Die Pferdenarren – natürlich im völlig positiven Sinne – von Parfums de Marly haben einen weiteren Gaul auf den Rundkurs geschickt: „Sedbury“. Aber was sage ich denn da? Ich sollte bei solch einem anmutigen weiblichen Wesen besser meine Zunge hüten, auch wenn es sich dabei um einen ausgewachsenen Hengst handelt. Nein, ich habe zum Mittagessen kein „Viertele gschlotzt“ (hochdeutsch: Viertelliter Wein getrunken) und dies soll auch kein bärtiger Beitrag zur Geschlechterdebatte werden.
„Sedbury“ macht ohnehin keinerlei Unisexanstalten, ein Vollweib sozusagen, soviel sei vorausgeschickt, trotzdem wurde das feminine Wässerchen nach dem historischen Rennhengst Sedbury benannt, Sprössling der Linie des berühmten Stammvaters des Englischen Vollbluts, Byerley Turk (zu diesem später noch ein paar Worte). Wer es alles ganz genau wissen will, darf gerne auf dieser Seite zu Sedbury weiterlesen, die in tollem Englisch verfasst ist und Sätze wie „he had sold the best horse in England for 5 guineas, and never rued after“ beinhaltet, was der ehemalige Besitzer von Sedbury wohl nach Veräußerung dieses Prachtrosses von sich behauptete.
Es wurde als Ross von außergewöhnlicher Schönheit beschrieben, eleganter Gestalt und feiner Form. Sedbury galt zu seiner Zeit als das beste Pferd seiner Größe. Das Parfum bildet genau diese Vorzüge nach und zeigt sich als hervorragende Komposition voll floralem Charakter, gepaart mit modernen Noten.
Nun, ich habe es mehr als angedeutet, die Herren haben bei diesem Duft Sendepause, auch ein Blick in die Duftnoten wird das bestätigen:
Duftkomposition
Kopfnote: Mandarine, Bergamotte, Muskatellersalbei, Lavendel
Herznote: Tuberose, Jasmin, Iris
Basisnote: Vanilleschote, Sandelholz, Ambra, Benzoeharz, Patchouli, Vetiver
Sofort ist das Weißblühertrio Tuberose, Jasmin und Iris zur Stelle und das deutlich. Glücklicherweise steuern aber die Kopfnoten (Mandarine, Bergamotte, Muskatellersalbei, Lavendel) in eine frisch-würzige Richtung, um aus dem Blütentriumvirat keine Tyrannei werden zu lassen. Schwierigkeiten habe ich mit dem Erkennen der Basisnoten (Vanilleschote, Sandelholz, Ambra, Benzoeharz, Patchouli, Vetiver), denen ich ganz pauschal einen weichen, balsamischen und warmen Ton unterstellen möchte.
Ich habe generell meine Probleme mit Weißblüherdüften, zu schnell können sie penetrant werden oder erweisen sich als überdreht und laut. Bei „Sedbury“ wurden die Noten so harmonisiert und in Einklang gebracht, dass die gesamte Komposition wie aus einem Guss wirkt, fein ausbalanciert. Wer weiße Blüten partout nicht ausstehen kann, wird auch bei „Sedbury“ vor Begeisterung nicht in Ohnmacht fallen. Wer aber Blütendüfte generell zu schätzen weiß, sonst aber die Finger von Weißblühern lässt, sollte diesem besonderen Vierbeiner eine Chance geben.
Liebe Grüße
von Harmen
PS: Von Parfums de Marly ist ein neuer Duft für Oktober geplant, namens „Byerley“, ich durfte vorab schon einmal schnuppern. Ein herrlicher Vetiverduft, von dem ich dann zu gegebenem Anlass noch mehr berichten werde, versprochen!
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