… ist der Name eines altehrwürdigen Parfumhauses, das seine Geschichte mit vielen anderen klassischen Häusern teilt und ein ähnliches Schicksal erfahren hat. Aber zuerst einmal von vorne: Vor einigen Tagen ist die Kollektion bei uns im Shop gelandet und dieser Zuwachs war für mich Grund genug, Euch nicht nur die Düfte vorzustellen, sondern auch der Geschichte des Hauses zu folgen.
Mir sind immer wieder auf Parfum(flakon)börsen, auf ebay, Flohmärkten und so weiter alte Flakons von Le Galion ins Auge gestochen, insofern ist mir deren Name wohlbekannt – Euch auch? Davon ab: Flakonsammler unter Euch?
„In 1930, Prince Murat, a descendant of Joachim Murat, brother in law of Napoleon 1st, and King of Naples, founded Le Galion Perfume House. The first fragrances the house created were called Chypre, Indian Summer, Champs de Mai, Il n’est qu’à moi, Fougère, 111 and 222.“
Prince Murat verkaufte sein Parfumhaus schon sehr bald, nämlich fünf Jahre nach dessen Gründung, an den Parfumeur Paul Vacher. Vacher hatte sich damals bereits einen Namen gemacht für Klassiker wie Lanvins Arpège, Rumeur und Scandal (mit Andre Fraysse) und er erfüllte sich mit dem Kauf von Le Galion den Traum eines eigenen Hauses, für das er in den nächsten Jahren diverse Parfums schuf: Sortilège, Bourrasque, Brumes, Iris und Tubéreuse, nach dem Krieg dann Special for Gentleman, Frac, Lily of the Valley, La Rose, Snob und Whip.
Vacher erwarb sich mit all seinen Kreationen einen Namen, der in einem Atemzug mit den ganz Großen der Branche genannt wurde wie zum Beispiel Ernest Daltroff, Edmond Roudnitska Ernest Beaux oder Jacques Guerlain. So kam es auch, dass er für Dior einige Ikonen kreierte: Miss Dior und Diorling gehen auf sein Konto. Für sein eigenes Haus fertigte Vacher bis zu seinem Tod im Jahre 1975 Parfums. Hernach übernahm seine Tochter die Leitung der Marke als auch die Parfumeurstätigkeit.
Der Niedergang von Le Galion begann ähnlich wie bei vielen anderen alten Häusern: Anfang der 80er verkaufte man an einen amerikanischen Konzern, der die Marke in atemberaubender Schnelligkeit durch schlechte Geschäftsführung ruinierte, bis sie in Vergessenheit geriet.
Der Mann, der Le Galion nun wie einen Phönix aus der Asche wieder auferstehen ließ, ist Nicolas Chabot – hier zwei Interviews mit ihm, einmal von der diesjährigen Esxence in Englisch und einmal in Französisch:
Das schöne Image-Video der Firma solltet Ihr Euch ebenfalls nicht entgehen lassen:
Der Name der Marke sieht sich, wie unschwer zu erkennen, von den majestätischen Seefahrer-Galeonen mit ihren riesigen quadratischen Hecks inspiriert, „um die Idee von Freiheit und Aufbruch zu verkörpern“. Dann lasst uns aufbrechen und uns ins duftende Abenteuer stürzen!
Die heutigen Flakons ähneln den ursprünglichen Flakons sehr, die Vacher zusammen mit bekannten Flakondesignern und Künstlern wie Julien Viard und Serge Mansau schuf. Mir persönlich kommt es zwar immer mehr auf Inhalte an, allerdings gefällt mir, dass man sich bei Le Galion an den alten Flakons orientiert und deren für das Haus typische Formensprache auch jetzt, bei der Renaissance der Marke, wieder aufgreift.
Betreffs der Rezensionen möchte ich mich chronologisch vorantasten: Alle Düfte sind Neuauflagen der alten Klassiker, insofern beginnen wir mit der Ikone des Hauses, mit Sortilège, das auf den gleichnamigen Duft aus dem Jahre 1936 zurückgeht. Leider kenne ich keinen einzigen der Originaldüfte in ungekipptem Zustand, was mir einen Vergleich unmöglich macht.
Vermutlich könnt Ihr es Euch bereits denken – wir haben es bei Sortilège mit einem aldehydigen Bouquet zu tun, zeittypisch. Die Noten: Kopfnote: Maiglöckchen, Flieder, Ylang-Ylang, Aldehyde; Herznote: Jasmin, Mimose, Narzisse, Türkische Rose, Iris; Basisnote: Sandelholz, Vetiver, Labdanum (Zistrose), Moschus, Ambra.
Dass Sortilège über viele Jahre hinweg ein Bestseller gewesen ist, wundert mich überhaupt nicht: Ein typischer Franzose, der mir sofort die grazile Eleganz in Erinnerung ruft, die man französischen Frauen so oft zuschreibt. Im Auftakt zeigt sich mir alsbald das frische, säubernde Maiglöckchen, das der Komposition auch eine gewisse Wässrigkeit, Taubenetztheit spendet, die wiederum von Narzisse aufgegriffen wird, dezent metallisch. Fruchtige Rose und Weißblüher nehme ich wahr, ein dicht gewebter Duftteppich, ein Blumenmeer, das köstlich eingerahmt wird von Nektaranleihen. Im weiteren Verlauf sorgt die Iris samt ihrem Gefolge, der Basis, für noch mehr Weiblichkeit: Pudrigkeit und Hautnähe, kostbare Samtigkeit und geheimnisvoll-marzipanig anmutende Süße machen den weiteren Charakter des Duftes aus, der meine Nase verzaubert. Und sicherlich nicht nur meine!
Sortilège ist definitiv ein Vintageduft, meiner Meinung nach aber durchaus zeitgemäß und gleichermaßen klassisch als auch glamourös. Ein femininer Franzose, dessen Herz dem Puder gehört sowie den Blüten. Für mich ein gelungener Auftakt – ich bin gespannt, wie es mit Le Galion weitergeht – Ihr auch?
Viele liebe Grüße,
Eure Ulrike.
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