… jener soeben bei uns eingetrudelten Marke aus Grasse, die sich an der schönen Welt des Films in Cannes nicht satt sehen kann: Showbusiness in jeglicher Form hat sich Gründerin Audrey Courbier als Inspirationsquelle auserkoren – so erwarten uns auch heute mit den letzten drei Düften der neuen Kollektion Szenen, die in eben jenem beheimatet sind.
Beginnen wir mit L’Amour, La Mode (oh ja, ein schöner Name!):
„Rue St Honoré – Eine private Modeschau im einem Appartement im Haussmann-Stil. In Paris, der Welthauptstadt der Mode, kommen und gehen Designs, sie sind aber nie gleich. Hinter der Bühne wird die Aufregung sichtbar. Alles muss perfekt sein. Ein letzter Pinselstrich mit Puder, ein letztes Haarstyling, ein bisschen Lippenstift. Kreative Düfte durchziehen diese einzigartige Atmosphäre. Nur ein paar Sekunden, bevor es auf die Bühne geht.“
Leider werde ich zu solch klandestinen Ereignissen in der Regel nicht geladen, würde mich aber definitiv nicht lumpen lassen, wenn es so wäre … Eine kleine Modenschau im privaten Kreis, das wäre was! Zu wem würde es Euch denn ziehen, wo würdet Ihr gerne beiwohnen? Ich für meinen Teil würde gerne zu Comme des Garçons. Und zu Rick Owens. Oder zu Haider Ackermann. Auch Dries van Noten wäre toll. Zuallererst aber ist L’Amour, La Mode dran – und zwar mit folgenden Noten: Kopfnote: Limette, Bergamotte, Rosa Pfeffer; Herznote: Rose, Pudrige Noten; Basisnote: Leder, Weißer Moschus, Vetiver.
Es darf einmal wieder Limette sein, genau wie gestern in Inavouable – und ich liebe das! Zitrisch-prickelnd startet es hier, herb-frisch und dynamisch, kokett von rosa Pfeffer akzentuiert. Hesperiden und Pfeffer sind eine gelungene Mischung, genauso auch hier – mir gefällt aber besonders die Exotik der Limette in Verbindung damit. Jenes Duo darf allerdings nicht lange alleine strahlen, ziemlich schnell dreht sich der Duft auf meiner Haut: Eine jugendliche, frische Rose erobert die Bühne, die mit fruchtigen Anklängen von Beeren brilliert und in ihrer darüber hinaus vorhandenen Samtigkeit von sandfarbenem Wildleder untermalt wird. Dazu gesellen sich pudrige Akzente, die dem Duft eine Art modernen Boudoir-Charakter verleihen.
L’Amour, La Mode trifft erneut den Nagel auf den Kopf: Ein junger, sinnlich-femininer und sehr moderner, aber überaus tragbarer Duft für die Charakterfrau. Genügend Charisma, um vollkommen eigenständig und signaturetauglich zu sein, aber eben dennoch ein Immergeher. Mir gefällt das!
Weiter geht es mit Premier Rôle:
„Boulevard de la Croisette, Cannes. Sie geht durch das fabelhafte Luxushotel am Boulevard de la Croisette. Kultiviert und selbstbewusst hinterlässt sie einen unauslöschlichen Eindruck, eine Spur. Wie hätte er sie nicht bemerken können? Ihre Blicke treffen sich; der Anflug eines Lächelns auf seinem Gesicht. Verlangen liegt in der Luft. Beide tragen denselben Duft – orientalisch, zart und kraftvoll. Wer wird das Spiel beginnen?“
Die Zutaten dieser magischen Begegnung, die sich so gar nicht orientalisch anhören: Kopfnote: Galbanum, Kardamom, Koriander, Rosa Pfeffer; Herznote: Neroli, Ylang-Ylang, Tuberose; Basisnote: Ambra, Patchouli.
