La Manufacture – Das Warten hat sich gelohnt!

Ich weiß gar nicht, wie lange die Proben von La Manufacture schon bei mir in meiner Schublade liegen. Was ich aber noch mit Sicherheit sagen kann, ist, dass ich sie irgendwann bei kälteren Temperaturen das erste Mal probiert habe – und trotz der suboptimalen Temperaturen für den Testlauf einer Cologne-Serie war ich hellauf begeistert. Nachgehakt habe ich, mehrfach – ob und wann sie bei uns in den Shop kommen. Und nun sind sie endlich da – passend zum Sommer!

Über Colognes habe ich mich ja schon mehrfach ausgelassen – wie sollte es auch anders sein in einem Duftblog, dass es schon seit nunmehr über sieben Jahren gibt 😉 Der klassische Cologne-Vertreter ist ein Hesperidenduft – und als solches ein Angehöriger einer nicht aus der Parfumlandschaft wegzudenkenden Duftfamilie. Will sagen: Irgendeinen Zitrusfrüchteduft braucht eigentlich jeder – genauso wie ein Cologne, was meist miteinander einhergeht. Für die wärmere Jahreszeit. Für den Alltag. Für den Sport. Als leichter Immergeher.

lamanufacture Ein Cologne ist, wie ich finde, auf eine Art und Weise ein Bekenntnis – genauso wie beispielsweise ein Chypre- oder ein Fougère-Duft. Klassische Vertreter dieser Duftfamilien werden heute oftmals als altmodisch wahrgenommen, was ich bis zu einem gewissen Grad auch nachvollziehen kann: Die Dufttrends sind heute andere – Transparenz und Leichtigkeit sowie Gourmands bestimmen einen Großteil der Lancierungen auf dem Mainstreammarkt sowie einem Teil der Nische. Sauberdüfte und Nicht-Parfums gehören in diesen Bereich – und da klingt schon an, was ich an einigen dieser Vertreter kritisch sehe. Klar, auch sowas kann man gebrauchen, aber – ein Statement geht aber anders. Obige Vertreter sind – Statements. Im Falle von Chypre- und Fougèredüften vielleicht noch deutlichere als im Falle eines Colognes, weil diese Düfte eben so gut wie immer Wuchtbrummen sind. Was aber auf alle drei Duftgattungen zutrifft, ist, dass sie ihren festen Stand in der Parfumgeschichte haben. Dass es unfassbar gute Vertreter derselben gibt. Und für mich persönlich sagt das Tragen eines solchen Duftes über seinen Träger eben auch aus, dass dieser (sehr wahrscheinlich) darum weiß. Dass dieser sich in vielen Fällen bewusst für „gute Tradition“ entschieden hat, für ein klassisches Stück Parfumeurskunst, für Historie. Und ganz nebenbei auch dafür sorgt, dass Meisterwerke erhalten und käuflich bleiben – siehe zum Beispiels Piguets Bandit. Oder Acqua di Parmas Colonia.

Darüber hinaus finde ich es toll, wenn sich Parfumeure und Dufthäuser auf jene Duftrichtungen besinnen, diese vielleicht sogar in neuem Gewand präsentieren. Ich denke da unter anderem an Sublime Balkiss von The Different Company, Haute Voltige von L’Artisan Parfumeur sowie La Belle Hélène von MDCI. Oder an Atelier Cologne mit ihren Cologne-Interpretationen.

La Manufacture, die heute und morgen Thema sind, haben sich ebenfalls ganz den Colognes verschrieben. Der Mann, der hinter der Linie steht, hört auf den wohlklingenden Namen Bruno Truchon-Bartès. Er kommt aus der Branche, hat dort zwanzig Jahre für große Unternehmen gearbeitet – eine kurze Recherche verrät mir auch, bei welchen: Dragoco, Symrise, L’Oréal, Givaudan und Charabot, eine ansehnliche Liste. Darüber hinaus hat er wohl ein Faible für Geschichte und Denkmalpflege – und irgendwie sind wir mit letzterem auch beim Thema gelandet.

Ihren Anfang nahm die Geschichte von La Manufacture folgendermaßen:

„Die Kollektion „Les Colognes Essentielles“ hat ihren Ursprung in der Geschichte eines Mannes, der eine bedingungslose Liebe für die frische und fröhliche Kunst der Parfumherstellung hegt.

