Ich glaube, ich darf auch für Ulrike sprechen: wir sind Heeley-Fans. Wenn ich mich an meine Heeley-Erlebnisse zurückerinnere, waren alle Düfte von einer angenehmen Extravaganz geprägt, die wiederum mit einer ganz lässigen, leichten Art vorgetragen wurde. So hat es mich sehr gefreut, dass vor Kurzem ein Neuling eintraf mit dem schönen Namen: „Vetiver Veritas“
„Über der wilden und majestätischen Landschaft flüstert leise das in der Sommersonne gereifte Gras, das eine Überraschung birgt.“
Die Einleitung lässt einen meditativen Duft vermuten sowie in sich ruhende Whitmansche Graspoesie erahnen. Dem ist aber nicht so. Mit der vorhin erwähnten Leichtigkeit sollte ich auch ganz schnell zurückrudern.
Vetiver – das erdige, wurzelartige und auch oft rauchige duftende Öl des Vetivergrases wird durch Wasserdampfdestillation den Wurzeln entzogen. Das in diesem Duft verwendete Vetiver stammt aus Haiti, wurde nach den Regeln des fairen Handels erstanden – selbst der enthaltene Alkohol kommt von Roggen und Lavendel, also haben wir es hier laut Hersteller mit einem 100-prozentigen Naturprodukt zu tun und soll das erste einer ganzen Reihe sein, der 100 % Natural Eau de Parfum Collection von James Heeley.
Ganze 90 % Vetiver sind in dem Duft enthalten, hier ist also der harte Kern der Vetiverfreunde gefragt.
Mein persönlicher Eindruck. Vor allem auf dem Teststreifen, aber auch auf der Haut geht es bitter und grün los. Würde ich es nicht besser wissen, würde ich hier auf die volle Wacholder-Gin-Wucht tippen, aber dann ist es wohl doch die krautig-frische Lavendel-Minz-Allianz, die hier die Spirituosenillusion perfekt macht. Dann aber ist Schluss mit dem Firlefanz, und ich könnte es selbst nicht schöner sagen:
Auch wenn das Vetiver von grünen und zitrischen Noten begleitet wird, so enthüllt es doch nichts anderes als „die nackte Wahrheit“ dieses exquisiten und komplexen Duftstoffes und ist somit einmal mehr absolut verblüffend.
Wie riecht Vetiver? Das ist ganz schwierig zu beschreiben: wie oben erwähnt, wurzelig, erdig, aber keineswegs muffig, ich finde, es kommt auch eine anisähnliche Würze hinzu, ich muss an Bio-Lakritze denken – und das alles sehr intensiv und kräftig. Hier und da blitzt grüne Minze auf oder die herb-spritzige Bitterkeit der Grapefruit. Immer ist aber Vetiver der Dreh- und Angelpunkt der Komposition – so klar wie selten sonst.
Vetiver – die reine Lehre, die nackte Wahrheit! Vetiversüchtlinge – „da ist das Ding!“
Es grüßt grasig
Harmen
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