Six Scents Series 2 – der 3. und letzte Streich.

Heute werden nun die letzten beiden Six Scents (m)einer prüfenden Nase unterzogen. Insgesamt muß ich sagen, finde ich die Serie wieder sehr gelungen, es juckt mich schon wieder bei zwei Düften in den Fingern – in Anbetracht einer gesamten Anzahl von sechs Düften ist das kein schlechter Schnitt, wenn man bedenkt, daß ich ja ein alter Hase bin und schon so manches in meinem Giftschränkchen stehen habe 😉

Die No. 5 namens Nicoll No. 17 ist Ergebnis der Kooperation von Richard Nicoll und Rodrigo Flores-Roux. Ersterer ist Jungdesigner und erregte bereits mit seiner Abschlußkollektion, die komplett von Dolce & Gabbana aufgekauft wurde, großes Aufsehen. Zweiterer, gebürtiger Mexikaner, schloß an der berühmten Versailler Parfumeurskaderschmiede ISIPCA ab, nachdem er auch bereits ein Praktikum bei Jean Claude Ellena absolviert hatte. Er zeichnet sich verantwortlich für Düfte wie z.B. alle bisherigen John Varvatos Düfte, CK free (Calvin Klein), Green Tea Revitalize (Elisabeth Arden), Fleurs de Nuit (Badgley Mischka) usw.

Die zugrundeliegende Idee für Nicoll No. 17 ist die einer Utopie, eines Traums zwischen Fortschritt und Erhaltung, irgendwo angesiedelt im Grenzbereich von Tugendhaftigkeit und Laster, vorgestellt von Nicolls als gigantisches Gewächshaus im Gewächshaus, begrünt, und aus lichtdurchlässigem Glas, das unzählige Projektionen erlaubt. Ohne Jahreszeiten ergo fern der Zeit selbst. Ein großer, irrationaler Ausdruck des Lebens.

Für Flores-Roux der Anlaß, Fenchel zu verwenden: Einerseits reduziert und minimalistisch, ist der Fenchel mit seinen vielerlei Seiten doch genau das Richtige für einen Parfumeur, der Maximales genießt. Und Flores-Roux liebt es nach eigenem Bekunden barock, ergo eher opulent. Opulent ist Nicoll No. 17 auch – aber vielmehr in seinen Kontrasten, in seinen unterschiedlichen Facetten: Der knackig grünen, der auch gerne mal in Sommersalaten verwendet wird, dann die leicht süße und wie Anis anmutende Facette, die entfernt an Sambucca erinnert, die erdige, an die Wurzeln gemahnend, dann wieder frisch-luftige Akzente.

Nicoll No. 17 ist ein floraler, grün-luftiger Duft, zart in allen Belangen: zart floral, zart fruchtig, zart grün und zart frisch. Ein Frühlingsduft würde ich sagen, sehr tragbar, minimalistisch.

Die Ingredienzen: Fenchel, Fenchelpollen, schwarzes Basilikum, Iris, Kümmel, Orange, Angelika / Engelwurz, Magnolie, Sommerefeu.

Whiskey Caramélisé, die No. 6, hört sich fast wie ein Versprechen an… Alkohol(hersteller) und Parfums, vielleicht erinnert sich jemand, das Thema hatten wir vor einigen Wochen bereits. Nun, ich bin prinzipiell immer freudig gestimmt, nicht nur, wenn es ein Gläschen Prosecco oder einen guten Tropfen Rotwein für mich gibt sondern auch und gerade bei dem Thema in Verbindung mit Parfums, kam meines Erachtens dabei bisher eigentlich nur Gutes zum Vorschein.

So auch in diesem Fall wie ich finde. Whiskey Caramélisé wurde von Yasuko Furuta, der kreativen Frau hinter Toga, zusammen mit Parfumeurin Alexandra Kosinski kreiert. Furuta ist preisgekrönte Autodidaktin im Design/Modebereich und bekannt für dekonstruktivistischen Avantgardedesigns. Kosinski, Parfumeurin bei Givaudan mit einer ausgeprägten Vorliebe für Vanille und animalische Noten, sieht sich durch Künstler wie Klimt und Modigliani beeinflußt und kreierte u.a. Cuir de Lancôme (Lancôme), Echo Woman Summer (Davidoff), Energy Man Benetton (Benetton), Emotion Divine (Mauboussin).

Furutas Inspiration ist – ein Großstadttraum, ein Blick in eine unvorhersehbare Zukunft, die es zu erobern gilt, mutig, forsch. Und, um ganz konkret zu sein, in diesem Zusammenhang: Die Erinnerung an eine Flasche Whiskey – viereckig und aus dickem Glas, gefüllt mit samtenem Whiskey in schönstem Bernsteinton.

jameson_whiskies1Auch bei diesem Duft trifft die Beschreibung so punktgenau den Nagel auf den Kopf, daß es einem an weiteren Assoziationen mangelt – jeder andere Hauch einer Idee wird verdrängt, so omnipräsent ist diese Vorstellung in meinem Kopf, rieche ich an meinem Handrücken. Die Kopfnote beginnt zuallererst mit Mandarine, um sofort breit fruchtig zu werden: schwarze Johannisbeere, ein bißchen säuerlich und Apfel, sehr deutlich zu vernehmen, darüber hinaus Dewberry, die Kratzbeere, eine Verwandte der Brombeere. All das ergänzt sich sehr harmonisch und beginnt vor einem sehr warmen Hintergrund von Sandelholz, Moschus und Patchouli raumgreifend gourmandige Noten zu entwickeln, die zumindest auf meiner Haut das Vorhandensein einer sehr hellen Ambra vortäuschen.

Alles in allem ein für meine Nase sehr außergewöhnlicher Duft, der dazu noch sehr tragbar ist – fein!

Ingredienzen: Mandarine, Muskat, schwarze Johannisbeere, Apfel, Kratzbeere, Weißdorn, Sandelholz, Moschus, Patchouli.

Nun bin ich natürlich rasend gespannt auf Euer Feedback: Was hört sich gut an, worauf freut Ihr Euch? Und, wenn ihr dann getestet habt: Was sind Eure Favoriten und warum?

Damit entlasse ich Euch erstmal ins Wochenende – ein schönes ebensolches und viele liebe Grüße,

Eure Ulrike.

P.S: So sehen die Düfte aus – sind die Umverpackungen nicht wieder schön?

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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