Sweets for my Sweet …

… Sugar for my Honey… Jaja, die guten alten Searchers… An diesen Song mußte ich dieser Tage denken. Warum? Weil ich in den ersten knackig-kalten Tagen nicht nur die Heizung angeworfen habe sowie die ersten, in Decken eingemummelten Abende auf dem Sofa samt Tee und Duftkerzen verbrachte.

Darüber hinaus hatte und habe ich, wie jedes Jahr zu dieser Zeit, ein unstillbares Verlangen nach süßen Düften. Selten, aber wahr. Jetzt dürfen nach einer Zeit der Abstinenz, dem Sommer mit seinen frischen Hesperiden, nicht nur die ganzen Herbst-/Winter-Düfte ran sondern es darf zum Auftakt bei mir immer gleich erstmal wieder süß-süß-süß sein.

Wer meine Vorlieben kennt weiß, daß ich normalerweise kein Leckermäulchen bei Düften bin ergo differiert meine Definition von olfaktorischem Naschzeug sicher von denjenigen anderer – trotz allem…

Odoris Tabacco galt mein erster Griff dieser Zeit: Im Sommer meines Erachtens nach so gut wie untragbar ist er dafür ein um so herrlicherer Herbst-/Winterkandidat. Ein, wie ich finde, sehr besonderer Tabakduft. Driften viele seiner Kollegen gerne mal in allzu männliche Gefilde ab, ist Tabacco ein samtig-warmer Vertreter seiner Gatttung: Der namensgebende Tabak ist bereits in den Kopfnoten deutlich wahrzunehmen, sanft abgerundet von Vanille und Moos. Ein Touch Weihrauch spendet Tiefe und Vetiver sowie – man sollte es nicht meinen – Eukalyptus sorgen für herb-rauchige und leicht scharfe Würze. Samtig im übrigen ist der treffendste Vergleich – samtiger, süß-honiggelber Tabak. Mjiammjiam.

Serge Lutens‚ Borneo 1834 ist auch so ein Kandidat, der einem das Wasser im Munde zusammenlaufen läßt: Selten habe ich so schöne, tiefdunkle, bittersüße und exotischen Schokolade gerochen – jene ist für mich nämlich ganz außerordentlich präsent in dem wunderbaren Duft, obgleich dieser in der Hauptsache dem Patchouli gewidmet ist. 1834 ist nämlich wohl das Jahr, indem dieser das erste Mal per Handelsschiff Europa erreichte. Den trockenen und seidigen Duft von Patchouliblättern soll Borneo 1834 einfangen und somit eine „a memory of waltzing Paris“ sein, eine Erinnerung an das walzertanzende Paris darstellen. Genauso wie sich in dieser Impression Lutens‘ poetische Neigung offenbart, ist auch Borneo 1834 eine echte Offenbarung: Dunkelseidige Patchouli-Schokolade mit einer fast schwindelnd machenden Tiefe durch Kampfer und einigen zarten versteckten Blüten auf einem harzigen Bett… Wer würde da nicht schwach werden?

Ein zauberhaftes Bild vermag auch Dzing zu malen: Der von Olivia Giacobetti für L’Artisan Parfumeur geschaffene Duft ist eine Hommage an den Zirkus. Ich fühle mich zurückversetzt in meine Kindheit, in der ich Zirkusbesuche liebte, die Artisten, das Dunkel im Zirkuszelt, die vielen Lichter, die Atmosphäre und die Spannung. Dzing verkörpert genau das – und ich meine jedes Mal mit jedem Atemzug die Manege riechen zu können, Kunstreiterinnen auf ihren prächtigen Pferden, die umherpreschend die Sägespäne aufwirbeln, die Süßigkeiten, die in Bauchläden von Helfern in roten Uniformen mit golden leuchtenden Knöpfen verkauft werden.

Und last but not least – Gaïac von Martine Micallef. Einer, wenn nicht der Bestseller des Hauses. Trotz allem meines Erachtens nach eher ein Geheimtipp – vollkommen zu unrecht, wie ich finde. Namensvetter war das Guajakholz, welches unter anderem in der Aromatherapie, zum Räuchern als auch in der Naturheilkunde verwendet wird. Gaïac nun ist in allererster Linie ein Holzduft, aber eigentlich noch viel viel mehr: Süßlich-warmes Holz, balsamisch anmutend und durch Harze abgerundet. That’s it. Hört sich nicht wahnsinnig spektakulär an, ist es aber. Einer der Düfte, mit denen ich diverse weibliche und fast jeden männlichen Freund angesteckt habe, wobei letztere mit Gaïac durchschlagenden Erfolg bei ersteren vorweisen konnten. Wenn das kein Test- und/oder Kaufanreiz ist? 😉

Ich jedenfalls habe Gaïac, der einer meiner ersten Nischendüfte war, schon seit Jahren und werde ihn auch mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit noch Jahre tragen.

Nun aber hatten wir genug Süßes für heute… Allerdings bin ich neugierig: Geht es Euch mit den süßen Düften gerade genauso wie mir? Und, wenn ja: Nach was für Naschkram gelüstet es Euch denn dieser Tage, was kommt bei Euch zum Einsatz?

Liebe Grüße,

Ulrike.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

Ein Kommentar

  1. Bettina d'Onofrio
    16. Oktober 2009
    Antworten

    Ich hab jetzt auch die wenigen „Süßen“ die ich hab hervorgeholt und auch zwei Neuentdeckungen gemacht.
    Bei kälteren Temperaturen hüllen sie richtig schön ein und geben das Gefühl von Wärme. Meine derzeitigen Lieblingsdüfte sind der Vanille Extasy von Montale, Cara und Vaniglia Madagascar von Farmacia Annunziata. Der schöne Lan Ael, sehr schön zum layern mit der Cara. Gibt dann diesen himmlischen Duft von Amaretti Plätzchen:) Dann meine Neuentdeckungen, so wirklich neu ist der Hermes ja nicht, Ambre Narguile von Hermes und der ganz einfach schöne Oudh Lacquer von Liz Zorn. Tiefe bittersüße Schokolade mit Agarwood und dessen rauchiger Note. Ein ganz spezieller Duft. Und der alljährliche Ambraliebling: Fiori d’Ambra von Profumum. Einfach nur schön.

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