… ok, meine Schlussfolgerung ist falsch – aber nicht ganz falsch. Was ist das? Ein orientalisch-würziger Hauch weht mir entgegen – und ja, wir haben es hier mit einem Orientalen zu tun, zumindest irgendwie. Wenn das die moderne Interpretation eines Orientalen ist – dann gerne her damit! Ich bin kein großer Orientalenfan mehr – zumindest nicht an mir selbst. An anderen liebe ich es häufig, allerdings kann ich an mir deren trocken-würzige Hitze meist nicht mehr gut ertragen. Premier Rôle ist ein Spieler, ein Chamäleon, ein schillerndes: Gewürze treffen hier auf Dunkelgrünes (Galbanum vor allen Dingen), es legt sich eine samtig-würzige Schwere über den Duft, harzig-holzig untermalt und auf geniale Art und Weise kontrastiert. Und zwar einerseits mit opulenten Blüten, einem fetten Weißblüher (unsere Tuberose), verführerisch und narkotisierend, und einer frischen und gleichzeitig samtigen Rose, die ersteren im Zaum hält. Andererseits bescheren Neroli und Ylang als zart-zitrisch-süße Blümelein Anmutungen von Hesperidenfrische und Nektarsüße, die dem Duft Leichtigkeit stiften.
Verwirrend ungewöhnlich und außerordentlich interessant. Für Weiblein als auch Männlein geeignet. Und – auf jeden Fall weitere Tests wert!
Unser letzter Kandidat ist Rocher Princier:
„Der Fels des Fürsten … die letzten Strahlen der untergehenden Sonne erleuchten das Fürstentum und hüllen es in eine Atmosphäre voller Pracht und Festlichkeit. Eine besondere Aura schwebt über dem Ufer und dem Wasser. Er trägt einen äußerst eleganten Smoking und sie strahlt in einem prächtigen goldenen Abendkleid. Sie gehen zu einem der geheimnisvollen Empfänge auf dem „Felsen“. Zwischen Tradition und Moderne herrscht eine außergewöhnliche Eleganz. Niemand weiß, was die Nacht bringen mag …“
Den Startschuss in diese Nacht geben diese Ingredienzen: Kopfnote: Weihrauch, Minze; Herznote: Kardamom, Zimt, Schwarzer Pfeffer, Muskatnuss; Basisnote: Adlerholz (Oud), Eichenmoos, Ambra, Sandelholz, Leder.
Auch bei Rocher Princier läuft alles anders als erwartet: Fruchtige Anklänge, ätherische Noten – woher kommen sie, die mir in die Nase steigen? Wacholder? Und woher kommt diese leuchtende, strahlende Süße mit mentholischen Effekten, die sie begleitet? Es ist die Kombination aus zart-rauchig-kontemplativem Weihrauch und süß-scharfer Pfefferminze, flankiert und verstärkt durch Zimt, die meine Sinne verwirrt und betört. Das goldene Kleid, das seine Trägerin zum Mittelpunkt des Abends macht … Grüne Anklänge und Noten von Moos hüllen ein, zaubern gülden-grünen Schimmer – und schaffen Tiefe, verleihen dem Duft Körper. Edelhölzer, würziges Sandel und eine Prise animalisch-rauchiges Oud, ein Quentchen kokettes Wildleder, das beständige Oszillieren zwischen Kühlheit und Wärme und diese ätherische Kraft, der raumgreifende Charakter – Rocher Princier ist ein Unikat, und was für eines!
Ich bin schwer begeistert – etwas auch nur annähernd Ähnliches ist mir noch nie unter die Nase gekommen und das ist jetzt nicht ganz einfach … Rocher Princier ist schon jetzt eine Referenz. Und: Er lässt nicht nur Damen erstrahlen, sondern ist eigentlich völlig geschlechtsneutral, wenn nicht gar ein bisschen maskulin(er).
Making Of macht durchaus Lust auf mehr – Euch auch?
Ein schönes Wochenende und viele liebe Grüße,
Eure Ulrike.
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