Wann ist ein Mann ein Gentleman? Duftende Erklärungen von Gentleman’s Tonic

Die Londoner Marke Gentlemen’s Tonic gibt es schon seit 2004 und bietet Pflegeprodukte für den Herrn an, ganz gleich ob er Kunde im eigenen Barbershop ist oder nicht. Die Herrenpflegelinie von Gentlemen’s Tonic findet Ihr hier, vielleicht komme ich noch dazu, sie einmal zu testen, heute soll es allerdings um die drei Düfte des Hauses gehen.

GT BC

Hinter dem Begriff „Gentleman“ steckte ja einmal mehr als nur die Unterscheidung zwischen Männlein und Weiblein. Der „liebenswürdige Mann“ galt in früheren Jahrhunderten immer als Adliger, wobei sich das edle Erscheinungsbild sowohl in Auftreten und Benehmen als auch in charakterlichem Adel äußerte. Heutzutage heißt es ja auch „Ein Gentleman schweigt und genießt“, aber muss er auch mehr können? Gibt es diese Spezies überhaupt noch? Ich weiß es ehrlich nicht, häufiger begegnen einem diejenigen, von denen man sicher sagen kann, dass sie es nicht sind.

Ein paar Gedanken von meiner Seite dazu: Sicher müsste ein solcher Mann exzellente Umgangsformen besitzen, eine zuvorkommende, höfliche Art, ein Mann, der verbindlich ist, aber auch die Distanz wahrt, der ganz sicher kein Prahlhans und kein Blender ist. Ein Gentleman würde sicher nicht über die Schwierigkeiten des Lebens klagen, sondern diese stets mit Fassung tragen. Stichwort „stiff upper lip“ – eine gewisse Ruhe und Abgebrühtheit in Gefahrensituationen, gepaart mit trockenem, niveauvollen Humor. Dazu gehört sicher auch eine Kultiviertheit, eine gute Allgemeinbildung, das Beherrschen der einen oder anderen Fremdsprache und nicht zuletzt ein vollendetes äußeres Erscheinungsbild als Spiegel der inneren Verfasstheit.

The Gentleman Fencer 1
von Graham Campbell „The Gentleman Fencer 1“ [CC BY-SA 2.0], via flickr

Ob es immer ein Dreiteiler sein muss, weiß ich nicht, makellos gepflegt ist die Kleidung aber sicher, abgekaute Fingernägel, Körpergeruch und andere Nachlässigkeiten wird man vergebens suchen, im Gegenteil, der Gentleman dürfte bis ins Detail Wert auf Perfektion legen, ohne dabei pedantisch zu sein, sicher ist das eine Gratwanderung.

Kommen wir zur Sache. Dass ein guter Duft für einen Gentleman unerlässlich ist, wird sicher niemand bestreiten. Wie stellen sich nun die Fachleute in Sachen Barbershop von Gentleman’s Tonic den entsprechenden Duft vor? Die drei, im Übrigen international aufgestellten Duftthemen heißen Sinsa, Honos und Junzi.

Sinsa

sinsa

Sinsa ist der koreanische Begriff für den Gentleman, so steht der Sinsa-Mann für Großzügigkeit, Rechtschaffenheit und ist immer bereit, für das Gute Opfer zu bringen.

Los geht es ganz klassisch cologneartig mit Zitrusfrüchten und pfeffrigen Akzenten. Im Herzen sorgt der florale Jasminhauch für angemessene, aber keinesfalls feminine Eleganz, die wiederum von feinen Gewürzen, allen voran Zimt, unterstrichen wird. Die Basis zeigt sich holzig und moschuslastig und ist für meine Begriffe fast einen Hauch zu leicht geraten und bekommt so eine fast schon cleane Wendung. Merkwürdigerweise einer der ganz seltenen Fälle, bei denen der Duft auf dem Teststreifen besser herauskommt als auf der Haut. Ich würde sagen, „Sinsa“ ist der modernste der drei Musketiere.

In meinen Augen ein klassischer, aber nicht allzu klassischer Herrenduft für Freunde von Zitrusdüften und Colognes mit einer modernen Seele.

Die Duftkomposition
Kopfnote: Bergamotte, Grapefruit, Rosa Pfeffer, Elemiharz, Schwarzer Pfeffer
Herznote: Jasmin, Gewürze, Zimt
Basisnote: Zedernholz, Leder, Vetiver, Tabak, Ambra, Moschus, Vanille

Honos

honos

Honos ist ein alter Begriff aus dem Lateinischen und meint „achtbar“ und „würdevoll“, wir sprechen von einem Mann mit großen Tugenden, ein Vorbild an Stärke und Perfektion.

