Wie letzte Woche versprochen geht es weiter mit den Besprechungen für die neuen Six Scents Düfte – vier stehen noch aus, zwei davon sind heute an der Reihe, die letzten beiden werde ich morgen rezensieren.
Die No. 3 der Reihe trägt den etwas eigenartig anmutenden Namen „Solar Donkey Power“. Wo jetzt hier ein Esel drin verborgen sein soll, was ein Solarexemplar desselben nun gleich wieder ist – alles egal in diesem Falle, denn: der Duft ist von Henry Vibskov.
Daß im Staate Dänemarks etwas faul ist wissen wir spätestens seit Shakespeares Hamlet – Vibskov nun ist beileibe nicht faul, sondern ganz im Gegenteil sehr geschäftig, aber: in hohem Maße unkonventionell. Der dänische Künstler und Modedesigner, der nebenei auch Drummer in einer Band ist, kann bereits auf eine beeindruckende Karriere zurückblicken: Seit seinem Abschluß 2001 entwarf er bereits 14 komplett eigenständige Kollektionen und er ist momentan der einzige skandinavische Designer, der bei der offziellen Men’s Fashion Week in Paris ausstellt. Seine Kunst wird ausgestellt im MoMa, Palais de Tokyo, PS1, Sotheby Gallery NY, usw.
Soviel also zu Vibskov. Wer mag, kann ja einen kleinen Blick in die Google-Bildersuche riskieren – da wird schnell klar, was mit obigem gemeint ist. Solar Donkey Power nun kreierte Vibskov zusammen mit Louise Turner, die bereits Mugler (Eau de Star), Joop (Wolfgang Joop), Escada (Escada Moon Sparkle), Versace (Versus Time to Relax) Düfte erschuf.
Als Inspiration für den vorliegenden Duft stand Skandinavien Pate: Herr Vibskov schildert einen Ausflug in die dortige Bergwelt, erzählt vom Verlieren und Suchen, vom Rasten… und von einer doch ein wenig machoesken Vorstellung: In einer perfekten runden Sauna sitzend, einen ovalen Hut tragend und Rauchringe in die Luft blasend, umringt von Mädchen, dem Tschirpen von Vögeln und der Sonne am Himmel. Oder so.
Inwiefern Frau Turner diese Männerphantasie mit in den Duft einbezogen hat ist unklar 😉 Allerdings, ganz klar und auch deutlich wahrzunehmen ist, daß die Sauna eine große Rolle für die Kreation spielte. Das mag sonderlich anmuten, ist es auch, aber – es riecht dafür erstaunlich gut! Turner wollte, wie sie sagte, das entspannende Moment einer Sauna einfangen, diesen Kontrast zwischen der warmen Tiefe trockener Hölzer und der Frische von eiskaltem Wasser.
Heraus kommt ein Duft, der in der Tat eine an gelungene Saunahommage ist: Ein Spagat zwischen zitrisch-prickelndem Auftakt, frisch-floral-grünen Noten und holzig-moosig-warmer Tiefe inklusive präsenter Pinie, garniert mit einem Hauch Weihrauch.
Die Ingredienzen: Bergamotte, Salbei, Geranium, Patchouli, Moos, Weihrauch, Pinie.
Die No. 4 der Six Scents möchte ich all jenen ganz besonders ans Herz legen, die schon immer auf der Suche nach dem perfekten Sonnencremeduft waren. Ich lese es in Foren immer und immer wieder – es scheint viele Liebhaber zu geben für diesen milchig zarten Duft, leicht kokosnussig und sandig, der einen vielleicht an den Traumurlaub, die letzten Ferien, den Sommer, was auch immer erinnert… Viele scheinen noch nicht das perfekte Parfum dafür gefunden zu haben… Oftmals wird Creeds Original Vetiver zitiert oder auch Estée Lauders Azurée Soleil, ich finde Smell, die No. 4 der Six Scents diesbezüglich aber viel passender und bin mir sicher, daß der Duft viele Anhänger finden wird.
Kreiert von House of Hollands Mastermind Henry Holland, dem englischen Modedesigner in Kooperation mit Stephen Nilsen, der als Parfumeur bereits Marc Jacobs Splash Lemon, Bond No. 9 Union Square, ckin2u POP Her etc. ersann.
