Mit den Trade Routes wagen sich Penhaligon’s …

… jetzt auch auf Reisen: Ich spreche von dem Namen der neuen Kollektion des altehrwürdigen Hauses, die soeben auf den Markt gekommen ist. Und ja, Ihr dürftet mit Euren Gedanken zum Namen „Trade Routes“ gleich auf die richtige Fährte gekommen sein: Inspiriert sieht sich die Linie von den ehemaligen Handelsstraßen, den Seewegen, über die Gewürze, Harze und andere rare Güter transportiert wurden:

empressa „Zu Beginn des 19. Jahrhunderts ging es lebhaft zu auf den Londoner Docks. Alles, was exotisch, selten und kostbar war, wurde hier gehandelt. Die seltensten Schätze aus den entlegensten Winkeln der Welt stapelten sich im Überfluss auf den Kais und täglich traf noch mehr davon ein. Die Speicher waren voll von Federn, Gewürzen, Seide, seltenen Hölzern, Tee, Tierfellen, feinstem Porzellan, kostbaren Metallen und Edelsteinen. London war wie im Rausch. London war das Lagerhaus der Welt.“

Ehrlich gesagt habe ich die drei Exemplare erst ein wenig hier liegen gelassen, bevor ich sie getestet habe. Warum? Weil ich ein wenig angenervt war – ob der Preispolitik. Penhaligon’s, sonst eher im für Nische noch recht günstigen Preissegment bei um die 100, 120 Euro pro 100ml angesiedelt, möchten für ihre neue exklusive Linie knapp 200 Euro pro Fläschchen. Für mich sind 200 Euro für 100ml schon eine Hausnummer – da erwarte ich wirklich Qualität, die sich abhebt.

Das Herauszögern eines Tests war ein Fehler. Und ja, Penhaligon’s haben diese Qualität geliefert, ich muss es leider sagen 😉 Jetzt rumort es selbstredend wieder bei mir und ich stelle mir die Frage, ob und welche der drei Schönheiten bei mir einzieht. Beweist einmal mehr, dass es mir ganz genauso geht wie Euch, meine Lieben!

Stürzen wir uns gleich auf die Düfte – ich beginne mit Empressa:

Pearl Necklace

„… for Ladies.

Let’s Talk About Inspiration
Wenn perlmuttschimmernde Perlen und kostbare Seide in den Londoner Docks eintrafen, dachte so mancher Gentleman an seine ganz persönliche Kaiserin (engl. empress). Denn die feinen Waren drückten auf elegante Weise aus: diese Frau ist schön, einzigartig und begehrenswert. Genau das und noch viel mehr versprüht „Empressa“ aus der Trade Collection von Penhaligon’s auf eingängige Art und Weise.

Let’s Talk About the Creation
Was kann eine Dame von Welt mehr schmücken als die Schönheit und die Reinheit der Perle, als die Eleganz und die Anmut von Seide? Parfumeur Mike Parrotts Duftkreation „Empressa“! Die feminine Komposition erstrahlt mit den saftigen Noten von Blutorange, Brombeere und Pfirsich, akzentuiert von einem Hauch von Rosa Pfeffer. Das zarte Rosa der Rose und das weiche Weiß der Orangenblüte blühen im Herzen des Duftes, untermalt von einem sinnlichen, warmen Fond, der dem Duft seine Tiefe verleiht.“

Die Ingredienzen: Kopfnote: Blutorange, Bergamotte, Mandarine; Herznote: Pfirsich, Schwarze Johannisbeere, Brombeere, Rose, Neroli, Geranium, Kardamom, Rosa Pfeffer, Schwarzer Pfeffer; Basisnote: Vanille, Weihrauch, Kakao, Ambra, Moschus, Hölzer, Patchouli, Sandelholz, Karamell.

Girl with a Pearl Earring at High

Empressa duftet schon, direkt nach dem der Duft auf der Haut angekommen ist, einnehmend und beeindruckend: Wir haben es hier mit einem sogenannten Fruitchouly zu tun, einer Sorte Parfum, die damals mit Muglers Angel eingeführt wurde. Gourmandnoten plus Früchte plus Patchouli – gibt es mittlerweile häufiger und ist normalerweise auch nicht unbedingt „my cup of tea“ (meine Angel-Zeiten sind vorbei), aaber … Empressa ist schon ein ganz besonderes Exemplar dieser Gattung. Ich empfinde den Duft als sehr sehr ausgewogen und von Meisterhand komponiert, mehr als harmonisch abgestimmt und trotz der Wucht, die einem Fruitchouly wohl immer innewohnt, sehr sehr komplex und fein, fast schon fragil.

Den Auftakt machen ein paar Hesperiden – zitrisch leuchtend, mit einer leichten Spritzigkeit, die an einen guten Crémant erinnert. Saftige Mandarinenschnitzer und Orange kitzeln meine Nase, wobei ich gestehen muss, dass ich die Blutorange nicht wirklich identifizeren kann beziehungsweise keinen Unterschied ausmachen kann zwischen derselben und einer normalen Orange. Umgehend nachdem ich die Agrumengesellen entdeckt habe, hält unsere Herrscherin gleich weitere Dufterlebnisse für mich bereit: Zarte Anklänge von sacht-herbem Cassis und leise Anmutungen aquarellhaft inszenierter grün-minziger Akzente, die von Geranium stammen. Eine Prise Pfeffer kontrastiert die langsam und wohlig aufsteigende Wärme, die hautnahe – auf sanfte Weise süß und seidig sich zeigend.

Untitled

Seide und Perlen sind hier Sinnbild – und eher als Impression zu nehmen. Wer Seide mag, kennt deren unverwechselbaren Eigengeruch, welcher nicht jedem Träger, jeder Trägerin gefällt. Empressa brilliert durch ein seidiges, schillernd-strahlendes Duftbild, das weniger nach echter Seide duftet, als vielmehr das Gefühl von wertvoller Seide direkt auf der Haut imitieren mag. Dieses gleitende, weich fließende Gefühl, das Umhüllende, ohne schwer zu sein oder einzuengen. Das feminin Sinnliche. Der Duft von frischen, fruchtigen Rosen mischt sich hinein, spendet Frische, während aus der Basis die schwereren Kaliber der Zutaten ihre verlockenden Düfte verströmen: Kakaopuder, sachte Sandelwürze und cremigste Vanille, zart-zuckrige Karamellkristalle und watteweicher Moschus, in delikaten, warmen Harzrauch gehüllt.

Softer Than Silk

Mich begeistert die Feinheit, die grazile Ausgewogenheit des Duftes. Fruitchoulys sind gerne mal Sexbombs, direkt-offensive. Empressa hingegen hat durchaus Sex-Appeal, verführt aber subtiler, intelligenter. Er verlockt mit edler Erotik und vermag es, weibliche Sinnlichkeit auszudrücken, ohne mit dem Holzhammer zu arbeiten.

Ein überaus gelungener Einstieg in die Trade Routes!  Ihr dürft gespannt bleiben – die beiden anderen Schätze, Levantium und Lothair folgen dieser Tage auf dem Fuße!

Bis dahin alles Liebe und viele Grüße,

Eure Ulrike.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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