… soll uns verzaubern, zweifelsohne – das verrät schon der Name, der sich aus dem arabischen Wort für Alchemie herleitet. Das Haus wagt sich damit an ein neues Konzept: Die beiden Düfte der Al Kimiya-Kollektion können sowohl alleine als auch mit den anderen Düften des Hauses D’Orsay getragen werden, gelayert werden, wie es bei uns Liebhabern so schön heißt:
„Wie in der Alchemie adaptieren, unterstreichen und beeinflussen sie die zusätzlich getragenen Duftnoten mit nur einem Ziel: ein persönliches einzigartiges Parfum zu erzeugen. Entdecken Sie diese ausdrucksstarken und einmaligen Parfumextrakte aus seltenen und zugleich noblen Essenzen und erfreuen sich an den hoch konzentrieren und lang anhaltenden Düften.“
Wie das ganze funktioniert, wird uns ausnahmsweise einmal erklärt: Magie zum Anfassen – mein Onkel wollte mir damals nie die Zaubertricks verraten, Parfums d’Orsay sind diesbezüglich wesentlich gnädiger:
„Die neuen Parfumsextrakte von Parfums d’Orsay erlauben es, die Facetten eines jeden Parfums anders und neu hervorzubringen. Sie unterstreichen und betonen einige Nuancen und verstärken den Duft als solches. „Oud et Bois“ und „Ambre et Musc“ sind so entwickelt worden, das sie die übrige Duftkollektion von Parfums d’Orsay verfeinern. Darüber hinaus und mit einem allgemeineren Ansatz sind sie auch für die Kombination mit Düften anderer Dufthäuser getestet und entwickelt worden. Al-Kimiya „Ambre et Musc“ ergänzt bei Herrendüften eine gewisse Pudrigkeit und Sinnlichkeit, bei Damendüften gibt er den Düften mehr Körper und Haltbarkeit. Al-Kimiya „Oud et Bois“ verleiht Herrendüften grundsätzlich mehr Charakter und Ausdruckskraft, Damendüften schenkt er Tiefe und Intensität.“
Das nun finde ich mehr als fair – die Kompatibilität mit Düften anderer Firmen zu erwähnen. Jedem Parfumfan dürfte klar sein, dass man Düfte auch mit (anderen) Düften kombinieren kann – die Neugierde spätestens treibt einen dahin, und je besser man sich auskennt, desto mehr Erfolg hat man mit selbst zusammengestellten Layerings. Und ganz bestimmt hält sich dabei keiner nur an einer Firma fest, sondern man orientiert sich nach dem eigenen Sortiment, das meist olfaktorische Repräsentanten diverser Häuser beinhaltet. Ein feiner Zug also – ich bin gespannt. Aber zuerst einmal testen wir die Düfte einzeln – und beginnen mit Ambre et Musc.
Ambre et Musc wartet mit folgenden Ingredienzen auf: Kopfnote: Benzoeharz, Gurjunbalsam; Herznote: Labdanum (Zistrose), Liatrix, Vanille; Basisnote: Sandelholz, Ambra, Hölzer, Weißer Moschus.
Nomen est Omen – aber vielleicht suche ich einfach zuerst danach, nach Ambra und Moschus. Watteweicher, skinniger Moschus, federleicht und verhalten pudrig, von einer sauberen Süße. Und Harze, helle, lichte Harze, balsamisch und sacht-würzig. Nicht schwer, nicht dunkel, sondern elfengleich zart, mit sanften Anleihen von Vanillecreme. Und pudern kann Ambre et Musc, und zwar vom Feinsten.
Ihr wisst, ich bin kein ausgemachter Moschus-Fan, dieses Kleinod hier hat aber wirklich etwas, ganz gewiss – und die Sillage ist auch nicht von schlechten Eltern, meine Lieben! Ich kann mir Ambre et Musc richtig gut zum Layern vorstellen und denke, dass er tatsächlich obige „Aufgaben“ erfüllen dürfte.
Und wie sieht es mit Oud et Bois, dem Oud mit Hölzern aus? Zuallererst einmal die Zutaten: Kopfnote: Elemiharz, Sandelholz, Adlerholz (Oud); Herznote: Patchouli, Nagarmotha; Basisnote: Weihrauch, Labdanum (Zistrose), Hyrazeum, Ambra, Hölzer.
Hyrazeum oder auch Hyraceum – was ist das, fragt sich jetzt sicher der eine oder andere von Euch? Wollt Ihr es wissen? Ok, Freunde – Hyraceum stammt von einem überaus possierlichen kleinen Tierchen namens Klippschliefer, auch Klippdachs genannt. Und zwar wird es aus dessen Exkrementen hergestellt, ja – Gott sei Dank aber den ewig alten. Hier bei Fragrantica könnt Ihr etwas darüber lesen, auch das, was für uns wichtig ist:
„In der Parfümerie wird jahrhundertealtes, trockenes, schweres und steinhartes Hyraceum verwendet. Der Duft ist animalisch und sinnlich und erinnert an eine Mischung aus Moschus, Zibetöl, Bibergeil, Tabak, und Agarholz. Aufgrund der charakteristischen Struktur wird Castoreum auch Afrikastein genannt. Das insgesamt erdige, reichhaltige und harzige Hyraceum wird dadurch gewonnen, in dem man die „Steine“ pulverisiert und mit reinem organischen und nicht denaturierten Alkohol mischt. Das Wichtigste zum Schluss: Keinem Tier wird weh getan!“
Darüber hinaus habe ich auch diesen, schön illustrierten Artikel im Netz gefunden, schaut mal rein.
Bewusst habe ich Hyraceum noch niemals wahrgenommen, wenn ich allerdings jetzt in den beiden Artikeln lese, was für ein Duftchamäleon es ist, bin ich mir nicht sicher, welche Qualitäten ich ihm jetzt zuschreiben darf oder den anderen Ingredienzen des Duftes. Sicher ist: Oud et Bois duftet wundervoll. Rauchiges, verhalten medizinisches Oud im Auftakt, von einer würzig-scharfen Keckheit, sich langsam einfügend in das warme Gemälde. Hölzer, gleichermaßen kantig als auch samtig, von einem balsamisch-warmen, kostbaren Harzholz aufgefangen und getragen. Anfangs etwas knarzig und heftig beruhigt sich Oud et Bois alsbald und zeigt uns seinen wahren Charakter: Oud, Harz- und Tabakrauch und Hölzer, gebettet auf einer kostbaren Wärme, von feiner Süße gesegnet.
Und, seid Ihr neugierig geworden?
Viele liebe Grüße und einen guten Start in die Woche,
Eure Ulrike.
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