ ziemlich erschweren wird 😉

Die Noten: Kopfnote: Veilchenblätter, Basilikum, Mandarine, Hibiskus, Champagner, Muskatnuss; Herznote: Osmanthus, Veilchen, Iris, Mimose, Ozonische Noten; Basisnote: Mahagoniholz, Vanille, Moschus, Ambra.

I miss Violet beginnt mit eine herrlichen und facettenreichen Auftakt: Prickelnd-spritzige Noten von Champagner nehme ich in der Tat wahr, darüber hinaus eine wunderbar saftige Mandarine, reif und süß. Florale Anklänge von Hibiskus und Osmanthus, der darüber hinaus Anleihen von Pfirsichen, samtigen stiftet. Des weiteren ein wenig krautig-würziges Basilikum, Blätter, frisch gepflückt und zwischen den Fingern zerrieben. Die angesprochenen ozonigen Noten halten sich subtil im Hintergrund und erzählen die Geschichte nach, die Geschichte des flotten Zweimasters, den Violet hinaus ins Meer steuert. Die Luft, die Abenteuer und Freiheit verheißt für einen Freigeist, der Violet ohne Zweifel ist. Obgleich der Duft keineswegs schwer ist, wohnt ihm eine Opulenz inne, die mein Herz zum Hüpfen bringt und die eine bemerkenswerte Sillage kreiert. Im weiteren Verlauf treten die fruchtigen Anklänge etwas in den Hintergrund – und zwar zugunsten des Veilchens, das bereits von Beginn an mit seinen Blättern vorhanden war, sich jetzt aber in voller Blüte zeigt: Erdig und verhalten pudrig, vor allem aber (wild)ledrig, von sachten Mimosen zart untermalt. Umrankt von Hölzern bleibt uns dieses Vergnügen bis zum Ende des Duftes erhalten, der später dank Ambra und Vanille eine feine cremige Wärme entwickelt.

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Alles in allem haben wir es hier mit einem überaus schönen und ungewöhnlichen Veilchen-Vertreter zu tun, der diesem Genre hoffentlich ein wenig Aufwind geben wird. In allererster Linie sicherlich ein Damenduft, allerdings kann ich ihn mir durchaus auch an dem richtigen Mann vorstellen.

Na, seid Ihr neugierig geworden? I miss Violet wird in circa einem Monat bei uns erhältlich sein.

Viele herzliche Grüße,

Eure Ulrike.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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