Beim Wort Honos muss ich an „honorige“ ältere Herren denken, bei denen nicht nur Schläfen ergraut sind. Mein erster Eindruck ist, dass sich dieser Duft etwas kräftiger und profilierter zeigt als „Sinsa“. Die obligatorischen Zitrusfrüchte und Gewürze haben hier etwas mehr Schmackes, brauchen sie vermutlich auch, da im Herzen großkalibrige Gewürze wie Zimt, Muskatellersalbei und Muskatnuss sowie krautiger Lavendel warten. Irgendwo dazwischen kommt mir eine leicht vergorene Weinnote entgegen, die ich nicht so recht zuordnen kann und die auf der Haut aber ausbleibt. Auch meine ich in der Basis Moschus und Hölzer identifizieren zu können, leider kommt der versprochene Weihrauch nicht zu mir durch. „Honos“ besitzt nicht nur mehr Zugkraft, sondern vermutlich auch eine höhere Intensität – so scheint es mir zumindest. Vielleicht haben wir es hier mit einem Gentleman zu tun, der vor allem mit Durchsetzungskraft brilliert, ein Entscheider, der seine Macht und seinen Einfluss stets mit Würde und Stil einzusetzen weiß.

Die Duftkomposition
Kopfnote: Schwarzer Pfeffer, Rosa Pfeffer, Bergamotte
Herznote: Zimt, Lavendel, Muskatellersalbei, Muskatnuss
Basisnote: Ambra, Moschus, Sandelholz, Weihrauch

Junzi

junzi

Junzi war ursprünglich der chinesische Ausdruck für einen Mann von edler Gesinnung. Der Junzi-Mann ist ein selten anzutreffender Zeitgenosse, ein Mann voller Charakter mit guten Umgangsformen.

„Junzi“ ist sicher der eigenwilligste Duft dieses Trios, ohne aber exzentrisch zu sein. Hier wurden nun die Zitrusfrüchte etwas zurückgefahren, um einem grünen und auch etwas krautigen Grundton Platz zu machen – hierfür mögen sicherlich Lavendel, Pfeffer und Muskatellersalbei verantwortlich sein. Diesem steht ein unerwarteter Cognacton sowie eine Rose entgegen, die für Noblesse und Eleganz sorgen. Gezähmter Vetiver, Moschus und leichte Hölzer stabilisieren den Duft und geben ihm einen kultivierten, aber auch charakteristischen Ausklang.

Die Duftkomposition
Kopfnote: Schwarzer Pfeffer, Bergamotte, Zitronengras, Cognac
Herznote: Rose, Muskatellersalbei, Lavendel
Basisnote: Vetiver, Papyrus, Moos, Ambra, Moschus, Zedernholz

Alle drei Düfte haben gemein, dass sie den Gentleman treffend beschreiben. Keiner von ihnen ist laut, will Aufmerksamkeit erregen oder ist avantgardistisch ausgefallen. Sie halten sich an ein klassisches Schönheitsideal der Düfte, ohne aber Traditionen zu kopieren. So sind alle drei weder schwer noch altväterlich, besitzen eine ausgewogene Mischung aus Tradition und Moderne. Das heißt auch, dass sie durchaus auch für den Mann geeignet sind, der sich nun nicht unbedingt mit Nischendüften befasst. Keine Mainstreamer, aber auch keine eingefleischten Nischenkompositionen – angenehm, charakterstark und alltagstauglich.

Vielleicht mögen die Herren unter Euch Lesern nun einwenden: „Harmen, das ist ja schön und gut, aber was sagen die Frauen dazu?“ Für die weibliche Meinung könnt Ihr einfach einmal zu Evelyns Beauty Mekka pilgern und Euch ihre Eindrücke Gemüte führen.

Liebe Grüße
Harmen

PS: Wie immer interessiert mich Eure Meinung. Habt Ihr die Düfte schon getestet? Und welche Eigenschaften sollte in Euren Augen ein echter Gentleman aufweisen? Kennt Ihr vielleicht sogar ein solches seltenes Exemplar?

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Harmen Biró Verfasst von:

Hallo, ich heiße Harmen, war bis vor Kurzem irgendwas­unddreißig und habe immer die Nase im Wind, um Duftschätze für Euch zu finden und hier vorzustellen. Selbst bevorzuge ich feine Lederdüfte oder Gewürzkompositionen, ohne mich da aber festzulegen. Warum auch? Es gibt ständig so viel Neues in der Welt der Düfte zu entdecken. → BIRÓ

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