Mendittorosas Odori d’Anima …

… sind schon vor einiger Zeit bei uns im Shop gelandet – und bisher hatte ich nicht die Zeit gefunden, mich dieser neuen Linie zu widmen, was ich heute und morgen zu ändern gedenke. Seelendüfte – was für eine schöne Selbstbeschreibung, die die Latte allerdings auch einigermaßen hoch hängt, wie ich finde.

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Die Kollektion Mendittorosa stammt, wie man dem Namen schon anmerkt, aus Italien, genauer:  am Fuß des sizilianischen Vulkans Stromboli. Stefanie Squeglia, gebürtige Neapolitanerin, ist die Frau hinter der Marke und ihre Intention fasst sie in ganz klare Worte:

„Neigungen, keine Parfums. Entworfen für den Einzelnen, nicht für alle. Diese Düfte richten sich an Personen, die einen Raum in Schwingung versetzen. Getrieben vom Fernweh suchen sie immer nach ihrem Gegenteil und bedienen sich ihrer Leidenschaft und ihres Instinktes, um ihren eigenen Weg zu gehen.“

Den Anfang machte Squeglias Dufttrio Alfa, Id und Omega, der Schönheit Siziliens gewidmet. Hernach folgten North und South. Kunsthandwerk und Handwerkskunst hat in Italien große Tradition, so wundert es mich nicht, dass auf die Aufmachung der Düfte ein besonderes Augenmerk gelegt wurde: Die Deckel wurden eigens von Künstlern geschaffen, in Anlehnung an die Landschaft, der die Parfums huldigen. Gebettet sieht sich jeder Flakon in einer herrlichen Birkenholzkiste, die an die Kisten erinnern soll, in denen Kunstgegenstände um die Welt geschippert werden. Der aufmerksame Leser weiß, dass ich im Regelfall die „inneren Werte“ immer vorziehe und kein Flakonsammler bin – dieses „Außen“ hier macht aber wirklich was her, erst recht, wenn man die Holzkistchen einmal live in der Hand hatte.

Aber – wir wollen ja nicht oberflächlich sein. Und sind außerdem selbstredend ganzheitlich orientiert, weswegen ich mich jetzt sofort für Euch ins duftende Getümmel stürze! Beginnen möchte ich von hinten, nämlich bei den Himmelsrichtungen Nord und Süd.

Norden und Süden, zwei Gegensätze, ein Gegensatzpaar – und schon sind wir wieder bei Mendittorosas Motto: „Eine Liebesgeschichte, die tief in die Tradition der Herzenssuche nach dem Gegenüber eintaucht – eine Geschichte von Sehnsucht und Vollkommenheit. Jeder Norden hat seinen Süden, jeder Süden seinen Norden.“ Beide Düfte sind Individuen, verschmelzen aber auch gerne zu einer Einheit, will sagen: Man kann und darf sie auch layern, gelayert tragen. Das werde ich doch gleich versuchen, später.

MendittorosaNorth North, unser Norden, soll „hell und rein“ sein, „leicht und nostalgisch“. Er soll Erinnerungen hervorrufen an das Holz schwedischer Saunen, an Blätter und Kinderzeichnungen – und unternimmt das mit folgenden Zutaten: Kopfnote: Schwarzer Pfeffer, Aldehyde; Herznote: Ozonische Noten, Florale Noten; Basisnote: Atlas-Zedernholz, Virginia-Zedernholz, Muskatnuss.

Hell und rein – diese Attribute passen perfekt: North beginnt sacht leuchtend und wollweiß. Zuckerwatte, die sich über weißes Zeichenpapier webt, Muster von Schneekristallen nachahmend und den Odem einer frischen Meeresbrise verströmend. Lackweiß, watteweich, transparent und irisierend, gebrochene Wärme, Sauberkeit und der zarte Strich von Graphit auf Papier. Von Ferne: Die zart-krautig-floralen Anklänge eines schon lange gekühlten Saunaaufgusses. Kunstvoll verschlungen, vorsichtig polarisierend und dennoch – harmonisch umhüllend und beschützend, auf unnachahmlich unschuldige Art und Weise.

mendinorth By KavewallCC BY 2.5 –> https://creativecommons.org/licenses/by/2.5/

mendittorosasouth Ist South das Gegenteil? Dann muss South direkt sein, opulent, entschlossen. Und vermutlich warm. Der Beschreibung nach könnte der diese meine Erwartung erfüllen, soll er doch „schwül“ sein und an warmes Brot, in der Sonne trocknende Leintücher und den Duft französischer Kernseife erinnern. Wobei – auch hier wieder viel Unschuld, findet Ihr nicht? Die Ingredienzen: Kopfnote: Basilikum, Alpenveilchen; Herznote: Seringablüte; Basisnote: Haselnuss, Sandelholz.

Frisch aufgesprüht verursacht South bei mir sofortiges Kopfkino – ein Auszug davon: Brot? Brot! Ja, sehr fein – erinnert mich an … meine leider vergriffene Lieblingskerze Révolution von Cire Trudon, die nach Holzofenbrot duftete. Und, wie heißt er doch gleich, der Serge Lutens mit dem Brot? Aber Achtung, hier ist sie schon, die unverkennbare Haselnuss. Nein, keine Nutella auf dem Brot, Haselnuss, kernig und von einer dezenten Pudersüße. Jeux de Peau, jetzt habe ich es, so hieß er, der Lutens-Duft. Und schöner als er war Praliné de Santal von Parfumerie Générale, der, hier schließt sich der Kreis, ebenfalls Nussnoten enthält. Ich denke weiter an jene Monroe-Hommage Immortelle Marilyn, die mit Haselnussseide und Heu brillierte … South ist aber – trockener. Und sauberer, denn hier weht einem in der Tat der Duft frischgewaschener Wäsche in die Nase, der in einem eigenartigen Kontrast zu den satten Nüsschen steht. Ein bemerkenswerter Duft.

mendisouth By KavewallCC BY 2.5 –> https://creativecommons.org/licenses/by/2.5/

Gelayert habe ich die beiden Himmelsrichtungen natürlich auch – und zwar im Test jeweils in umgekehrter Reihenfolge. Das Ergebnis bleibt auf meiner Haut so ziemlich das gleiche, obwohl, vielleicht gefällt mir North mit South übersprüht ein wenig besser: Hier nehme ich abstrakte, seltsam saubere Fruchtnoten wahr, eine Spur Haselnuss, ozonische Anklänge, die mich irgendwo in die Nähe von Wasser versetzen, sandige Erde zwischen den Zehen, Gräser um die Beine und die Wäscheleine, die frisch bestückte und hell strahlende irgendwo im Rücken.

Ein sehr interessanter Einstieg – bin gespannt, wie es morgen weitergeht. Ihr auch? Habt Ihr schon getestet?

Viele liebe Grüße,

Eure Ulrike.

Bildquelle: Mendittorosa und www.kavewall.com – some rights reserved. Vielen lieben Dank!

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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