Es begann alles in dem Gemäuer einer mittelalterlichen Festung, der Donjon de Moret in Frankreich, die sich im Besitz eines Freundes von Bruno befand. Er inspirierte ihn dazu, ein „Cologne du Donjon“ herzustellen, das sowohl seine Liebe zur historischen Architektur als auch zu exklusiven Düften vereint.

Diese Idee brauchte Zeit, um zu reifen und drei Jahre später entstanden die ersten drei „Colognes Essentielles“, die sowohl für Authentizität als auch Feinheit stehen.“

Die Colognes werden in Grasse gefertigt und es ist die Rede von Handwerkskunst, Tradition, Ästhetik, Leidenschaft, Qualität und Sorgfalt, von besten Rohstoffen und Inspiration durch Kunst, Emotionen und persönlichen Erfahrungen. Soweit so gut – jetzt fehlen nur noch die Düfte!

Wer (noch) französisch kann, kann sich diese zwei Videointerviews mit Truchon-Bartès zu Gemüte führen:


Planète Métiers – Bruno Truchon-Bartès (promo… von ISG_PARIS

Heute beginne ich, beginnen wir mit – Cologne Noble, zu dem es auch ein paar Wörtchen von der Parfumeurin mit auf den Weg gibt:

„Ich verwendete den pfeffrigen und ingwerartigen Aspekt von Kardamom aus Guatemala, um ein explosives Aufeinandertreffen von Gewürzen und zitrischen Noten zu kreieren. Das Eichenmoos aus Slowenien akzentuiert den samtigen Ledereffekt, den ich der Basis aus Iris und Moschus verleihen wollte.“ Carla Chabert

Die kompletten Ingredienzen: Kopfnote: Mandarine, Orange; Herznote: Kardamom, Koriander, Muskatnuss, Eichenmoos; Basisnote: Iris, Moschus.

Mikan (mandarin)

Umberto Salvagnin „Mikan (Mandarin)“ via Flickr – CC BY 2.0

Schon der Auftakt nimmt mich für sich ein: Saftige, reife, pralle und satte Mandarinen- und Orangenschnitzchen, die absolut nichts Künstliches an sich haben, sondern wundervoll authentisch duften. Vor meinem inneren Auge sehe ich umgehend jenen Teller voll mit Obst, an denen sanft Perlen ihres Saftes herunterlaufen. Er steht irgendwo auf einer Terrasse, die Sonne scheint und wärmt und unsere Hesperidenfrüchtchen versprechen überaus willkommene Erfrischung. Schon bald bahnt sich der Kardamom seinen Weg, der, wie von der Parfumeurin bereits treffend zum Ausdruck gebracht, in der Tat Ingwerassoziationen beschert: Jene sachte, trocken-holzige herbe Fruchtigkeit, die jene Wurzel so unwiderstehlich macht, zeigt sich herrlich präsent – und hat für meine Nase tatsächlich ein paar verhalten scharfe, pfeffrige Akzente in petto. Das funktioniert ganz wunderbar – und wie! Lange schwelge ich so in und mit diesem Duft, bis nach einiger Zeit die Basis neue Facetten kreiert: Ein Hauch Leder, ganz zart, auf einem erdigen Wölkchen aus weichem Moos. Ein gelungenes Ende.

Sunrise Moss

Jonathan Siberry „Sunrise Moss“ via Flickr – CC BY-SA 2.0

Cologne Noble ist kein überaus innovatives Cologne, das nicht. Er zeigt keine Kanten – muss er aber auch nicht. Denn er ist unbestritten ein wahnsinnig schöner Vertreter seiner Gattung. Und wird all diejenigen glücklich machen, die authentische Orangen und Mandarinen in Düften mögen. Das sind gar nicht so wenige – und derlei bekommt man leider auch nicht oft geboten, wie Liebhaber wissen!

Morgen geht es weiter mit den anderen beiden Colognes – bis dahin alles Liebe,

Eure Ulrike.

 

P.S.: Welche Colognes nennt Ihr Euer eigen, welche benutzt Ihr, welche sind Eure Favoriten? Ich liebe ja das mittlerweile leider nicht mehr erhältliche Purple Water von Asprey, das ich hier bereits rezensiert habe. Andy Tauers Cologne du Maghreb ist toll. Schwiegers Orange Sanguine von Atelier Cologne ein Traum. Pomegranate Noir, jenes untypische Granatapfelcologne von Malone ist einer meiner Lieblinge. Diptyque hat ebenfalls schöne Colognes – siehe deren L’Eau-Kollektion, die ich hier und hier rezensiert habe.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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