… im neuen Jahr 2015 – lange habe ich überlegt, was ich Euch heute „servieren“ soll. Und habe hin und her überlegt, mich dann irgendwann zu einem beherzten Griff in die Probenkiste entschieden und zwei Düftchen herausgepickt, die ich schon dieser Tage rezensieren wollte. Das werde ich heute nachholen, zumal mich die bisherigen Lancierungen des Labels durchaus überzeugt haben: Vorhang auf für Santal Carmin und Blanche Immortelle aus der Collection Métal von Atelier Cologne.
Beginnen wir mit Blanche Immortelle:
„Ihre schier grenzenlose Großzügigkeit charakterisierte sie, doch blieb sie lieber allein. Jeden Moment der Freiheit stellte sie voller Leidenschaft und Inbrunst in den Dienst einer Sache, die die Welt verändern sollte. Ihr Engagement würde für immer die bestehende Ordnung verändern.“
Die Ingredienzen: Kopfnote: Bergamotte, Mandarine, Mimose; Herznote: Immortelle (Italienische Strohblume), Jasmin, Türkische Rose; Basisnote: Patchouli, Vetiver, Sandelholz.
Die Erwartung von Immortelle wird den einen oder anderen schon schaudern lassen, denn dieses kleine, feine Blümchen hat doch einen sehr charakteristischen Duft: Rauchig-trocken mit dem Aroma von Harzen und Curry wird sie oft auch mit Maggi oder ähnlichem verglichen. Würzig und sehr eigen zeigt sie sich, häufig auch mehr als präsent in Düften. Ein Spalter, würde ich sagen – einige lieben sie, andere hassen sie. In der Mitte wird der Raum dünn.
Blanche Immortelle ist kein solcher Spalter, ich würde sogar sagen, dass es sich hier um einen der wirklich seltenen Düfte mit der kleinen Strohblume handelt, der diese gekonnt, aber nicht omnipräsent in Szene setzt. Im Auftakt nehme ich zuerst einen satt-saftigen mediterranen Obstteller war: Zitrusfrüchte, reif, süß, herb und prickelnd, bereits begleitet von samtigen Blütenanklängen. Weißblüher und, ja, eine Rose. Dass es sich bei den weißen Blümelein um Jasmin handelt, wird mir alsbald klar, allerdings verzichtet dieses Exemplar auf indolische Anklänge und zeigt sich cremig, sinnlich und feminin. Und insgesamt ist Blanche Immortelle – elegant. Und bleibt es auch. Ein Attribut, das auf die wenigsten Düfte mit Strohblume zutrifft, wie ich meinen mag. Hier würzt sie im Hintergrund zart, imitiert auf subtile Weise Rauch und versteht es sogar, nicht nur herz- sondern auch harzhaft zu sein. Das verschafft dem Duft etwas Besonderes, der in einer wohltuend schönen Basis der üblichen Verdächtigen mündet: Patchouli stiftet Rückgrat, Tiefe, ein wenig Erdigkeit und Puder. Vetiver unterstreicht das sanfte Raucharoma und Sandelholz spendet Wärme und untermalt die süße Würzigkeit des Duftes.
Ein wirklich schöner, ausgewogener und sehr feiner Duft. Eigentlich hätte ich während der Beschreibung behauptet, dass er nur für uns Weibis geeignet ist – aber die Basis, ja doch, die Basis, die kann ich mir wunderbar auch an einem Mann vorstellen, die Kopfnote sowieso … Blanche Immortelle insgesamt ist ohnehin etwas skinnig bezüglich seines Naturells: Dicht an der Haut, unterstreicht deren Sinnlichkeit, ohne „Hier! Ich! Parfum!“ zu rufen. Testen, meine Lieben – und auch einen Test wert für Immortelle-Zauderer!
Santal Carmin ist unser zweiter Kandidat:
„Schon von klein auf hatte er eine scharfe Intuition und diese natürliche, grenzenlose Neugier. Eines Tages würden sie ihn als Revolutionär bezeichnen. Der Moment war gekommen, in dem er für seine Träume kämpfen und seine Ideen in die Welt hinaus tragen wollte. Hier könnte der Beginn einer neuen Ära liegen.“
Die Zutaten: Kopfnote: Bergamotte, Limette, Safran; Herznote: Sandelholz, Guajakholz, Weißer Moschus; Basisnote: Papyrus, Texas-Zedernholz, Vanille.
Wow – was für ein Auftakt! Eine fette Portion Safran, kostbar und wie immer eigenartig-wundervoll duftend, sowie ein Spritzerchen Limette, so hell und leicht wie ein sommerlicher Cocktail, wundervoll erfrischend die dumpfe Trockenheit des Safrans ausbalancierend. Weiches, herrlich würzig-holzig-süßes Guajakholz und sanfte Moschuswattewolken, herrliches Sandelholz mit all seinen Facetten: Barbershop-Aromen, Würze, Süße, Tiefe, Harzanmutungen, ein Hauch von Lakritze (die ich manchmal, ja, bei Sandelholz erahne). Die Basis rundet mehr als gelungen ab: Papyrus stiftet sachte herbe Noten, Zeder säubert und holzt und Vanille sorgt für eine weiche Cremigkeit als Untergrund.
Ein völliger neuer „Take“ bezüglich des Themas Sandelholz – und einer der wenigen Düfte, die mit wirklich prägnanten, vollen Safrannoten brillieren. Herrlich!
Ich bin gespannt: Habt Ihr schon getestet? Wie steht Ihr sonst zum Label, hat bei Euch schon was aus deren Kollektion Einzug gehalten?
Viele liebe Grüße und ein schönes Wochenende,
Eure Ulrike.
Eine schöne Duftwahl für den ersten Artikel des Jahres! Und danke, dass Du mich an Immortelle Blanche erinnert hast, mein Pröbchen wäre nämlich beinahe in Vergessenheit geraten. Als meine Probenbestellung (Immortelle Blanche + Rendez-Vous) ankam, habe ich mich sofort auf Rendez-Vous gestürzt – und mich prompt verliebt. Nun habe ich aber Immortelle Blanche auf mein Handgelenk geträufelt und finde ihn genauso schön. Ein wenig erinnert er mich an ELdO’s Like This, ich glaube da ist auch Immortelle drin, oder?
Von Atelier Cologne besitze ich lediglich den schönen Silver Iris. Sous le Toit de Paris habe ich als Abfüllung, wenn ich Nicolais Violette in Love aufgebraucht habe, gibt es vielleicht eine Vollgröße.
Die Colognes der Collection Originale lassen mich, da ich in letzter Zeit immer weniger mit Zitrusdüften anfangen kann, relativ kalt. Ich weiß, dass Orange Sanguine viele Liebhaber hat, an mir riecht er leider wie Badreiniger. Sehr schön finde ich Vanille Insensée, wenn man keine Probleme hat mit Vanille, so wie ich, ist es ein toller Duft.
Schade, dass es von der Collection Mètale und den Exclusives keine Größen unter 100ml gibt, den Vogel schießt hier Rendez-Vous ab mit 220ml, zu entsprechendem Preis :(((
LG, Dorothea