Die „Fragrance Story“, die Idee dahinter, hört sich schon ganz zauberhaft an: Von einer Sandburg ist da die Rede, die an einem Strand steht in einer warmen Sommernacht, in der sich Fremde begegnen, sich kennenlernen… Freunde, die sich näher kommen, das Echo der Musik und der Stimmen, Distanz, die sich verringert. Der Mond, der auf das Wasser scheint und sich in sonnengebräunten Gesichtern widerspiegelt… Urlaubsträume eben.
Was war Parfumeur Stephen Nilsen wichtig? In jedem Falle wollte er Hollands Idee von Komfort und das rundum entspannende Gefühl olfaktorisch umsetzen und hatte dazu als, wie er selbst einräumt, sehr spezifische Impression ein – nicht wundern – riesiges violettes Oversized-Sofa vor Augen. Violette Blüten also, mit einer soften, beruhigenden Anmutung gleich der Textur eines samtigen Sofas, und das in Kombination mit Henrys Vorliebe für natürliche Ingredienzen und seinen Stranderinnerungen samt der Sonnencreme.
Die daraus resultierende No. 4 entspricht ziemlich genau dieser Impression: Zartflorale Noten lilafarbener und violetter Blüten ranken sich einem entgegen umhüllt von Kuschelmoschus – auch wenn die Sofaidee ein wenig absurd ist, doch, doch, es kommt hin. Und eben nicht zu vergessen: Schon sehr schnell drängt sich die Sonnenmilch ins Bild, ein wenig Kokos, in allererster Linie aber: Lotion, Sonnencreme, milchig, der typische Geruch der Pflege mit ein wenig Sand vermengt. Ich habe wirklich selten Sonnencreme so authentisch in einem Duft wahrgenommen – und zwar schon bevor ich die Beschreibung gelesen hatte 😉
Liebe Sonnenmilchfreunde, bitte: sofort testen! An alle anderen: Vielleicht werdet ihr ja auch noch zu ebenjenen… Die No. 4 ist wirklich sehr, neudeutsch: relaxend. Ein hautnaher Duft zum Kuscheln, der Urlaubserinnerungen weckt. Für mich der beste Duft der neuen Six-Scents-Serie.
Die Rezension der anderen beiden Düfte erscheint morgen. Bis dahin wünsche ich Euch eine gute Zeit –
viele liebe Grüße, Eure Ulrike.
… LEs sind superduper Stressfaktoren – vor allem, wenn sie schon gefühlte Jahrzehnte zurückliegen! Dummerweise habe ich mich u.a. nach deiner Beschreibung per Distanz in diesen Duft verliebt… und es scheint zu spät zu sein für eine Begegnung mit No. 4.
Wüsstest du evtl. ein Pendant zu No. 4, dem Sonnenmilchkracher?
Huhuu liebe Jana,
Sonnencremedüfte sind ein schwieriges Pflaster…
Du kannst es mal versuchen mit:
Penhaligon’s Anthology Collection – Night Scented Stock
Parfumerie Générale – Louanges Profanes sowie Ylang Ivohibe
Keiko Mecheri – Isles Lointaines (allerdings dabei auch recht tropisch-floral) sowie Mihimé (lieben viele als „Nivea“-Duft)
Creed – Virgin Island Water (kombiniert mit zarten Kokos- und Fruchtnoten) sowie Original Vetiver (!)
Thierry Mugler Cologne
Bulgari Omnia Amethyste
Estée Lauder Bronze Goddess
Vielleicht ist ja was dabei? 🙂
Liebe Grüße,
Ulrike.
Liebe Ulrike,
danke für diese zahlreichen Empfehlungen! Da habe ich dann ja einiges vor mir… Louanges Profanes habe ich noch als Abfüllung von ALzD, und er duftet schon seeehr nach Sonnencreme – was ich mag! Leider lässt die Haltbarkeit etwas zu wünschen übrig.
Vom Virgin Island Water habe ich schon viel gelesen, und jetzt kann ich kaum abwarten, es endlich an mir zu riechen.
Ich übernehme alle deine Tipps in meine Merkliste 🙂
Danke nochmal!
Huhuu liebe Jana,
gerne doch 🙂 Und gerne auch noch mehr, wenn nichts dabei sein sollte 😉
Lass mich mal bei Gelegenheit wissen, wie die Testergebnisse ausfallen bzw. ob Dir was von meinen Tipps gefällt!
Viele liebe Grüße,
Ulrike.